Landeshauptstadt seit 30 Jahren

Der Landtagsbeschluss, auf dessen Grundlage St. Pölten zur Landeshauptstadt ernannt worden ist, jährt sich heute zum 30. Mal. Nach der vorangegangenen Volksbefragung wurden damals politisch die Weichen gestellt.

Vor dem historischen Tag 1986 hatte es monatelang Verhandlungen zwischen den beiden im Landtag vertretenen Parteien, der ÖVP und der SPÖ, gegeben. Im früheren Landtagssitzungssaal im heutigen Palais Niederösterreich fasste der niederösterreichische Landtag den historischen Beschluss für die Landeshauptstadt.

Festakt 30 Jahre Landeshauptstadt

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Robert Friess im Gespräch mit dem damaligen Landeshauptmannstellvertreter der SPÖ, Ernst Höger

„Ja gut, dann machen wir´s“

Für die SPÖ war Landeshauptmannstellvertreter Ernst Höger im Verhandlungsteam, für die ÖVP der damalige Finanzreferent und Landeshauptmannstellvertreter Erwin Pröll. ORF NÖ-Reporter Robert Friess traf die beiden anlässlich „30 Jahre Landeshauptstadt“ zum Gespräch. Höger trat 1999 aus gesundheitlichen Gründen aus allen politischen Funktionen zurück. Das Gespräch mit noe.ORF.at fand im Garten seines Hauses in Berndorf (Bezirk Baden) statt: „In diesem Haus haben Siegfried Ludwig und ich im Stüberl einander die Hand gereicht und haben gesagt: Ja gut, dann machen wir´s“, so Höger.

Die Linie der SPÖ war bis dahin gegen eine eigene Hauptstadt. Die SPÖ forderte im Gegenzug Geld für die Regionalisierung und die Dezentralisierung der Verwaltung, so Höger: „Das erste, das für mich als junger Parteivorsitzender klar war: Aus dem Nein muss ein Ja der SPÖ werden. Man kann nicht immer von Demokratisierung reden und wenn es dann nicht so ausgeht, wie man will, dann interessiert es einen nicht. Da war die erste Bedingung, dass es St. Pölten wird und dass auch die Regionen zu den Mitteln kommen, um eine Gesamtentwicklung im Land zu ermöglichen“, so Höger.

Festakt 30 Jahre Landeshauptstadt

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Landeshauptmann Siegfried Ludwig verkündete im Jahr 1986 auf dem Balkon des heutigen Palais Niederösterreich, dass St. Pölten „ab sofort niederösterreichische Landeshauptstadt ist“

Pröll: „Historischer Moment“

Mit dem Beschluss des Landtages waren auch sämtliche Details ausverhandelt. Im Jahr 1986 trat der damalige Landeshauptmann Siegfried Ludwig auf den Balkon des heutigen Palais Niederösterreich und verkündete: „Der Landtag von Niederösterreich hat vor wenigen Minuten die niederösterreichische Verfassung geändert und zwar in jene Richtung, dass St. Pölten ab sofort niederösterreichische Landeshauptstadt ist.“

Für Landeshauptmann Pröll ein historischer Moment, wie er heute gegenüber noe.ORF.at sagt: „Ich war natürlich intensiv gefordert, die Grundlagen so zusammenzustellen, dass die Übersiedelung von Wien nach Niederösterreich auch wirtschaftlich für das Land verkraftbar ist. Uns war klar, das ist ein historischer Moment, der Niederösterreich tiefgreifend verändern wird“, so Pröll 30 Jahre später.

Festakt 30 Jahre Landeshauptstadt

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Landeshauptmann Erwin Pröll vor 30 Jahren. „Uns war klar, das ist ein historischer Moment“, sagt Pröll heute

Der damalige Beschluss löste in St. Pölten und in Niederösterreich einen gewaltigen Investitionsschub aus, so Pröll: „Wir haben aus heutiger Sicht alleine in der Landeshauptstadt rund drei Milliarden Euro investiert. Es sind ja nicht nur die Regierung und der Landtag nach St. Pölten übersiedelt, sondern viele vor- und nachgelagerten Bereiche mit einer Reihe von Institutionen. Dann haben wir natürlich über die regionalpolitische Förderung, die wir gleichzeitig festgelegt haben, auch Milliarden in die einzelnen Regionen investiert“, so der Landeshauptmann. Am Samstag fand in St. Pölten ein großer Festakt anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums statt - mehr dazu in Entscheidung für „Gulasch mit Saft“ (noe.ORF.at; 9.7.2016).

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