St. Pölten wählt: Otzelberger im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Klaus Otzelberger (FPÖ) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu unter St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Klaus Otzelberger, Jahrgang 1978, legte in seiner Geburtsstadt St. Pölten an der HTL (Fachrichtung EDV und Organisation) die Matura ab und studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien Betriebswirtschaftslehre (Abschluss 2008 mit Mag.rer.soc.oec.). Ab dem Jahr 1999 arbeitete er in der Privatwirtschaft im In- und Ausland, seit 2009 ist er als Referent im Parlament tätig.

Otzelberger ist seit 2006 Gemeinderat für die FPÖ in St. Pölten, seit 2011 ist er Kluobmann der Freiheitlichen im Rathaus der Landeshauptstadt. 2014 wurde er Stadtparteiobmann der FPÖ St. Pölten.

Klaus Otzelberger FPÖ

FPÖ St. Pölten

Klaus Otzelberger

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Klaus Otzelberger: St. Pölten soll lebenswerter werden – im Sinne von leistbarer und sicherer. Viele Familien und Pensionisten können sich zurzeit das Leben in St. Pölten kaum mehr leisten. Die Kautionen und Mieten bei Gemeindewohnungen müssen dringend gesenkt werden. Rund um den Bahnhof gibt es ein Sicherheitsproblem. Die FPÖ St. Pölten fordert schon jahrelang mehr Polizei.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leer stehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Otzelberger: Die Innenstadt kämpft mit einem massiven Frequenzproblem. Einkaufscenter haben einen großen Standortvorteil, da es dort genügend kostenlose Parkplätze gibt. St. Pölten braucht eine große zentrale Innenstadtgarage, zum Beispiel eine Erweiterung der Rathausplatz-Garage bis zum Karmeliterhof. Weiters würde ein Eislaufplatz am Rathausplatz Innenstadtkunden anziehen und die Innenstadt beleben.

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Otzelberger: Die Parkplätze am Domplatz müssen erhalten bleiben. Viele Gewerbetreibende in der Innenstadt denken genauso und fühlen sich vom Bürgermeister im Stich gelassen. Ein autofreier Domplatz würde Arbeitsplätze kosten. Die Innenstadt soll ein charmantes und leicht erreichbares Einkaufserlebnis bieten. Auch Gratis-Parkmünzen für zwei Stunden und einmal Gratisparken pro Woche sollten überlegt werden.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Otzelberger: Die Einwohnerzahlen werden von der SPÖ gerne geschönt. 53.000 Einwohner haben einen Hauptwohnsitz hier. Schon 1981, bevor St. Pölten Hauptstadt wurde, lebten 50.500 Einwohner hier. Die SPÖ hat verabsäumt, das Leben in St. Pölten attraktiver und leistbarer für viele Bürger zu machen. Durch Messerstechereien und Schuss-Attacken ist auch die Sicherheit ein großes Thema geworden.

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Otzelberger: St. Pölten braucht dringend eine „Westspange“, damit der Schwerverkehr nicht mehr direkt durch die Stadt geschleust wird. Auch ein weiterer Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wäre wünschenswert. Keinesfalls dürfen Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausgespielt werden.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Otzelberger: Es gibt ein gutes Angebot an Bussen, das noch weiter verbessert und optimiert werden muss. Die FPÖ fordert schon seit langem schnellere Direktverbindungen zwischen der Nord- und Südachse sowie kleinere City-Busse für die Siedlungen und ein Jahresticket, das nicht mehr kostet als 199 Euro. Das Sammeltaxi, das auch eine gute Alternative darstellt, sollte weiter beworben werden.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Otzelberger: Das Frequency ist ein immenser Werbeträger, weit über die Stadtgrenzen hinaus. Das Festival verleiht St. Pölten ein modernes, jugendliches Image. Zu den Schattenseiten von Frequency gehören aber auch Müllberge und Lärmbelästigung für die Anrainer, die nicht übersehen werden dürfen. Auch die Anrainer sind hierbei zu schützen. Ist dies nicht gewährleistet, sehe ich neue Festivals mit Skepsis.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Otzelberger: Schon seit 35 Jahren hat sich der Bevölkerungsstand nur minimal erhöht. Das heißt, dass St. Pölten nicht so attraktiv ist, wie es sein könnte. Teures Wohnen und wachsende Kriminalität sind keine Magnete für die Leute. Die SPÖ betrachtet die Stadt als ihr Eigentum und spekuliert mit Steuergeldern, als gäbe es kein morgen. Diese absolute Herrschaft der SPÖ muss beendet werden.

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Otzelberger: Nachmittagsbetreuung für Kinder und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche könnten besser sein. Die Innenstadt muss revitalisiert werden, etwa durch einen Kinderspielplatz oder einen Eislaufplatz am Rathausplatz im Winter. In St. Pölten gibt es aber auch viele finanzschwache Bürger, die mehr berücksichtigt werden sollten und für die es mehr Angebote geben sollte.

Klaus Otzelberger FPÖ

ORF

Klaus Otzelberger im Wahlkampfeinsatz in der Kremsergasse in St. Pölten

Wordrap mit Klaus Otzelberger

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Heimat.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? Lokal Da Capo.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? Im Herzen Niederösterreichs.

Was ist für St. Pölten typisch? Stadt mit viel Naherholungsgebiet.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Das Rathaus.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Im Naherholungsgebiet beim Kaiserwald.

Was fehlt in St. Pölten? Mehr Politik für die Bürger, ohne SPÖ-Parteibrille.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Die Bürgermeisterspartei.

Links: