Cyber-Komödie im Wald4tler Hoftheater

Das Wald4tler Hoftheater in Pürbach (Bezirk Gmünd) ist am Donnerstag mit modernen Cyber-Komödie „Oliver 2.0“ in die neue Saison und in eine neue Ära mit neuem Intendanten. Im Stück geht es um Künstliche Intelligenz.

Das Wald4tler Hoftheater ist das nördlichste Berufstheater Österreichs. Es existiert seit 30 Jahren, nahe der Grenze zu Tschechien, in Pürbach bei Schrems. Ein alter Bürgermeisterhof in Pürbach wurde zu diesem Zweck in ein Theater umgebaut. Der Leiter des Wald4tler Hoftheaters war Harald Gugenberger, der im Vorjahr verstarb - mehr dazu in Theatermacher Gugenberger tot (noe.ORF.at; 27.11.2015). Gugenbergers Sohn, Moritz Hierländer, ist der neue Intendant des Theaters und startete am Donnerstagabend in seine erste Saison.

Verschmelzung von Mensch und Technik

Die erste Produktion in der neuen Spielsaison des Wald4tler Hoftheaters ist die Komödie „Oliver 2.0“ von Folke Braband unter der Regie von Hakon Hirzenberger. In dem unterhaltsamen Cyber-Stück erzählt der deutsche Autor Braband eine spannende Beziehungsgeschichte über die Liebe in einer Zeit, in der die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Technik immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Der Gedanke der Liebe zwischen Mensch und Maschine erscheint zwar wie eine absurde Zukunftsvision, gewinnt jedoch immer mehr an Realität, wenn man an selbst fahrende Autos oder Virtual Reality Brillen denkt“, sagt Intendant Hierländer gegenüber noe.ORF.at.

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Cyber-Komödie mit ernster Thematik:

Stefano Bernardin und Maddalena Hirschal spielen die beiden Hauptrollen und überzeugen mit Emotion und Situationskomik.

Im Mittelpunkt des Stückes steht die Beziehung zwischen Emma und Oliver. Emma setzt Oliver nach einem Streit vor die Tür, doch er kommt zurück. Aber er wirkt verändert, Oliver ist nicht mehr Oliver. Er ist eine Künstliche Intelligenz (KI), ein menschenähnlicher Roboter, der über eine Partneragentur als Traummann für Emma ermittelt wurde. Doch es gibt auch den richtigen Oliver, nicht nur den „Oliver 2.0“, die rasante Verwechslungskomödie nimmt ihren Lauf.

Komödiantische Glanzleistung von Bernardin

Die Inszenierung zeigt, wie sehr die Grenzen zwischen Mensch und Maschinen zunehmend verschwimmen. Es ist nicht mehr klar, wer ist Mensch, wer Maschine. Dieser Konflikt ist zentral und lässt auch das Publikum mit interessanten Fragen zurück. So sagt Oliver etwa in seinem Schlussmonolog „Ihr denkt, ihr bringt die Welt voran, immer weiter, immer schneller. Richtig, immer weiter, immer schneller in den Abgrund. Wie größenwahnsinnig seid ihr eigentlich? Glaubt ihr wirklich ihr könnt Gott spielen?“

Besonders überzeugend sind die komödiantischen Darbietungen der beiden Hauptdarsteller Stefano Bernardin und Maddalena Hirschal. Außerdem stehen Eduard Wildner und Sven Sorring in „Oliver 2.0“ auf der Bühne. Bernardin spielt facettenreich, wechselt binnen weniger Sekunden die verschiedenen „Oliver-Rollen“. Daweil war Bernardin zunächst noch etwas skeptisch dem Stück gegenüber, wie er sagt. „Ich hab mir gedacht, mit 38 muss ich jetzt einen Roboter spielen, wie spiele ich denn einen Roboter. Man kommt sich irgendwie komisch vor. Aber dann, wenn man mal drin ist in den Proben und in dem ganzen Konstrukt, wenn man nicht mehr weiß, ist das jetzt ein Computer, ist das eine Künstliche Intelligenz, ist das ein Mensch. Dann macht das Ganze doch großen Spaß.“

Zusammenfassend ist „Oliver 2.0“ im Wald4tler Hoftheater eine gelungene kurzweilige Cyber-Komödie mit ernsten Zwischentönen und einer aktuellen Thematik. Die Schauspielleistungen sind überzeugend, die Komik funktioniert.

Zahlreiche Produktionen stehen auf dem Spielplan

Neben „Oliver 2.0“ stehen bis Dezember zahlreiche weitere Produktionen auf dem Spielplan des Wald4tler Hoftheaters. Am 8. Juni ist die Premiere von „Arsen und Spitzenhäubchen“ in einer Inszenierung von Werner Prinz. In der Kriminalkomödie, die als ein Meisterstück des schwarzen Humors gilt, spielen etwa Johanna Lindinger und Erika Mottl.

Der Intendant des Wald4tler Hoftheaters, Moritz Hierländer

Johannes Bode

Moritz Hierländer begeht seine erste Saison als Intendant in Pürbach

In der Komödie „Die Wahrheit - oder von den Vorteilen, sie zu verschweigen und den Nachteilen, sie zu sagen“ wird Oliver Baier die Hauptrolle spielen. Zur Abrundung des bunten Programms zeigt sich eine gewohnt abwechslungsreiche Melange ausgewählter Gastspiele und Kabaretts. Wolfgang Böck, ein Mitbegründer des Wald4tler Hoftheaters, wird am 17. Dezember als Schlusspunkt der heurigen Saison eine Lesung abhalten.

Intendant Hierländer möchte den künstlerischen Weg der letzten 30 Jahre weiterführen. So habe die Bühne einen sehr eigenständigen Platz in der Theaterwelt. „Die persönlichen Ziele sind wie gehabt, wie von Gugenberger, dass wir gutes Theater für die Leute machen.“

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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