Wirtschaftsjahr 2015: Pleiten und Kündigungen

Im Jahr 2015 geht ein Stück Wirtschaftsgeschichte zu Ende. bauMax wird zerschlagen, Zielpunkt meldet überraschend Insolvenz an und steigende Arbeitslosenzahlen sowie Kündigungswellen dominieren die Schlagzeilen.

Das Wirtschaftsjahr 2015 ist aus niederösterreichischer Sicht ein durchaus turbulentes. Die Baumarktkette bauMax wird zerschlagen. Beim Maschinenhersteller Voith und beim Wäschehersteller Triumph gibt es Kündigungswellen. Der Bankensektor kämpft mit millionenschweren Abschreibungen und Verlusten.

Arbeitslosenzahlen. Monat für Monat steigt die Zahl der Arbeitslosen, sowohl in Niederösterreich als auch österreichweit. Zuletzt sind Ende November 430.000 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet. In Niederösterreich sind es 66.154 Menschen, was einem Anstieg gegenüber dem November 2014 in der Höhe von 4,8 Prozent entspricht - mehr dazu in 66.000 Menschen sind auf Arbeitssuche. Am stärksten betroffen sind neben Arbeitslosen, die älter als 50 Jahre alt sind, auch junge Menschen, die lediglich die Pflichtschule abgeschlossen haben, sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

Arbeit Arbeitslosigkeit

APA / Privat

Die Zahl der Arbeitslosen steigt Monat für Monat

bauMax. Die Baumarktkette bauMax mit Sitz in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) wird nach verlustreichen Jahren zerschlagen. Ende Oktober sperren die letzten der insgesamt 65 Filialen in Österreich zu - mehr dazu in bauMax dreht Lichter endgültig ab. Mit ein Grund ist die massive Expansion in neue Märkte in Osteuropa. Wurden dort zunächst noch gute Gewinne erzielt, schlugen die Profite mit der Wirtschaftskrise in herbe Verluste um.

Darüber hinaus war bauMax hoch verschuldet. Die meisten Filialen werden vom deutschen Konkurrenten OBI übernommen - mehr dazu in Auf bauMax-Märkte folgen nun OBI-Filialen. Mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bis dato jedoch nicht übernommen worden. Ihre Zukunft ist ungewiss.

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Das endgültige Aus für bauMax

Die Baumarktkette bauMax sperrt am 31. Oktober 2015 endgültig alle Filialen in Österreich zu. Gernot Rohrhofer berichtete für „NÖ heute“.

Voith. Im Februar kündigt der deutsche Maschinenhersteller Voith an, weltweit 1.600 Stellen streichen zu wollen. Auch das Papiermaschinenwerk in St. Pölten ist betroffen. Dieses soll bis Ende März 2016 geschlossen werden, weil die Produktion zum Teil nach Asien verlagert werden soll. 150 Beschäftigte werden ihre Jobs verlieren - mehr dazu in Voith schließt Werk in St. Pölten. Aufatmen können nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Sparten „Hydro“ und „Turbo“. Ihre Arbeitsplätze in St. Pölten sollen erhalten bleiben.

Voith Kündigungswelle Stoppschild

APA / Paul Plutsch

150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze

Triumph. Eine weitere Hiobsbotschaft erreicht auch die Beschäftigten beim Wäschehersteller Triumph. Der Konzern kündigt an, das Werk in Oberwart im Burgenland mit 210 Beschäftigten schließen zu wollen. In den Jahren davor wurden bereits die Werke Oberpullendorf (Burgenland) und Aspang (Bezirk Neunkirchen) zugesperrt - mehr dazu in Triumph schließt Werk in Aspang.

Die neuerliche Kündigungswelle trifft auch den Standort in Wr. Neustadt. Dort müssen 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen - mehr dazu in Kündigungswelle bei Triumph. Grund ist, dass der Wäschehersteller seine Produktion nach eigenen Angaben weitgehend in den Osten Europas sowie nach Asien verlagern wird.

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Kündigungswelle bei Triumph

Der Maschinenhersteller Voith kündigte an, dass das Werk in St. Pölten geschlossen wird. Thomas Birgfellner berichtete für „NÖ heute“.

Elk. Mit einem überraschenden Vorstoß scheitert der Fertigteilhausanbieter ELK mit Sitz in Schrems (Bezirk Gmünd) - mehr dazu in Lohnverzicht: Elk rudert zurück. Das Unternehmen wollte nach Großbritannien expandieren. Um diese Pläne finanzieren zu können, sollten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf vier Prozent ihrer Löhne verzichten. Was folgt, ist jedoch ein heftiger Widerstand von Gewerkschaft und Belegschaftsvertretern - mehr dazu in Elk-Betriebsrat gegen Lohnverzicht. Die Geschäftsführung rudert am Ende zurück. Das nötige Geld möchte sich ELK jetzt von den Banken besorgen.

