„Froschbande“: Häuser ausspioniert

Im Prozess um eine brutale Raubserie sind am Montag in Wiener Neustadt fünf der neun Angeklagten befragt worden. Die Bandenmitglieder hatten Häuser zuvor ausspioniert, indem sie die Bewohner um Wasser baten.

Es sei allen klar gewesen, dass es um Raubüberfälle geht, meinten zwei Beschuldigte (44 und 49) übereinstimmend laut Übersetzung des Dolmetschers. „Keiner kann behaupten, er wusste nicht, wo er hinfährt“, sagte der 49-Jährige. Mehrere Bandenmitglieder beteuerten hingegen, sie seien davon ausgegangen, dass niemand zuhause war.

Abgelegene Häuser ausgewählt

Vor den Raubüberfällen kundschafteten die Angeklagten Häuser aus, indem sie die Bewohner mit einem Kanister in der Hand um Wasser für ihr Auto baten. Ausgewählt wurden vor allem abgelegene Tatorte, die Opfer waren ältere, teilweise allein stehende Personen. Trugen die Bewohner beispielsweise Ringe oder Goldketten, kamen die Häuser für Raubüberfälle infrage, schilderte einer der Männer.

Eine ältere Frau in Gänserndorf gab den Angeklagten Wasser, bevor ihr Haus am selben Tag in den späten Abendstunden Schauplatz eines Raubüberfalls wurde, sagte ein 49-jähriger Beschuldigter. An dieser Tat am 6. September 2015 waren laut Anklage acht Männer beteiligt. Der betagten Dame wurde eine Axt an die Kehle gehalten. Ein 25-jähriger Beschuldigter leugnete, die Frau, die zudem gewürgt worden war, mit der Axt bedroht zu haben, obwohl ihn das Opfer vor dem Prozess wiedererkannt hatte. Erbeutet wurden in Gänserndorf Schmuck, Wurst und Bargeld im Wert von 275 Euro.

Brutale Vorgangsweise

Nur einen Tag zuvor, am 5. September, hatte die Bande ein Paar in Bayern überfallen und in ein Zimmer eingesperrt. Die beiden Pensionisten wurden zwei Tage nach der Tat von einem Zeitungszusteller entdeckt, der Mann war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Dieser Vorfall in Deutschland war am Montag mehrmals Thema, ist aber nicht Teil der Verhandlung in Wiener Neustadt.

Der 32-jährige Erstangeklagte bestritt, bei einem Raubüberfall in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) im Juli 2015 ein Messer in der Hand gehabt zu haben. Auf dem Küchenmesser befanden sich seine DNA-Spuren, ebenso wie auf der Axt, die bei der Tat in Gänserndorf verwendet wurde.

Prozess wird am Dienstag fortgesetzt

Ein 44-jähriger Angeklagter sagte aus, er sei 2015 in Belgien gewesen und über Facebook in Kontakt mit den anderen Angeklagten getreten. Das Mitmachen bei der Bande, die sich selbst „Frosch-Bande“ nannte, begründete der Beschuldigte mit „Dummheit“. Bei zwei Raubüberfällen sei er im Haus gewesen. Ein 39-Jähriger, der zuvor in Frankreich war, bekannte sich - im Gegensatz zu seinen Angaben bei der Polizei - nicht schuldig: Er habe nur das Fahrzeug gelenkt, aber nichts von Raubüberfällen gewusst.

Die für vier Tage geplante Schöffenverhandlung am Landesgericht Wiener Neustadt wird morgen, Dienstag, fortgesetzt. Als weitere Termine sind der 25. und 26. Juli vorgesehen.

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