Die Birkenrally am Kranzltag

Auch wenn das Fronleichnamsfest für manch einen ein wenig unverständlich scheint, der Brauch, dass die Kinder während der Prozession Blumen streuen, ist in ganz Niederösterreich beliebt.

Für viele gilt es als eines der schönsten Feste im Jahreskreis - Fronleichnam. Die Erstkommunionskinder führen noch einmal ihr Gewand aus, auch alle anderen kommen im Festtagskleid und meist auch mit einem Blumenkörbchen in der Hand. Denn, wenn der Priester bei der Fronleichnamsprozession die Monstranz durch die Stadt trägt, dann gehen die Kinder voran und streuen Blumen. Nicht nur in Gmünd ist der Prozessionsweg von jungen Birken mit ihren frischen grünen Blättern gesäumt. Die Blasmusik spielt während der Prozession, der Pfarrer trägt die Monstranz und geht dabei meist unter einem „Himmel“, einem prachtvoll bestickten Baldachin.

Das Wort „Fronleichnam“ bedeutet nichts anderes als „Leib Christi“. Es setzt sich aus den beiden mittelhochdeutschen Worten vrôn (des Herrn) und lîcham (Leib) zusammen. Zu Fronleichnam wird also die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert. Eigentlich ist der liturgisch korrekte Termin dafür der Gründonnerstag, also der Tag des letzten Abendmahls. Siehe auch der Gründonnerstag ist eigentlich weiß. Weil mitten in der Karwoche eine prachtvolle Feier mit Prozession aber unangebracht war, wurde dafür ein eigenes Fest geschaffen. Fronleichnam, das Fest des „heiligsten Leibes und Blutes Christi“. Der Termin dafür ist immer der Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest. Von Papst Urban IV. wurde das Fest dann 1264 in den Status eines Feiertags der Gesamtkirche erhoben. Schon rund 10 Jahre später fanden die ersten Fronleichnamsprozessionen statt.

Fronleichnam

dpa/Oliver Berg

Festumzug als Machtdemonstration

Im 16. Jahrhundert wurde Fronleichnam besonders prunkvoll gefeiert - es galt als Demonstration gegen reformatorische Ideen. Im Zeitalter der Aufklärung verschwanden die Prozessionen, erst im 20. Jahrhundert lebte der Brauch wieder auf - Gegner des Nationalsozialismus nutzten es als friedliches Mittel, dem diktatorischen Regime eine Glaubensdemonstration entgegenzusetzen. Entlang des Prozessionsweges wurde üblicherweise nur „hochwertiges“ Getreide, wie Weizen oder Roggen, gesät. Heute, wo der Weg meist entlang von Häusern oder Straßen führt, werden diese mit kleinen Birken geschmückt. Selten sind Bilder aus Blüten oder Blumenteppiche geworden. Von den Birken entlang des Prozessionsweges leitet sich auch die spöttische Bezeichnung „Birkenrally“ für den Umzug ab.

Der Prozession geht eine heilige Messe voraus, die bei gutem Wetter auch häufig im Freien gefeiert wird. Den Abschluss bildet das Te Deum, das feierliche „Großer Gott wir loben dich“. Danach werden die Birken üblicherweise „gerupft“ und aus den Ästen Kränze gewunden. Diese werden im Haus aufgehängt und sollen vor Blitz schützen. Möglicherweise leitet sich der „Kranzltag“ aber auch von den Kränzen ab, die die Mädchen im Haar tragen.