Nach Störfall: Kwizda investiert weiter

Nach der Verunreinigung des Korneuburger Grundwassers durch Pestizide investiert das Unternehmen Kwizda Agro in Leobendorf (Bezirk Korneuburg) 20 Mio. Euro. Fünf von acht Modernisierungsprojekten sind bereits umgesetzt.

Nach den Worten von Geschäftsführer Andreas Stöckl werde das Werk in Leobendorf in Sachen Prozesstechnologie, Umweltschutz und Sicherheit zur Benchmark in Europa. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag bezifferte Stöckl das von 2013 bis 2018 laufende Investitionsprogramm mit 20 Mio. Euro. Die bisher gesetzten Maßnahmen hätten gegriffen und zu sehr positiven Ergebnissen geführt. Das Vertrauen nicht nur der Anrainer und Behörden, sondern auch der Kunden - laut Stöckl die „Großen der Branche“ in Europa - sei wieder da.

Firmenareal mit Sperrwand umschlossen

Das Hauptproblem war das Abwasser, die Erneuerung der Anlagen, beziehungsweise das Effizienzprogramm, habe aber auch zu einer Kapazitätssteigerung geführt. Heute seien daher mehr Mitarbeiter am Standort tätig als vor dem Störfall im August 2010 (102 Beschäftigte und aufgrund der saisonalen Schwankungen bei der Produktion 25 temporäre Leiharbeiter). Insgesamt zählt die Kwizda Agro GmbH als Teil der Kwizda Unternehmensgruppe, mit ihrer Zentrale in Wien und Vertriebsstandorten in Europa rund 275 Mitarbeiter. Die Exportquote liegt bei 90 Prozent.

Bisher flossen zwölf Millionen Euro unter anderem in die Umschließung des Firmenareals durch eine 815 Meter lange, 15 Meter in die Erde reichende Sperrwand, die vor einem Jahr fertiggestellt wurde. Damit könne nun keinerlei etwaige Kontamination mehr ins Grundwasser gelangen, erläuterte Werksleiter Manfred Winter. Seit dem Sommer wird am Abwassersystem gearbeitet, wobei „Rohr-in-Rohr“-Systeme mit kontinuierlicher Lecküberwachung installiert werden. Bis 2017 sollen sämtliche unterirdischen Rohrleitungen und Sammelbecken erneuert werden.

„Absolut keine Umweltgefährdung mehr“

Die Produktionsanlagen werden sicherheitstechnisch nachgerüstet, Abluftfilter modernisiert und auch die Entwässerung der Lager- und Verkehrsflächen neu konzeptioniert, um möglichen Zwischenfällen beim Be- und Entladen der Lkw zu begegnen. Neben den baulichen Maßnahmen wurden bis zur Halbzeit des Programms auch die Zertifizierungen gemäß ISO 9001, ISO 14001 und OHSAS 18001 abgeschlossen. Es gebe auch keinerlei Geruchsbeschwerden mehr.

Bereits 98 Prozent des Korneuburger Grundwassers seien wieder in Ordnung. Die restlichen zwei Prozent würden eine derart verschwindend kleine Menge darstellen, dass sogar die Analyse schwierig sei. Aus Sicht des Unternehmens bestehe nun „absolut keine Umweltgefährdung“ mehr.

Sanierungen jahrelang verabsäumt

Im Jahr 2010 sei das Unternehmen auf die Grundwasserbelastung aufmerksam geworden, hat aber, wie im Strafverfahren bekannt wurde, aus Angst vor einer Werksschließung erst 2012 die Verunreinigung bekanntgegeben und bekämpft.

Laut einem Prozess-Gutachter war die Technik im Werk Leobendorf - mit 30 Jahre alten Rohren - zuvor veraltet und auch nicht ausreichend dokumentiert, Abwasser überhaupt kein Thema. Die verpflichtenden Überprüfungen des Kanalsystems passierten nicht, jene der Abwasserbecken nur ab und zu. Beim Vorfall 2010 war „sofort klar“, dass es sich nicht um einen Spontanbruch handelte. Man hätte auch wissen müssen, dass im versickerten Abwasser Herbizide waren.

Prozess endete mit Geldbußen

Parallel zu den Sanierungsmaßnahmen habe sich das Unternehmen auch nach außen geöffnet, verwies Stöckl auf Informationsveranstaltungen für die nach dem Störfall sensibilisierten Anrainer. Mittlerweile seien die Anrufe bei der eingerichteten Grundwasser-Hotline verebbt.

Heute sei man auch „entspannter“ als vor einem Jahr, erinnerte der Geschäftsführer an die Gerichtsverhandlung wegen der undichten Abwasseranlagen, die mit Diversion und Geldbußen geendet hatte. Laut dem Richter war der Vorwurf der vorsätzlichen Beeinträchtigung der Umwelt nach dem Beweisverfahren nicht aufrechtzuerhalten, ab dem Erkennen des Schadens 2010 sei das Verhalten in Bezug auf Sanierungsmaßnahmen „vorbildlich“ gewesen.

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