Borkenkäfergefahr groß wie nie

Die Borkenkäfergefahr ist durch den heißen Sommer im vergangenen Jahr und den milden Winter heuer so groß wie noch nie. Erstmals gibt es deshalb Förderungen für Schutzmaßnahmen gegen den Waldschädling.

Wetterkapriolen wie der Rekordsommer 2015 oder der milde Winter, der zweitwärmste seit Beginn der Messgeschichte, wirken sich auch auf Bäume aus, die - um zu überleben - versuchen sich extrem zu vermehren. Erkennbar ist das zum Beispiel an den außergewöhnlich vielen Zapfen, die Fichtenbäume derzeit tragen. Durch diese Überlebensstrategie schaffen die Bäume aber wiederum einen besonders guten Lebensraum für Borkenkäfer.

Borkenkäfer

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„Die Zapfen, die die Fichten in den vergangenen Jahren sehr stark gebildet haben, waren im Vorjahr besonders viele und das schwächt die Bäume stark. Damit hat ein Borkenkäfer, wenn der Sommer auch noch heiß und trocken ist, wie es im Vorjahr der Fall war, besonders leichtes Spiel“, sagt Reinhard Hagen vom Forstschutz des Landes Niederösterreich.

Waldviertel von Plage besonders betroffen

Waldbesitzer müssen jetzt handeln, denn im Mai beginnen die Jungkäfer auszufliegen. Sie bohren sich in die Bäume hinein und fressen dort einen sogenannten Muttergang, sagt Hagen: „Im Muttergang werden vom Mutterkäfer die Eier abgelegt. Die jungen Larven und die Käfer fressen sich innen astförmig weiter durch die Borke. Irgendwo bohren sie sich dann aus und fliegen zum nächsten Baum und befallen diesen.“

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Die Borkenkäferlarven fressen sich von einem Muttergang ausgehend durch den Baum an die Oberfläche

Befallene Bäume erkennt man schon von der Ferne an ihren braunen Wipfeln. Deshalb ist es für Waldbesitzer besonders wichtig, dass sie ihre Wald- und Fichtenbestände laufend kontrollieren, sagt Hagen: „Das heißt man sollte mindestens einmal in der Woche, aber am besten alle zwei, drei Tage, die Bestände möglichst vom Gegenhang oder von der Straße aus auf Borkenkäfer-Bäume untersuchen.“ Vor allem im Waldviertel gibt es laut dem Experten derzeit besonders viele Borkenkäfer, aber auch im Alpenvorland, in den Bezirken Scheibbs und Lilienfeld sowie in den Bezirken St. Pölten, Amstetten und Melk ist die Borkenkäfergefahr groß.

Erstmals Förderungen für Schutzmaßnahmen

Ist ein Baum von Borkenkäfern befallen, muss dieser geschlägert werden. Dafür bleiben allerdings nur wenige Tage Zeit. In exponierten Lagen, in denen der Baum nicht gefällt und abtransportiert werden kann, werden die Stämme entrindet. Auch das Mulchen und Hexeln von schadhaftem Holz und das Aufstellen sogenannter Käfer-Fangbäumen können helfen, eine Schädlingsplage einzudämmen.

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Vom Borkenkäfer befallene Bäume erkennt man an ihren braunen Wipfeln

Seit Anfang des Jahres gibt es vom Land erstmals Förderungen für Schutzmaßnahmen gegen den Borkenkäfer. Waldbesitzer, die solche Maßnahmen ergreifen, bekommen mindestens 40 Prozent ihrer Kosten ersetzt. Wenn tatsächlich eine schwere Borkenkäferplage ausbricht, kann die Förderung auf bis zu 80 Prozent ansteigen.

Waldbesitzer hoffen auf nass-kaltes Wetter

Der Holzpreis liegt derzeit übrigens für einen Festmeter Fichte bei etwa 86 Euro und damit nicht besonders hoch. Vor ein paar Jahren bekamen Waldbesitzer noch über 100 Euro dafür. Wenn der Baum von einem Borkenkäfer befallen ist, erzielt man überhaupt nur noch etwa 55 Euro pro Festmeter. Nicht zuletzt deshalb hoffen Waldbesitzer auf nass-kaltes Wetter, denn das könnte den derzeit hohen Borkenkäferbestand noch schwächen.

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