Große Forschung mit kleinen Teilchen

Die 29-jährige Quantenphysikerin Nadine Dörre zählt zu den vielversprechendsten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Europas. Die gebürtige Hornerin wurde vom Forbes Magazin zu den besten „30 unter 30“ gewählt.

Für einen Laien ist das, was Nadine Dörre an der Universität Wien erforscht, nur schwer zu verstehen. Seit mittlerweile sieben Jahren versucht sie heraus zu finden, wo die Grenze zwischen Quantenphysik und klassischer Physik liegt. Jetzt hat die Forschung der Waldviertlerin und ihres Teams auch international Anerkennung gefunden. Das amerikanische Forbes Magazine wählte die 29-Jährige in der Kategorie „Naturwissenschaft und Gesundheit“ unter die 30 besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Europas unter 30 Jahren.

Quantenphysiker Nadine Dörre

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Nadine Dörre zählt zu den vielversprechendsten Wissenschaftlerinnen Europas

Herzstück der Forschungsarbeit von Nadine Dörre und ihrem Team ist ein sogenanntes Molekül-Interferometer, ein „weltweit einzigartiges Experiment“, wie die Waldviertlerin sagt. Der Apparat, der in einem Forschungslabor am Physik-Institut der Universität Wien steht, wurde von den Quantenphysikern selbst entwickelt und zusammengebaut. „Das bedeutet viel Bastelarbeit, Aufbauarbeit, Schrauben und Elektronik Löten. Auch die Programme zum Auswerten der Daten mussten wir selbst schreiben“, erzählt Nadine Dörre.

Physikerin will Weltrekord aufstellen

Ziel der Forschungsarbeit der jungen Quantenphysikerin ist, „die Quanteneigenschaften von immer größeren Teilchen nachzuweisen“, wie sie sagt: „Wir versuchen die Grenzen zwischen der Quantenphysik und unserer makroskopischen Welt auszuloten“.

Die Idee hinter dieser Forschung ist das sogenannte Doppelspaltexperiment. Dabei werden Teilchen durch einen Doppelspalt geschickt. Auf einem Schirm wird das entstehende Muster aufgezeichnet. Das Besondere: Die Teilchen treffen nicht, wie man erwarten würde, an nur zwei Stellen hinter dem Doppelspalt auf, sondern bilden ein Muster, das der Ausbreitung von Wellen entspricht. So soll gezeigt werden, dass sich Moleküle an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten können.

Doppelspaltexperiment

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Basis für Nadine Dörros Forschung ist das Doppelspaltexperiment, das beweist, dass sich Teilchen an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten können

Nadine Dörre verfolgt aber ein noch größeres Ziel. Sie will das physikalische Phänomen des Doppelspaltexperiments mit immer größeren Teilchen nachweisen. „Wir versuchen den sogenannten Masserekord für Quanteninterferenz aufzustellen“, sagt die Waldviertlerin.

Dass die meisten Leute zunächst erstaunt auf ihren Beruf reagieren, daran hat sich die 29-Jährige bereits gewöhnt. Meist folgt als zweite Reaktion aber Interesse, sagt sie: „Es ist so, dass sich viele Leute für Physik interessieren. Die meisten haben viele Fragen und erzählen mir, was sie immer schon wissen wollten.“

Forschung an fundamentalen Fragen

Nadine Dörres eigenes Interesse für Physik wurde bereits in der Schule geweckt. Die Experimentalphysik begeisterte sie dann auf der Universität: „Während meines Studiums habe ich gesehen, wie Laborarbeit aussieht und, dass man mit relativ einfachen experimentellen Aufbauten an fundamentalen Fragen forschen kann.“

Im Frühjahr wird die Physikerin ihr Doktoratsstudium abschließen. Dass sie laut Forbes Magazine schon jetzt zu den besten Wissenschaftlerinnen Europas zählt, freut sie nicht nur persönlich, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht: „Ich freue mich vor allem darüber, dass die Grundlagen der Quantenphysik offensichtlich nicht nur unter Wissenschaftlern, sondern auch in der Öffentlichkeit als eine wichtige Fragestellung gesehen werden.“

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