Sexting und Cybermobbing in Schulen

Cybermobbing und Sexting (Verschicken von Nacktbildern), werden zunehmend zum Problem in Schulen. Beim Posten von Fotos sind sich die Jugendlichen der Gefahren oft nicht bewusst, die Bilder verbreiten sich schnell im Web.

Innerhalb von zwei Wochen mussten sich zwei 15-jährige Schüler in Wr. Neustadt vor Gericht verantworten, weil sie Mitschüler erpresst, beraubt oder in Hütten eingesperrt haben sollen - mehr dazu in Haft nach Terrorregime über Mitschüler (noe.ORF.at; 11.2.2016). Schnell entsteht der Eindruck, die Brutalität an unseren Schulen hätte zugenommen - doch tatsächlich dürfte es sich hier um Einzelfälle handelt.

Mehr Gewalt über soziale Netzwerke

Deutlich gestiegen ist hingegen die Gewalt über soziale Netzwerke. „Es werden über Facebook, Twitter oder WhatsApp Sachen gepostet, die entweder nicht stimmen oder nicht für die Allgemeinheit gedacht sind“, schildert Hermann Reichebner, Direktor der Neuen Mittelschule in St. Pölten-Viehofen, seine Erfahrungen. Dieses Problem trifft laut Lehrergewerkschaft alle Schulen gleichermaßen.

Konkrete Zahlen gibt es nicht - weil immer mehr Kinder und Jugendliche ein Handy mit Internetzugang haben, nehmen laut der Fachstelle für Gewaltprävention die Fälle von Cybermobbing aber zu. Es werden also immer mehr Schüler per Handy belästigt oder beschimpft. Die Gewalt selbst entstehe meist außerhalb der Schule, also im Freundeskreis oder im Elternhaus. Laut Direktor Reichebner setze man deshalb auf die Unterstützung der Eltern, „nur so können wir etwas erreichen.“

abgegebene Handys

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In der NMS Viehofen können die Handys freiwillig abgegeben werden

„Soziale Lernstunde“ als Prävention

Um aktuelle Probleme gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern zu besprechen, gibt es in der Neuen Mittelschule einmal pro Woche eine „soziale Lernstunde“. Das mache sich vor allem in den ersten Klassen bezahlt: „Da lernen sich die Schüler kennen, da wissen sie, wie sie sich in der Schule verhalten sollen und worauf wir in der Schule Wert legen.“ In Viehofen müssen alle Schüler ihre Handys während des Unterrichts ausschalten. In drei Klassen läuft außerdem ein Versuch, bei dem auf freiwilliger Basis alle Telefone in der Früh abgesammelt und erst am Ende des Schultages wieder zurückgegeben werden.

Auch das Landeskriminalamt bietet Präventionsprogramme an, die Cybermobbing entgegenwirken sollen. Dabei werden den Kindern und Jugendlichen verschiedene Videoclips gezeigt, die dann mit ihnen aufgearbeitet und besprochen werden. Dabei zeige sich, „dass den Schülerinnen und Schülern sehr oft nicht bewusst ist, dass sie bei Cybermobbing Handlungen setzen, die auch nach dem Strafgesetz strafbar sind“, sagt Peter Reiter vom Landeskriminalamt Niederösterreich, „insbesondere die Strafmündigkeit nach dem 14. Lebensjahr ist hier ein großes Thema.“ Seit 1.1.2016 ist Cybermobbing als eigener Tatbestand im Strafgesetzbuch verankert.

Textnachrichten Beispiel Sexting Sujet

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Die Hälfte aller Jugendlichen kennen jemanden, der schon einmal Nacktaufnahmen verschickt hat

„Alles, was über das Internet läuft, ist öffentlich“

Neben Cybermobbing ist auch Sexting ein Phänomen, das immer häufiger zu Problemen führt. Laut einer Studie der Plattform „Safer Internet“ kennt die Hälfte aller Jugendlichen jemanden, der schon einmal Nacktaufnahmen von sich verschickt hat. „Wenn die Liebe groß ist, will man dem Schatzi was zeigen“, sagt Safer Internet-Trainer Leo Hemetsberger, „und man bedenkt nicht, dass alles, was über das Internet läuft, öffentlich ist. Das heißt, ich habe keine Möglichkeit zu kontrollieren, was mit den Fotos passiert.“

Auch, wer seine Urlaubsfotos scheinbar „nur“ an die Familie schickt oder für Freunde postet, stellt diese indirekt der Öffentlichkeit zur Verfügung. „Es gibt Untersuchungen aus England, dass solche Fotos in Bikini oder Badehose innerhalb von zwei bis drei Wochen in bestimmten Foren unterwegs sind, wo sich dann Pädophile an den Bildern ‚erfreuen‘“, warnt Hemetsberger.

Frauenfoto am Handy, Sujet Sexting

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Nackt- oder Urlaubsbilder landen häufig in Foren, in denen Pädophile unterwegs sind

Löschen der Bilder kaum möglich

Die Server der Betreiberfirmen von Facebook, WhatsApp und Co. sind im Ausland. Es ist deshalb kaum möglich, die Inhalte aus den Tiefen des Internets je wieder zu löschen - obwohl es im Sinne des Urheberrechtsgesetzes das Recht am eigenen Bild gäbe, sagt Peter Reiter vom Landeskriminalamt, „man könnte es also einklagen, wenn mein Foto irgendwo verbreitet wird.“

Eltern rät Reiter, „sich dafür zu interessieren, in welchen sozialen Medien die Jugendlichen unterwegs sind. Wenn ich diese Medien selbst kenne, dann weiß ich auch, welche Gefahren dahinter stecken.“

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