Minnesängertexte erobern Wolkenturm

Am Samstag gibt es in Grafenegg eine Uraufführung zu hören: „Carmina Austriaca“. Michael Korth hat die Texte der Minnesänger aus dem Mittelalter ausgewählt und übersetzt, Gerald Wirth die Melodien von damals neu arrangiert.

Verliebte Minnesänger, spöttische Bauernlieder und lustvolle Weingesänge: Mit der Kantate „Carmina Austriaca“ soll das damalige Leben der Mönche und die Zeit des Minnesangs dem Menschen von heute näher gebracht werden. Daher hat Komponist Gerald Wirth die Melodien aus dem 12. bis 15. Jahrhundert fürs 21. Jahrhundert „revitalisiert“.

Es geht um Liebe, Tod, Angst und Krieg

„Man könnte diese Melodien ähnlich machen, wie es mit dem damaligen Instrumentarium geklungen hätte. Wir leben aber in einer Zeit, in der wir eine viel breitere Klangfülle haben und andere Klangerlebnisse. Ich glaube, dass es dadurch einfacher ist, Menschen, die keine Spezialisten sind, auch diese wunderbare Musik näherzubringen. Mit anderen Aspekten vermischt kann man sie sogar noch aufregender machen“, erklärt Gerald Wirth seine Tätigkeit als Arrangeur.

Was sind die Themen, die in den Liedern behandelt werden? „Worum es in Liedern immer geht, bis zum heutigen Tag: Es geht um Liebe, Tod, Angst und Krieg, und natürlich gab es auch eine große Frömmigkeit in der damaligen Zeit“, sagt Michael Korth, der die mittelalterlichen Texte auswählte.

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„Carmina Austriaca“

Drei Ausschnitte aus den Proben im Wolkenturm: „Ave nobilis“, „Eine habe ich geliebt“ (Solist: Peter Rose) und „Uns ist in alten mären“.

Bei der Uraufführung werden im Wolkenturm in Grafenegg neben einem internationalen Solisten-Quartett, dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und dem Slowakischen Philharmonischen Chor auch die Wiener Sängerknaben zu hören sein. Für die jungen Herren gehört es nicht zum Konzertalltag, Oswald-von-Wolkenstein-Lieder zu singen.

„Das Besondere an dieser Musik ist, dass man sieht und hört, wie die Menschen im Mittelalter Musik gemacht haben" sagt Florian. Jakob ergänzt, dass „ein sehr alte Text verwendet wird, der sehr viele Geschichten erzählt.“ Tarum meint, dass „es auch eine sehr schöne Musik ist, was ich mir zuvor nicht gedacht habe.“ Was ist für Raphael das Besondere? „Die Musik ist sehr rhythmisch und auch eine leichte Tanzmusik, das gefällt mir.“

Die mittelalterlichen Texte sind bis heute aktuell

Michael Korth übertrug für dieses Auftragswerk des Landes Niederösterreich die alten Texte ins Neuhochdeutsche, damit man deren Inhalte besser versteht. „Die Idee war auch, dass wir niederösterreichische Dichter aus dem Mittelalter nehmen, wovon wir einige sehr bedeutende haben wie Walther von der Vogelweide oder Neidhart von Reuental.“

Komponist Gerald Wirth hofft, dass sich manche Besucher nach dem Konzert wieder mit Literatur aus dem Mittelalter beschäftigen. „Die Texte haben einen Inhalt, der für uns alle nach wie vor aktuell ist. Ob es die Liebeslyrik oder die Sauflieder sind, all das betrifft uns ja nach wie vor, betrifft unser Menschsein und wird immer aktuell sein.“

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