Semmering-Bahn-Tunnel. Startschuss für das mehr als drei Milliarden Euro teure Tunnelprojekt: Mit dem Tunnelanstich in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) erfolgt im November der offizielle Baustart des Semmering-Bahn-Tunnels auf niederösterreichischer Seite - mehr dazu in Semmering-Bahntunnelbau gestartet. Der Tunnel soll insgesamt 27 Kilometer lang werden und aus drei Tunnelabschnitten bestehen.

Immer wieder hatten Rechtsstreitigkeiten den Bau des Tunnels verzögert. Der Verwaltungsgerichtshof verhängte zwischenzeitlich einen Baustopp und hob den Wasserrechtsbescheid auf - mehr dazu in Baustopp für Semmering-Bahntunnel. Im Mai gibt der Bundesverwaltungsgerichtshof dann aber grünes Licht für den Bau. Begründet wird die Entscheidung damit, dass das öffentliche Interesse die von den Tunnelgegnern vorgebrachten Mängel überwiegen.

Anfang Dezember wird wiederum vom Verwaltungsgerichtshof der Naturschutzbescheid gekippt, was sich jedoch nicht auf den Baufortschritt auswirkt - mehr dazu in Semmeringtunnel: Naturschutzbescheid gekippt.

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Baustart für den Semmering-Bahn-Tunnel

Ende November beginnen mit dem Tunnelanstich die Bauarbeiten für den Semmering-Bahn-Tunnel. Thomas Puchinger berichtete für „NÖ heute“.

Nordautobahn. Im April beginnt der Ausbau der Nordautobahn. Das Teilstück zwischen Schrick und Poysbrunn (beide Bezirk Mistelbach) kostet 324 Millionen Euro und soll 2017 fertig sein. Der Abschnitt hat eine Länge von 25 Kilometern.

Bankensektor. Harte Zeiten auch für die Banken: Die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien rutscht deutlich in die roten Zahlen. Nach einem Gewinn von 145 Millionen Euro im Jahr 2013 gibt das Unternehmen im April einen Jahresverlust für 2014 in der Höhe von 273 Millionen Euro bekannt - mehr dazu in Raiffeisen-Landesbank 2014 mit Verlust. Grund dafür ist, dass sich Verluste der Raiffeisen Bank International sowie der Raiffeisen Zentralbank auch auf die Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien negativ auswirken.

Turbulent verläuft das Jahr auch für die Hypo Niederösterreich. Die Bank verbucht für das Jahr 2014 einen Verlust in der Höhe von 31 Millionen Euro - mehr dazu in Hypo NÖ wegen Heta mit Verlust. Die Hypo Niederösterreich hätte ursprünglich einen Gewinn gemacht, allerdings wirkt sich das Finanzdebakel der Kärntner Hypo Alpe Adria negativ auf die Hypo Niederösterreich aus.

Die Bank musst zunächst mehr als 60 Millionen Euro abschreiben. Im August kommen weitere 20 Millionen Euro an Wertberichtung dazu. Für der erste Halbjahr 2015 zieht die Hypo Niederösterreich hingegen wieder eine positive Bilanz - mehr dazu in Hypo zieht positive Halbjahresbilanz.

Zielpunkt. Überraschend meldet die Lebensmittelkette Zielpunkt Ende November Insolvenz an - mehr dazu in Supermarktkette Zielpunkt ist pleite. Erst Wochen zuvor hatte es geheißen, dass die Sanierung der Lebensmittelkette gut voranschreiten würde. Mit einem Schlag beginnt österreichweit für 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine ungewisse Zukunft.

Zielpunkt Insolvenz Schild Nacht

APA / Helmut Fohringer

Die Lebensmittelkette Zielpunkt meldete überraschend Insolvenz an

In Niederösterreich, wo Zielpunkt mit 53 Filialen nach Wien die meisten Niederlassungen hat, sind fast 600 Beschäftigte betroffen. Mitte Dezember wird bekannt, dass sowohl Novembergehalt als auch Weihnachtsgeld der Beschäftigten vom Insolvenzentgeltfonds ausbezahlt werden. Ein Großteil der Filialen soll von Konkurrenten aus der Lebensmittelbranche übernommen werden.

Thomas Puchinger, noe.ORF.at

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