A380: „Handlungsbedarf am Flughafen“

Der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann sagt, der Flughafen Wien habe im Zusammenhang mit dem A380 „Handlungsbedarf“. Zwar kann das Flugzeug in Wien landen, jedoch gibt es noch keinen Terminal, an den es andocken kann.

„Es besteht Handlungsbedarf und ich denke, je schneller man hier eine Lösung findet, umso besser ist es“, sagt Hofmann und macht auf Konkurrenz aus dem Ausland aufmerksam: „Wir sehen zum Beispiel, dass der A380 ab dem Sommer nach Prag fliegen wird. Das ist ein sehr starkes Zeichen der Emirates. Wenn es so weiter geht, wird diese Fluglinie auch überlegen, eines Tages mit diesem Gerät nach Budapest oder Warschau zu fliegen.“

„Wenn eine Fluglinie mit dem A380 nach Wien kommen will, kann sie das schon jetzt jederzeit tun. Was wir noch überlegen, ist, in welcher Form wir unsere Infrastruktur anpassen. Das wird in den nächsten Monaten entschieden“, sagt dazu Günther Ofner, einer der beiden Vorstände des Flughafens im Interview mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Wie sollen diese Adaptierungen konkret aussehen?

Ofner: Sie sollen so aussehen, dass ein Einsteigen und Aussteigen ohne Busse möglich ist und dazu werden verschiedene Alternativen geprüft. Bei den bisherigen Landungen war alles immer innerhalb weniger Minuten erledigt, aber natürlich ist es angenehmer, wenn eine direkte Verbindung zu den Fluggastbrücken besteht.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie die Mitbewerber München, Prag und Bratislava. Wo würden Sie den Flughafen Wien ansiedeln?

Ofner: Wir haben uns auf unsere eigenen Stärken konzentriert, das heißt, wir haben die Kosten reduziert, den Service verbessert und insgesamt eine sehr positive Entwicklung in den vergangenen Jahren genommen. Und auch für das neue Jahr bin ich optimistisch. Die Steuerreform bringt höhere Einkommen, es gibt einen Zuwachs beim realen Einkommen, daher glauben wir, dass 2016 die Nachfrage nach Flugreisen von Wien aus steigen wird und vor allem gibt es viele attraktive Destinationen und Angebote und insofern sind wir im Wettbewerb gut gerüstet.

noe.ORF.at: Welche Rolle spielt die direkte Zuganbindung aus dem Westen, die es seit dem Fahrplanwechsel im Dezember gibt?

Ofner: Für uns heißt das, dass Passagiere aus Linz, aus Salzburg bequem mit dem Zug direkt zum Flughafen kommen und das sollte unsere Entwicklung positiv unterstützen. Was wir bereits sehen ist, dass die Züge eher voll sind. Das heißt, es gibt Passagiere, die dieses Angebot annehmen, aber es braucht sicher eine gewisse Zeit, bis alle das gelernt haben und wir hoffen schon, dass es einige tausend zusätzlich Passagiere nach Wien bringt.

Günther Ofner

APA/Georg Hochmuth

noe.ORF.at: Die Passagierzahlen steigen, hingegen gehen die Luftbewegungen zurück, weil die Flugzeuge mehr Passagiere auf einmal transportieren können. Was bedeutet diese Entwicklung für den Flughafen?

Ofner: Dass größere Flugzeuge eingesetzt werden, ist dem Kostendruck geschuldet, unter dem die Airlines stehen. Für den Flughafen ist das eine positive Entwicklung, weil es die Infrastruktur entlastet.

noe.ORF.at: Wie sehr belasten Terroranschläge wie jene in Paris oder die Konflikte im Nahen Osten das Geschäft?

Ofner: Derzeit merken wir nichts davon. Das heißt, wie auch in den vergangenen Jahren, wenn es einen Terroranschlag oder ein schlimmes Ereignis gibt, dann gibt es vielleicht kurzfristig eine Reaktion, aber nach mehreren Monaten ist das wieder verpufft und es gibt die normale Entwicklung. Global wächst der Flugverkehr sehr stark und wir hoffen, dass wir auch in Europa einen entsprechenden Anteil lukrieren können.

noe.ORF.at: Das subjektive Sicherheitsgefühl der Passagiere ist also trotz des Terrors hoch?

Ofner: Selbstverständlich, es hat ja die Statistik des Jahres 2015 gezeigt, dass am wenigsten Menschen zu Schaden gekommen sind, seit die zivile Luftfahrt in Betrieb ist und auf der anderen Seite durch die Sicherheitskontrollen und alle Maßnahmen, die gesetzt sind, kann sich jeder Passagier wirklich sicher fühlen.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie die Anstellungswelle der Lufthansa, die 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufnehmen will?

Ofner: Das ist ein positives Signal, als Faustregel für unsere Entwicklung gilt ja, dass eine Million zusätzliche Passagiere etwa 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze schafft und wir werden daher auch 2016 am Standort Wien neue Jobs haben, derzeit sind etwa 20.000 Menschen am Flughafen tätig, das wächst, die Airport City wächst und es siedeln sich neue Betriebe an. Wir können also optimistisch in die nächsten Jahre blicken.

noe.ORF.at: Sie präsentieren jeweils im Jänner die Zahlen des Vorjahres. Was darf man sich erwarten?

Ofner: Die Entwicklung des Standortes Wien kann sich sehen lassen, sowohl was Umsatz als auch Ertrag anlangt. Was uns besonders freut, ist, dass sich immer mehr neue Betriebe ansiedeln - zuletzt hat Kühne und Nagel seine Konzernzentrale auf den Flughafen verlegt - und wir arbeiten an einer Reihe weiterer Projekte.

Das Gespräch führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at