Voith-Platz: Das Ende einer Ära

Der Voith-Platz in St. Pölten ist legendär, hier zeigten Größen wie Mario Kempes oder Antonin Panenka ihr Können, der VSE St. Pölten und der SKN St. Pölten feierten hier ihre größten Erfolge, nun kommt das Aus für den kultigen Fußballplatz.

Alles begann 1949 in St. Pölten, als einige Fußballer an die Firma Voith herantraten, mit dem Wunsch, einen Werksverein gründen zu dürfen. Dafür brauchte es natürlich auch eine Spielstätte, und so wurde unter der tatkräftigen Mithilfe vieler Freiwilliger das Projekt Voith-Platz realisiert. Der BSV Voith wurde gegründet und die ersten Spiele absolviert.

VSE Sankt Pölten gegen Austria Wien 1993

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VSE St. Pölten gegen Austria Wien, 1993

Nachdem der BSV 1964 in die Landesliga abgestiegen war, fusionierten 13 St. Pöltner Vereine zum VSE (Voith Schwarze Elf) St. Pölten. Der VSE spielte sechs Jahre lang in der Bundesliga, Österreichs höchster Spielklasse, und feierte dabei viele denkwürdige Erfolge. Der jetzige SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels, damals Spieler bei VSE, erinnert sich an die bewegte Zeit: „Hier steppte oft der Bär. Wenn 8.000 Zuschauer bei einem Heimspiel waren, sind die Gegner schon mit einer Portion Angst einmarschiert. Das waren denkwürdige Spiele hier am Voith-Platz.“

Mario Kempes, ein Weltstar in St. Pölten

Auf die Frage, welche Spieler ihn am Voith-Platz über die Jahrzehnte am meisten beeindruckt hätten, hat Schinkels eine klare Antwort. „Ganz klar Mario Kempes. Ich habe nie mit ihm gespielt, aber ich habe ihm immer gern zugesehen. Ein weißer Spritzer als Matchvorbereitung – und dann hat er die Bälle der Reihe nach aus 30 Metern im Kreuzeck versenkt. So etwas vergisst man nicht.“ Kempes sorgte für jede Menge Tore und große Erfolge in St. Pölten.

Auch Hans Fehringer, seit mehr als 30 Jahren als Masseur bei VSE und danach beim SKN St. Pölten tätig, blutet das Herz, wenn er an das Ende des Voith-Platzes denkt. Er sieht den Platz als letztes Erinnerungsstück einer ganzen Fußballer-Generation. „Damals war das einfach anders mit Kempes, Vastic oder Ramusch. Da herrschte immer eine so familiäre Atmosphäre, da ist man nach dem Spiel noch beisammen gesessen. Heute machen Fußballer ihren Job ja wie jeder andere – die kommen, spielen, und gehen dann wieder heim. So war das früher nicht“, erinnert sich Fehringer wehmütig.

Heute ist nur mehr Tristesse pur angesagt

Steht man heute am Voith-Platz, kann man sich die Erzählungen der St. Pöltner Urgesteine fast nicht mehr vorstellen. Pilze und Klee wachsen mitten am Spielfeld, die Werbebanden werden von Sträuchern überwuchert. Neben der Ersatzbank liegt noch ein kaputter Ball – einer der letzten Beweise dafür, dass hier einmal große Fußballspiele vor tausenden Zuschauern stattgefunden haben. Der SKN St. Pölten übersiedelte 2012 in die neue NV-Arena.

Die Firma Voith plant auf dem Areal jetzt Wohnungen, im Februar 2015 wurde der Antrag auf Umwidmung der Fläche in Bauland eingebracht. Das Projekt wurde Ende 2015 in das Stadtentwicklungskonzept aufgenommen und als Wohnbaugebiet festgelegt. Ein konkreter Termin für den Start der Umbauarbeiten steht aber noch nicht fest.

Johannes Dosek, noe.ORF.at

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