Bresnik kritisiert Thiems Daviscup-Einsatz

Dominic Thiems Trainer Günter Bresnik sieht das Antreten seines Schützlings beim Daviscup mit gemischten Gefühlen. „Die Strapazen sind viel zu groß“, warnt Bresnik im Interview mit noe.ORF.at.

Österreichs Davis-Cup-Team wird den Länderkampf der Europa-Afrika-Zone I (1. Runde) vom 4. bis 6. März in Guimaraes gegen Portugal mit dem Weltranglisten-15. Dominic Thiem bestreiten. Das gab der ÖTV am Dienstag bekannt - mehr dazu in Thiem startet im Davis-Cup (sport.ORF.at; 23.2.2016). Während Kapitän Stefan Koubek nach der Zusage des Tennis-Stars durchatmen darf, übt Thiems Trainer Günter Bresnik Kritik.

Günter Bresnik

APA/Helmut Fohringer

Trainer Günter Bresnik sieht große Strapazen auf seinen Schützling zukommen.

noe.ORF.at: Dominic Thiem hat zuletzt in Südamerika ein Turnier gewonnen und einmal das Halbfinale erreicht. Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen, dass er Österreich beim Daviscup hilft?

Günter Bresnik: Es ist aus sportlichen Gründen ganz einfach unvernünftig, dass er sich die Reise nach Guimaraes antut. Dominic war vor zwei Wochen in Buenos Aires, vergangene Woche hat er in Rio de Janeiro gespielt und jetzt ist er in Mexiko. Nach diesem Turnier fliegt er nach Europa zum Daviscup und danach wieder nach Los Angeles. Diese Flugmeilen haben andere das ganze Jahr nicht. Aber ich werde mich nicht über den Willen eines Sportlers hinweg setzen. Wenn sich Dominic einbildet, dass er Daviscup spielen will, dann ist das seine Entscheidung und dann soll er spielen.

noe.ORF.at: Wie hat Thiem die Entscheidung für das Daviscup-Team bei Ihnen begründet?

Bresnik: Er spielt natürlich immer gerne für Österreich und jetzt haben wir den besonderen Fall, dass sein Freund Dennis Novak erstmals beim Team dabei ist. Die beiden sind gemeinsam auf dem Tennisplatz groß geworden und das möchte sich Dominic jetzt natürlich nicht entgehen lassen. Gerald Melzer und Alexander Peya sind auch im Team und auch mit denen harmoniert Dominic sehr gut. Er glaubt, dass mit dieser Mannschaft auf lange Sicht die Rückkehr in die Weltgruppe möglich ist und deshalb möchte er sich diesen Daviscup nicht entgehen lassen.

noe.ORF.at: Es ist ja nicht das erste Mal, dass hinter dem Antreten von Dominic Thiem im Daviscup ein Fragezeichen gestanden ist. Das liegt auch an ihrem angespannten Verhältnis zum Österreichischen Tennis-Verband (ÖTV). Wie ist der aktuelle Stand?

Bresnik: Wer mich kennt, weiß, dass ich immer meine Meinung sage. ÖTV-Präsident Robert Groß bemüht sich sehr, es läuft aber vieles im Verband nicht richtig. Ich stehe in der Südstadt tagtäglich auf dem Platz und trainiere mit Spielern, ich weiß, wie es an der Basis läuft und deshalb erlaube ich mir, diese Missstände zu sagen.

Dominic Thiem in Buenos Aires

APA/AFP/Eitan Abramovich

Thiem spielt vom 4. bis 6. März im Daviscup

noe.ORF.at: Welche Missstände gibt es derzeit beim Verband?

Bresnik: Wenn man sich die letzten Jahrzehnte ansieht, wird man erkennen, dass fast alle großen Spieler des Landes in Eigenregie erfolgreich waren und nicht über ein System des Verbandes. Von Kary über Feigl bis zu Muster und Antontisch. Wenn ich jetzt Dominic Thiem ausklammere, hat Österreich bei großen Turnieren keinen Spieler im Hauptbewerb, weil alle schon in der Qualifikation scheitern. Das ist eine Schande für Österreich. Da fehlt es an guter Nachwuchsarbeit.

Das Gespräch führte Mathias Eßmeister, noe.ORF.at.

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