Sahinovic: „Das Wasser ist mein Zuhause“

Der 11. Juni 2015 hat das Leben der Synchronschwimmerin Vanessa Sahinovic für immer verändert: Seit sie in Baku von einem Bus angefahren wurde, sitzt sie im Rollstuhl. Jetzt hat sie sich ihren Traum, wieder zu schwimmen, erfüllt.

Vanessa Sahinovic aus Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) war mit Teamkolleginnen im Athletendorf bei den Europaspielen in Baku (Aserbaidschan) unterwegs, als sie am Gehsteig von einem Shuttlebus niedergefahren wurde. Seitdem ist die heute 16-jährige querschnittgelähmt - mehr dazu in Unfallopfer Sahinovic querschnittgelähmt (sport.ORF.at; 17.9.2015).

Vanessa Sahinovic im Stadtbad Mödling

ORF

Im Stadtbad Mödling erfüllte sich Vanessa Sahinovic ihren großen Traum, wieder zu schwimmen

Sieben Monate später: Um ins Wasser zu kommen, braucht Vanessa noch Hilfe. Im Stadtbad Mödling müssen sie deshalb ihre Eltern vom Rollstuhl zum Beckenrand tragen. Von dort aus hilft ihr Schwimmtrainer Thomas Narnhofer ins Wasser. Er kennt Vanessa seit frühester Jugend und war schon ihr Coach, als sie noch Synchronschwimmerin war: „Ich bin begeistert von Vanessa. Man merkt einfach, dass das Element Wasser ihres ist. Sie hat das Gefühl im Wasser, sie macht sofort die technischen Umsetzungen, die ich ihr sage. Sie hat einfach Spaß im Wasser.“

Reha zeigte Wirkung

Gemeinsam mit ihrem Trainer geht Vanessa im Wasser Übung für Übung durch. Kräftige Armzüge sind kein Problem, sogar am Rücken kann sie schwimmen. „Das Wasser ist mein Zuhause. Da fühle ich mich wohl“, sagt die 16-Jährige. Insgesamt verbringt sie etwas mehr als eine halbe Stunde im Becken, erst dann wird sie müde.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Vom Rollstuhl ins Schwimmbecken

Zum ersten Mal nach ihrem Unfall in Baku konnte sich Vanessa Sahinovic im Stadtbad Mödling wieder ihren Traum vom Schwimmen erfüllen.

Seit dem Unfall in Baku ist mehr als ein halbes Jahr vergangen. Seither hat sich viel getan. Zunächst arbeitete Vanessa in Bad Häring (Tirol) an ihrer Reha. Seit einigen Wochen fährt sie mit ihren Eltern regelmäßig sechs Stunden nach Deutschland, wo sie an ihren Fertigkeiten mit dem Rollstuhl arbeitet. Und das zeigt Wirkung. „Ich bin viel stabiler geworden und von der Kraft her hat sich auch einiges getan“, sagt die junge Wiener Neudorferin.

Trainer: „Ich glaube, dass sie es schaffen wird“

Vanessa will weiter hart arbeiten. Zwar machen ihr die Ärzte aktuell nicht viel Hoffnung, dennoch ist es ihr großes Ziel, eines Tages wieder gehen zu können. Mutter Azra ist überzeugt davon, dass es ihre Tochter schaffen kann: „Wenn sie weiter so ehrgeizig ist, wird vielleicht ihr Traum in Erfüllung gehen.“ Auch Trainer Thomas Narnhofer glaubt an Vanessa: „Jetzt braucht es einfach Zeit, Übung und Training. Sie ist sehr positiv eingestellt und ich glaube, dass sie es schaffen wird.“

Problematisch ist bei Familie Sahinovic nach wie vor die Wohnsituation. Die Wohnung in Wiener Neudorf bietet zu wenig Platz, das Haus hat keinen Lift und ist damit nicht behindertengerecht. Doch der Umzug ist bereits geplant. Die Familie wird in ein Haus nach Mödling ziehen, mit einem großen Zimmer für Vanessa und der wichtigsten Neuerung: einem Schwimmbecken.

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at