Vom Kupfer zur Glasfaser

Moderne Internetanwendungen erfordern die Verlegung neuer Glasfaserkabel im ganzen Land. noe.ORF.at hat sich angesehen, wie in Kautzen (Bezirk Waidhofen a.d. Thaya) alte Kupferleitungen durch Glasfaserkabel ersetzt werden.

„Wenn bei uns in der Straße ein paar Nachbarn gleichzeitig im Internet surfen, dann geht nichts mehr“, klagt Johann Sohr aus Kautzen. Die Telefonleitungen, die vor etwa 40 Jahren von Haus zu Haus gespannt worden sind, seien für den Internet-Datenverkehr zu schwach. Bei Herrn Sohr kommen Erinnerungen an die Anfänge der Selbstwähltelefonie auf. „Damals in den 1970iger Jahren bekam man oft keine freie Leitung, wenn man den Telefonhörer abgehoben hat. Das war vor dem Ausbau des Telefonnetzes. Da gab es oft nur eine einzige Verbindung pro Dorf.“

Mann rollt eine Kupferrolle im Schnee (Archiv)

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Kabelverlegung in Kautzen im Jahr 1976

Siedlungsanbindung dauerte mehrere Jahre

Vor 50 Jahren begann der Ausbau des Selbstwähltelefonnetzes in Niederösterreich. Dies war notwendig, um das Waldviertel besser ans Telefonnetz anzubinden. Es dauerte ein weiteres Jahrzehnt bis jede Siedlung in jedem Dorf per Kupferdraht ans Selbstwähltelefonnetz angebunden war.

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Vor 50 Jahren begann der Ausbau

1966 berichtete das ORF „Weltjournal“, dass bei Dürnstein ein Telefonkabel durch die Donau verlegt worden sei.

Dass die Kupferleitungen für schnelle Internetverbindungen zu schwach sind, wurde in der Gemeinde Kautzen schon vor 15 Jahren erkannt. Seitdem werden bei jedem Kanal- und Straßenbau leere Rohrleitungen mitverlegt. In diese Leerrohre werden nun Glasfaserkabel eingezogen. „Für uns ist das eine wichtige Infrastruktur. So wie Strom- und Wasserleitungen braucht man heute auch eine leistungsfähige Breitbandverbindung“, sagt Bürgermeister Manfred Wühl (ÖVP).

Im Keller des Gemeindeamtes steht ein zentraler Server, sozusagen das „Wählamt“ für das Internet. Von hier aus laufen Glasfaserkabel in alle Ortsteile, die über Verteilerkästen in jeden einzelnen Haushalt weitergeleitet. Eine einzelne Glasfaser ist neun Mikrometer dick, das ist dünner als ein menschliches Haar. Per Laser werden die Daten mit Lichtgeschwindigkeit durch die Glasfaser geschickt, mehrere Terrabyte pro Sekunde sind so theoretisch möglich.

Kabelverlegung in Kautzen

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Gewaltiger Fortschritt für Gemeindebewohner

Für die Internetbenutzer in Kautzen sei das ein gewaltiger Fortschritt, sagt Andreas Weber aus Kautzen. „Es ist unglaublich, wie schnell plötzlich Updates heruntergeladen werden. Außerdem kann mein Sohn nebenbei mit dem Handy im Internet spielen und ich merke bei der Arbeit am Computer trotzdem keinen Leistungsverlust."

In Kautzen wird der Breitbandausbau in wenigen Tagen abgeschlossen sein. Bis in ganz Niederösterreich ein leistungsfähriges Glasfasernetz verfügbar ist, wird es noch mehr als zehn Jahre dauern. So wie es auch in den 70iger Jahren etwas länger gedauert hat, bis alle Haushalte ein funktionierendes Telefon hatten.

Benedikt Fuchs und Fabian Fessler, noe.ORF.at