Neun Sitzenbleiber: Hintergründe weiter unklar

In Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) spitzt sich ein Streit über sitzengebliebene Schüler zu. Volksanwalt Peter Fichtenbauer vermutet gewollte Einflussnahme, der zuständige Pflichtschulinspektor spricht von falschen Zahlen.

Bereits am Donnerstag ist der Fall publik geworden, nachdem Eltern betroffener Schüler den Fall ins Rollen gebracht hatten. Neun von 22 Schülern schafften laut der Volksanwaltschaft im vergangenen Jahr den Übertritt in die vierte Klasse nicht. Man sei es gewöhnt, dass in einer Klasse vielleicht ein oder zwei Schüler nicht bestehen würden, so Fichtenbauer, aber bei mehr als einem Drittel könne es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Pflichtschulinspektor: „Leistungsschwache Klasse“

Der zuständige Pflichtschulinspektor Franz Weinberger sprach von insgesamt acht Fällen. Vier Kinder seien sitzengeblieben, die anderen hätten die Klasse im vorigen Jahr freiwillig wiederholt. Es habe sich um eine „außerordentlich leistungsschwache Klasse vom Schuleintritt weg“ gehandelt.

In den ersten beiden Schuljahren besteht die Möglichkeit einer Umstufung. Damit soll leistungsschwächeren Schülern mehr Zeit gegeben werden, sich an die Schule zu gewöhnen. Sie haben dann drei Jahre Zeit für zwei Schulstufen. „Das haben die Eltern aber abgelehnt, und in der dritten Klasse ist es dann einfach nicht mehr gegangen, die Kinder aufsteigen zu lassen“, so Weinberger. Auffällig sei die Häufung schon, Schuld habe aber nicht die Lehrkraft.

Volksanwalt vermutet „Einfluss auf Schülerzahlen“

Fichtenbauer vermutet auch organisatorische Gründe hinter den Wiederholungen, um Einfluss auf die Schülerzahlen in den Klassen zu nehmen. Die damalige zweite Klasse habe nun 20 Schüler, ohne die wiederholenden Schüler wären es nur elf. Schulverwaltung, Lehrer und Direktorin hätten „einen hohen Level einer Agitationsmöglichkeit“, Eltern seien dagegen de facto machtlos. Diese Argumentation hält Weinberger aber für haltlos. Er sehe keinen Sinn darin, eine Klasse zu verkleinern, um eine andere zu vergrößern: „Der Verdacht auf Manipulation ist einfach nicht gegeben.“

Volksanwaltschaft untersucht den Fall

Die Volksanwaltschaft untersucht den Fall jetzt. Insbesondere werde hinterfragt, „ob dieser Fall der Schulaufsichtsbehörde bekannt war und ob eine Überprüfung der pädagogischen Qualität des Unterrichts erfolgt ist“. Der zuständige Schulinspektor sieht dem Verfahren gelassen entgegen, sprach aber gegenüber noe.ORF.at von einem unverschuldeten schweren Imageschaden für die Schule.

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