Bauern fehlt Geld für Investitionen

In landwirtschaftlichen Familienbetrieben fehlt das Geld für Investitionen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hervor. An der Studie nahmen 1.000 landwirtschaftliche Betriebe aus Niederösterreich teil.

Im Grundstatz befasst sich die Studie der WU Wien mit der Frage, mit welchen Problemen landwirtschaftliche Familienbetriebe zu kämpfen haben. Ein zentrales Ergebnis ist auch, dass mehr als die Hälfte der befragten landwirtschaftlichen Familienbetriebe ständig mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat.

Betriebsübernahme nur bei einem Drittel gesichert

Für Investitionen fehlt vielen Betrieben das notwendige Geld. Die Betriebsübernahme ist überhaupt nur bei einem Drittel gesichert. In Niederösterreich gibt es jährlich 600 Jung-Übernehmer, sagt Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP). „Wir haben deswegen die Jungübernehmerförderung ins Leben gerufen. Das heißt, wenn Junge übernehmen, dann gibt es hier spezielle Unterstützungsprogramme bis hin zum Meisterbonus, wo auch eine entsprechende gute Ausbildung honoriert wird.“

Die Jung-Übernehmer werden mit vier Millionen Euro gefördert. Das Land Niederösterreich stellt den Bauern pro Jahr 32,5 Millionen Euro an Förderung zur Verfügung. Damit werden unter anderem neue Stallgebäude und Spezialmaschinen finanziert.

Studienleiter spricht von „Zwei-Klassen-Gesellschaft“

Die problematische Nachfolgesituation ist aber nicht die einzige Herausforderung, der landwirtschaftliche Familienbetriebe gegenüberstehen. Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe hat permanent mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Für rund 48 Prozent ist es gerade noch möglich, den laufenden Betrieb zu erhalten, für rund elf Prozent ist selbst das kritisch. Unter diesen Bedingungen können notwendige Investitionen nicht getätigt werden. Das wiederum bremst Innovation, sagt der Studienleiter der Wirtschaftsuniversität Hermann Frank. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben zu einer Art Zwei-Klassen-Gesellschaft kommt. Nur etwas mehr als 40 Prozent kann es sich leisten, ihren Betrieb weiterzuentwickeln. Beim Rest bleibt für Zukunftsinvestitionen einfach nichts übrig."

Gleichzeitig weisen vier von fünf Betrieben eine große Zurückhaltung gegenüber der Inanspruchnahme von Fremdkapital auf. Nur drei Prozent geben laut Studie an, ihre Möglichkeiten diesbezüglich voll ausgeschöpft zu haben, 37 Prozent nutzen diese Option gar nicht.

Hohes Qualitäts- und Nachhaltigkeitsbewusstsein

Trotz der schwierigen Bedingungen haben landwirtschaftliche Familienbetriebe in Niederösterreich einen hohen Anspruch an Qualität. 40 Prozent der befragten Betriebe sind zertifiziert, mehr als die Hälfte davon mit einem Nachhaltigkeitszertifikat. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Familie eine wesentliche Rolle dabei spielt, wie nachhaltigkeitsorientiert ein Betrieb ist. Eine starke Identifikation der Familienmitglieder mit dem Betrieb wirkt sich positiv auf dessen ökonomische sowie soziale Nachhaltigkeit aus. Betriebe, in denen es einen starken Familienzusammenhalt und eine enge Bindung zum Betrieb gibt, handeln auch im ökologischen Sinne nachhaltiger.

Links: