Niedriger Strompreis bremst Windräder

Der Ausbau der Windenergie ist ins Stottern geraten, 230 fertig projektierte Windräder können nicht gebaut werden. Der Grund: Wegen des niedrigen Strompreises ist ein Neubau derzeit zu riskant.

Windräder galten bis zuletzt als sich drehende Goldesel: Ein windreiches Jahr wie 2015 bringt für bestehende Anlagen Gewinn. Betreiber wie die Windkraft Simonsfeld AG oder die WEB Windenergie AG präsentierten zuletzt das jeweils beste Jahresergebnis der Unternehmensgeschichte. Bereits die vergangenen Jahre waren vom Ausbau der Windkraft geprägt: Immer wieder wurden neue Anlagen errichtet, alleine in Niederösterreich sind es bereits mehr als 600, was mehr als der Hälfte aller Windräder in Österreich entspricht.

Im Windpark in Hohenruppersdorf (Bezirk Gänserndorf) wurden in den vergangenen Monaten zehn Windräder gebaut. Mit einem 137 Meter hohen Turm, einem Flügeldurchmesser von 126 Metern und einer Maximalhöhe von 200 Metern handelt es sich um die größten in Österreich. Ein solches Windrad produziert genauso viel Strom wie eine Photovoltaikanlage auf einer Fläche von neun Hektar.

Strompreis: Investitionen rechnen sich langsamer

Die meiste Zeit bei der Errichtung eines Windparks wird für die Planung und Projektierung benötigt, die Teile für die Windräder werden mit Tiefladern aus ganz Europa angeschafft und vor Ort zusammengebaut. „Eine Anlage steht mithilfe eines Großkrans in einer Woche“, sagt Bauleiter Thomas Sutter, „und wenn man dann gleich den Strom anschließt, hat man in zehn Tagen einen recht zuverlässigen Betrieb.“ Ein Windrad kostet 5,5 Millionen Euro, die zehn Anlagen in Hohenruppersdorf machen zusammen somit 55 Millionen Euro aus.

Die Investitionen rechnen sich zurzeit jedoch langsamer, weil sich der Strompreis auf einem sehr niedrigen Niveau befindet. „Im Moment ist im Stromsystem leider das Problem, dass Kohle- und Atomkraftwerke nach wie vor zwei bis drei Mal so viel gefördert werden wie alle anderen“, sagt Martin Fliegenschnee-Jaksch von der Interessengemeinschaft (IG) Windkraft. „Das hat dazu geführt, dass der Strompreis in den Keller gestürzt ist und es schwierig macht, neue Anlagen zu errichten.“

Hunderte Windräder in Warteschleife

230 fertig projektierte Windanlagen werden derzeit nicht gebaut, weil die Situation zu unsicher ist. In Hohenruppersdorf warten beispielsweise fünf weitere Windräder darauf, gebaut zu werden. „Wir haben einen fixen Einspeisetarif für 13 Jahre“, erklärt Franz Blochberger von der Firma VENTUREAL, die den Windpark in Hohenruppersdorf betreibt. „Das große Fragezeichen ist, was wir für die Energie bekommen, die wir produzieren. Im Moment ist es ganz wenig, es ist an der Kippe, dass es überhaupt wirtschaftlich machbar ist. Das ist die große Herausforderung bzw. muss bis dahin eine Windkraftanlage auch zurückbezahlt sein.“

Der niedrige Strompreis freut zwar die Stromkunden, ist für den Ausbau der erneuerbaren Energie jedoch ein Hemmschuh. Darüber hinaus bietet das bestehende Ökostromgesetz zu wenige Garantien, um das Risiko eines Baus zu wagen. Um das von der Regierung bei der Klimaschutzkonferenz in Paris ausgerufene Ziel zu erreichen - dass Strom in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern stammt - müsste das Ökostromgesetz so geändert werden, dass die Betreiber Sicherheit hätten, heißt es seitens der IG Windkraft.

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