Karlstetten wird zur „Millionenstadt“

Was, wenn die 2.000-Seelen-Gemeinde Karlstetten (Bezirk St. Pölten-Land) zur Millionenstadt wird? Dieser Frage gehen die Künstler Gegenbauer und donhofer. in „Karlopolis“ nach. Beim Viertelfestival ist ihr Projekt bis Sonntag zu sehen.

„Wir wollen vor allem die Leute hier vor Ort zum Denken anregen. Sie sollen hinterfragen, wie sie ihren Ort gestalten wollen und wie sich der Ortskern weiterentwickeln soll", sagt die Künstlerin Christina Gegenbauer. „Karlopolis - Utopie einer Großstadt“ nennt sich das aktuelle Projekt, das die Niederösterreicherin gemeinsam mit dem Aktionskünstler donhofer. im Rahmen des Viertelfestivals zeigt.

Speakers Corner

Gegenbauer/donhofer./Krasa

Die Installation „Speakers Corner“ befindet sich am Schloßplatz. Die Besucher können dabei von ihrer idealen Metropole erzählen.

„Gefühl von anonymer Masse ausdrücken“

In ihrem interaktiven Projekt thematisieren sie Großstadtphänomene wie etwa Anonymität, Reizüberflutung und Überwachung, und gehen der Frage nach, wie zukünftige Formen des urbanen Zusammenlebens aussehen. Dabei untersuchen sie spielerisch, was passiert, wenn viele Leute auf engem Raum leben - und zwar in Form von Installationen und Performances im öffentlichen Raum in Karlstetten.

So sind zum Beispiel die Busstationen Teil des Projekts. Sie wurden zu U-Bahn-Stationen umfunktioniert, Puppen repräsentieren dabei die wartenden Leute. „Über die Gesichter der Puppen sind allerdings Strümpfe in unterschiedlichen Hautfarben gezogen. Damit wollen wir das Gefühl von anonymer Masse ausdrücken, das man hat, wenn man sich durch eine Großstadt bewegt“, sagt Gegenbauer.

Graffiti_Wand

Ina Aydogan

Die Graffiti-Wand bleibt Karlstetten auch nach dem Projekt erhalten

Graffiti-Wand zum „Austoben für Bürger“

Eine weitere Station stellt der Sportplatz mit einer 150 Quadratmeter großen Luftaufnahme von Karlstetten dar. „Man kann einfach auf die Karte draufsteigen und schauen, wo zum Beispiel der eigene Garten mit Pool ist. Am Rand stehen ganz viele Bausteine und aus diesen Bausteinen können die Karlopolitaner und Karlopolitanerinnen ihre Traumstadt aufbauen, wie ihre Stadt aussehen soll“, so die Künstlerin. So haben die Besucherinnen und Besucher auch die Möglichkeit, sich aktiv am Projekt zu beteiligen.

Auch eine 140 Meter lange Graffiti-Wand entlang der Friedhofsmauer lädt zum Gestalten ein. Sie ist in Kooperation mit der Neuen Mittelschule Karlstetten entstanden. „Hier gibt es auch weiße Flächen, damit sich die Besucher selbst noch verwirklichen und kreativ austoben können“, sagt Gegenbauer. Noch bis Sonntag ist das Gedankenexperiment zu erleben. Einzelne Stationen, wie etwa die Graffiti-Wand, bleiben Karlstetten auch danach erhalten.

Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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