Erster Imam musste Land verlassen

Das vor einem Jahr beschlossene, neue Islamgesetz hat erste Konsequenzen: Der Imam einer Moschee in St. Veit an der Gölsen (Bezirk Lilienfeld) musste Österreich verlassen, weil er von der Türkei finanziert wurde.

Der Imam war im Auftrag der türkischen Religionsbehörde tätig und hatte daher kein Visum mehr erhalten. In der Vorwoche wurde er aufgefordert, das Land zu verlassen, bestätigt Metin Akyürkek, Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied von ATIB, dem größten Moscheeverein Österreichs, einen Bericht der Tageszeitung „Kurier“. Zum Verein gehören 64 weitere Imame, auch sie dürften - weil sie türkische Beamte sind und von der Türkei finanziert werden - vom neuen Islamgesetz betroffen sein.

„ATIB steht jetzt natürlich vor einem gewissen Problem: Entweder sie finden hier Imame, die bereit sind für ATIB zu arbeiten und vielleicht andere Moscheen zu verlassen, sie finden Imame aus einem anderen Land, die bereit wären, sich in Österreich anstellen zu lassen oder man muss die Moschee einstweilen ohne Imam versorgen“, so Akyürek. Die Imame müssten ihr Beamtenverhältnis in der Türkei kündigen, um weiterhin in Österreich tätig sein zu dürfen.

Islamgesetz stellt Moscheevereine vor Probleme

Die Übergangsfrist des neuen Islamgesetzes läuft bis Ende März, dann stehen Moscheevereine in Österreich vor großen Problemen. Ihnen droht nicht nur die Auflösung, wenn sie ihre Vereinsstatuten nicht anpassen, dem größten Moscheeverein ATIB dürften sogar alle 65 Imame abhanden kommen, die von der Türkei finanziert werden. Adäquaten Ersatz zu finden sei aber schwierig, sagt Akyürek. Darauf habe man den Gesetzgeber auch vor einem Jahr aufmerksam gemacht. „Allerdings wurde immer als Ausrede genannt, dass ohnehin theologische Einrichtungen an der Universität Wien eingerichtet werden und die Imame dort ausgebildet werden sollen“, so Akyürek.

Diese theologische Einrichtung existiert allerdings noch nicht und soll erst 2018 eingerichtet werden, sagt Akyürek. Bis die ersten Imame ihre Ausbildung in Österreich abschließen, dürften sechs Jahre vergehen. Wie man das Problem bis dahin lösen wird, ist noch unklar. Notfalls müssten die betroffenen Moscheen laut Aykürek wohl ohne Imame auskommen.

Das neue Islamgesetz trat Ende März 2015 in Kraft und enthält strengere Vorschriften für Muslime in Österreich, die bis zuletzt umstritten waren. Das Gesetz stellt eine neue Rechtsgrundlage für die geschätzt rund 560.000 Muslime in Österreich dar.