Raiffeisen: Spekulationen über Restrukturierung

Am Mittwoch ist bei der Jahrestagung der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien ein brisantes Thema angesprochen worden: eine mögliche Restrukturierung von Raiffeisen, über die schon länger spekuliert wird.

Erwin Hameseder, der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, nahm in seiner Rede bei der Jahrestagung am Mittwoch Bezug auf eine düstere Prognose des Nationalbankgouverneurs Ewald Nowotny. Nowotny sagte vor einigen Monaten, dass ein Drittel der Bankjobs in Österreich, das entspricht 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wegfallen könnte. Diesbezüglich betonte Hameseder, dass die Banken unter einem „enormen Veränderungsdruck“ stehen würden.

Erwin Hameseder Raiffeisen

ORF

Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien

„Wenn Banken kaum mehr Gewinne erwirtschaften können, weil ihnen das einerseits wegen der Niedrigzinspolitik der EZB (Europäische Zentralbank, Anm.) kaum mehr möglich ist oder aber, weil sie aufgrund der aufsichtsrechtlichen Anforderungen bald sich mit sich selbst mehr beschäftigen müssen, als sie es mit dem Kunden können, dann bleibt nur mehr ein Weg und das ist ein bitterer Weg: Das ist der Weg der Restrukturierung - verbunden natürlich auch leider mit massiven Eingriffen in den Personalstand“, sagte Hameseder.

Hameseder: „Wir müssen Strukturen hinterfragen“

Mitverantwortlich machte der Obmann der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien das „extrem fordernde Marktumfeld“. Die historisch niedrigen Zinsen, die geringe Kreditnachfrage aufgrund der derzeit herrschenden Unsicherheit sowie die ständig steigende Regulierung des Bankensektors würden es langfristig unmöglich machen, dass die Banken auf gesunden Beinen stehen können, warnte Hameseder. Gleichzeitig nahm er die Europäische Zentralbank in die Pflicht. Den Markt mit Geld zu überschwemmen, sei alleine die falsche Medizin, „auch wenn die Dosis erhöht wird“, so Hameseder. Während die Banken die Kosten reduzieren müssten, seien die Kosten bei der EZB gestiegen.

Jarestagung Raiffeisen 2016 in Wien

ORF

Raiffeisen-Jahrestagung in Wien

Schon länger wird auch darüber spekuliert, dass die Raiffeisen Zentralbank (RZB), die Raiffeisenbank International (RBI) sowie die eine oder andere Landesbank zusammengelegt werden könnten. Konkretes blieb zwar auch bei der Jahrestagung offen, allerdings unterstrich Hameseder die Notwendigkeit einer Anpassung: „Fakt ist, wir müssen die Strukturen des Raiffeisensektors hinterfragen und bereit sein, diese auch im Hinblick auf die professionelle Unterstützung unserer Eigentümer, das sind in erster Linie die Raiffeisenbanken in ganz Österreich, zu verändern.“

Mitterlehner: „Wirtschaftlich schwierige Zeiten“

Vizekanzler, Wirtschaftsminister und ÖVP-Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner sprach von „wirtschaftlich schwierigen Zeiten“. Unternehmen dürfen durch staatliche Regulierungen nicht behindert werden, betonte Mitterlehner, der sich zwar nicht für weniger Regulierung, dafür aber für die „richtige Regulierung“ aussprach. Als Beispiel nannte der Vizekanzler eine Reform der Bankenabgabe.

„Wenn ich schon bei der EZB eine bestimmte Zahlungsnotwendigkeit habe und gebe aber dann in Österreich - und das war eigentlich sogar der erste Schritt - eine Bankenabgabe dazu, dann sieht das meines Erachtens nicht sehr professionell aus und es wird den Wettbewerb wahrscheinlich auch nicht sehr gut fördern, weil ich eine Doppelbelastung habe“, sagte Mitterlehner. Eine Änderung der Bankenabgabe könnte laut Raiffeisen bis Mitte des Jahres vorliegen.

Link: