St. Pölten wählt: Stadler im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu unter St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Matthias Stadler, Jahrgang 1966, besuchte Volksschule und Gymnasium in St. Pölten und studierte an der Universität Wien Deutsche Philologie und Geschichte (Abschluss 1990 mit Mag.phil.). Danach war er beim Verband der NÖ Volkshochschulen tätig, wechselte 1992 zum Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten in die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, internationale Kontakte und Tourismus und war von 2002 bis 2004 Geschäftsführer der Trägergesellschaft der Fachhochschule St. Pölten.

2003 wurde Stadler für die SPÖ in den Gemeinderat von St. Pölten gewählt und übernahm die Funktion des Stadtrats für Schul-, Kultur- und Jugendangelegenheiten. Am 9. Juli 2004 wurde der Sozialdemokrat als Nachfolger von Willi Gruber zum Bürgermeister der Landeshauptstadt St. Pölten gewählt. Stadler wurde im selben Jahr Stadtparteivorsitzender der SPÖ, seit 2013 ist er auch Landesparteivorsitzender der SPÖ Niederösterreich. Der 50-Jährige ist unter anderem Vorsitzender der Landesgruppe Niederösterreich des Österreichischen Städtebundes und Vorsitzender des Kooperationsnetzwerkes Europäischer Mittelstädte.

Matthias Stadler im Bürgermeisterzimmer im Rathaus Sankt Pölten

Magistrat der Landeshauptstadt St. Pölten

Matthias Stadler in seinem Büro im Rathaus St. Pölten

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Matthias Stadler: Die Stadt hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und ist zu so etwas wie einem „urbanen Dorf“ geworden. Wir haben Angebote wie eine Großstadt, was alle Bereiche wie Bildung, Wohnen, Arbeitsplätze, Wirtschaft, Kultur und Lebensqualität betrifft. Ein weiteres Plus ist, dass mehr als 60 Prozent Grünflächen vorhanden sind. Was wir nun verstärkt machen ist, diese tolle Entwicklung auch nach außen zu tragen.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leer stehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Stadler: Es gibt Geschäfte, die Nachmieter suchen und auch finden werden, ein Aussterben kann ich nicht erkennen. St. Pölten hat ein lebendiges und ein lebenswertes Stadtzentrum und eine schöne, weil auch historische und gut frequentierte ausgebaute Fußgängerzone. Diese soll, beispielsweise um die Brunngasse oder die Linzerstraße, erweitert werden. Zusätzlich sollen neue Wohnungen in der Innenstadt entstehen.

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Stadler: Ein schöner, multifunktionaler, zeitgemäßer Platz, der allen St. Pöltnerinnen und St. Pöltnern gefällt und als „neues Wohnzimmer“ der Stadt dienen soll! Am zukünftig neuen und nicht autofreien Domplatz wird es neben dem Marktbetrieb auch Veranstaltungen und damit eine Belebung der Fußgeherzone und der Gastronomie geben. Attraktive Akzente durch die archäologischen Funde werden den Tourismus stärken.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Stadler: Wir werden wachsen, weil die Menschen es schätzen, in unserer Stadt ihren Lebensmittelpunkt zu wählen! Wir werden in Wohnraum, Verkehrsinfrastruktur, Öffis, Erholungsräume, Schulen, Kindergärten, Freizeit und Kultur investieren. Wir setzen Akzente mit der Glanzstadt und bei den WWE-Gründen. Wir forcieren den Wohnbau und achten besonders auf leistbares Wohnen - das wollen unsere Bürgerinnen und Bürger.

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Stadler: Wir haben ein zeitgemäßes Generalverkehrskonzept mit zahlreichen Projekten: dazu gehören der Ausbau des Zu-Fuß-Gehens und der Radwege, Ausbau des LUP-Bussystems, die Kerntangente NORD mit neuer Traisenbrücke, die Westumfahrung von St. Pölten und der weitere Ausbau des öffentlichen Verkehrs im NÖ Zentralraum. Wohngebiete werden somit verkehrstechnisch entlastet und gleichzeitig entstehen neue Lebensraumachsen.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Stadler: Ja, aber wir bleiben nicht stehen! Ständige Verbesserungen, neue Linien und neue Angebote werden umgesetzt. Die Öko-Shopping-Monatskarte ist einzigartig in ganz Niederösterreich, das 2-Euro-Ticket für das Anrufsammeltaxi sorgt dafür, dass auch in der Nacht alle sicher nach Hause kommen. Wofür ich mich besonders einsetze, ist die bessere öffentliche Anbindung des Umlandes, was mit einem modernen S-Bahn-System geschehen soll.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Stadler: Warum nicht, als kulturpolitisches Aushängeschild Niederösterreichs wollen wir keine Herausforderung scheuen! Meine Vision ist die europäische Kulturhauptstadt 2024 gemeinsam mit Bund und Land in St. Pölten und Krems im Zentralraum zu erreichen! Wir haben das Know-how, heute sind wir mit Großevents wie Iron-Man, Radmarathon, Beatpatrol, Wings for live Run, Special Olympics, Football-EM und Damenfußball international präsent.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Stadler: Sehr gut, einfach sehr gut - dank sehr vieler fleißiger St. Pöltnerinnen und St. Pöltner, einer guten Partnerschaft mit dem Land und einem neuen Hauptstadtgefühl. Die Dynamik und das deutliche Plus in allen wichtigen Bereichen, wie beispielsweise mehr Arbeitsplätze als EinwohnerInnen, zeugen von wohl durchdachten Konzepten. Wir sind Hauptstadt - seit 30 Jahren - wir sind stolz darauf und es geht gut weiter!

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Stadler: Wir sind immer offen für Verbesserungen und neue Ideen! St. Pölten ist für sämtliche Lebensbereiche und Ansprüche attraktiv geworden. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, bauen wir den Wohn- und Wirtschaftsstandort aus und entwickeln das Bildungs- und Gesundheitsangebot weiter. Eine öffentliche Universität und ein Kongresszentrum sind dabei zentrale Zukunftsprojekte der Hauptstadt, für die ich kämpfen werde!

Matthias Stadler privat

SPÖ St. Pölten

Wordrap mit Matthias Stadler

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Lebenswert.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? Beruflich natürlich im Rathaus und in der zugegeben bescheidenen Freizeit am Viehofner See. Privat ist es die Bank unter dem Kirschenbaum in meinem Garten.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? In meinem und im Herzen Niederösterreichs.

Was ist für St. Pölten typisch? Lebensqualität, Gemütlichkeit und vor allem die Menschen dieser Stadt.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Das Rathaus, das für mich auch für das älteste Stadtrecht Österreichs steht.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Ich wohne im Stadtteil Ratzersdorf. Am liebsten würde ich jede Woche in einem anderen Stadtteil wohnen.

Was fehlt in St. Pölten? Eine öffentliche Universität und ein Kongresszentrum.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Vieles! Nämlich noch besser, daran werde ich intensiv weiter arbeiten.

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