Pilotprojekt: Lehrabschluss in Etappen

Jeder fünfte Lehrling in Niederösterreich schafft den Lehrabschluss nicht und hat somit nichts als einen Pflichtschulabschluss vorzuweisen. Ein Pilotprojekt soll nun den Lehrabschluss in Etappen ermöglichen.

Österreichweit steigt die Arbeitslosigkeit immer weiter. Vor allem Menschen, die keine oder kaum Ausbildung haben, kommen unter Druck. Sie finden nur schwer einen Job und wenn doch, kommen sie über ein Hilfsarbeitergehalt nicht hinaus. Ein Lehrling, der etwa zwei Jahre eine Ausbildung, jedoch den Lehrabschluss nicht fertig gemacht hat, verfügt offiziell über nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss und findet nur in den wenigsten Fällen eine Arbeit. Das Land Niederösterreich, die Wirtschaftskammer, die Arbeiterkammer und das Arbeitsmarktservice in Niederösterreich wollen dem nun mit einem Pilotprojekt vorbeugen.

In diesem Projekt können bereits erworbene Qualifikationen angerechnet werden. Die Lehrabschlussprüfung kann somit jederzeit nachgeholt werden, ohne dass man die Lehre wieder von Neuem beginnen muss. „40 Prozent derjenigen, die heute arbeitslos in Niederösterreich sind, haben keine Ausbildung. Das ist für uns der Ansatz, darüber nachzudenken, was wir tun können und gemeinsam Wege aufzuzeigen“, sagt der für den Arbeitsmarkt zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Sobotka (ÖVP).

Lehrabschluss in drei Etappen möglich

Konkret soll es zwei Ausbildungsmodelle geben: eines für Arbeitslose und eines für junge Erwachsene, die zwar eine Arbeit haben, sich aber weiterbilden möchten. „Der große Vorteil dieses Angebotes ist, dass man den Lehrabschluss nicht auf einmal machen muss, sondern auch in Teilmodulen in drei Etappen erreichen kann“, sagt die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Sonja Zwazl. „Einmal erworbene Bausteine gehen somit nicht verloren, sondern man kann darauf aufbauen.“

Das Pilotprojekt soll im Zentralraum St. Pölten, im Industrieviertel sowie in Amstetten und Waidhofen an der Ybbs gestartet werden. Zunächst möchte man die Kenntnisse und Qualifikationen der Interessierten erheben, danach soll ihnen eine entsprechende Ausbildung angeboten werden. Ziel ist, dass möglichst viele den Lehrabschluss schaffen. In einem ersten Schritt rechnet man mit bis zu 200 Interessierten für das Pilotprojekt.

Vorerst nur in Metall- und Logistikberufen

Vorerst soll es diese sogenannte modulare Teilausbildung im Bereich der Metallverarbeitung und Logistik geben. „Das werden aber nicht die einzigen zwei bleiben, wir werden das so ziemlich in allen Sparten und Berufen brauchen und durchführen“, sagt der Landesgeschäftsführer des AMS Niederösterreich, Karl Fakler. „Ich nehme an, dass in den nächsten Monaten ganz unaufgeregt ein Beruf nach dem anderen dazukommen wird. Damit tragen wir dazu bei, dass in Niederösterreich ausreichend Fachpersonal zur Verfügung steht.“ Die Kosten für das Projekt sollen geteilt werden. Seitens des Landes Niederösterreich sollen heuer acht Millionen Euro in die Bereiche Bildung und Beschäftigung investiert werden.