Ludwig Prokop im 96. Lebensjahr gestorben
Prokops Leben war dem Sport und der Sportmedizin gewidmet. Der vierfache Doktor (Medizin, Philosophie, Naturwissenschaften, Sozial-und Wirtschaftswissenschaften) wurde am 6. August 1920 in St. Pölten geboren. Nach seinem Medizinstudium wurde er Univ. Assistent am Institut für Leibeserziehung der Universität Wien und Leiter der sportärztlichen Untersuchungsstelle der Stadt Wien. 1953 habilitierte er für Physiologie, wurde 1974 zum Ordinarius für Sportphysiologie ernannt und gleichzeitig auch Vorstand des Instituts für Sportwissenschaften – eine Position, die er bis 1990 innehatte.
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Parallel dazu war er von 1969 bis 1983 auch Direktor des Instituts für Sportmedizin und von 1979 bis 1981 Dekan der Grund- und Integrativwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Nach seiner Emeritierung 1990 folgten noch 1993 ein Dr.phil., 1996 ein Dr.rer.nat. und 2001 ein Dr.rer.soc.oec.
Teamarzt bei 27 Olympischen Spielen
Ludwig Prokop verfasste über 800 Publikationen, darunter 32 Bücher und 150 experimentelle Arbeiten auf den Gebieten Physiologie, Sportmedizin, Sportschäden, Rehabilitation, Behindertensport, Altersprobleme und Ernährung. Ihm war es stets ein Anliegen, Arbeitsstress und Entspannung, Sport und Regeneration, Genuss und Einschränkung im Alltagsleben zu verbinden.
Prokop hat Vorträge in 32 Ländern gehalten, war tätig im Europarat, in der WHO und der UNESCO. Er war auch Gründer und langjähriger Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und von 1976 – 1980 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Sportmedizin (FIMS). Prokop nahm an 27 Olympischen Spielen als Teamarzt und Dopingexperte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) teil. Er war Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und des Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich.
Die sportliche Seite der Familie Prokop
Sein besonderes Faible galt der Fotografie und selbstgebundenen Mascherln, die auch zu seinem Markenzeichen wurden. Prokop kam als ältestes von sieben Geschwistern auf die Welt, vier davon wurden Mediziner, drei Universitäts-Professoren. Als Bruder des um 20 Jahre jüngeren Gunnar Prokop war „Luigi“, wie der von seinen vielen Studenten verehrte aber auch gefürchtete Prokop liebevoll genannt wurde, auch verwandt mit Liese Prokop. Die Leichtathletin und spätere Innenministerin verstarb zum Jahreswechsel 2006/07 unerwartet.
Ein weiteres Mitglied der niederösterreichischen Sport-Dynastie Prokop/Sykora ist der ehemalige Skirennfahrer Thomas Sykora, ein Neffe von Liese Prokop. Einer der legendärsten Sprüche Prokops, der wie kein anderer Sport, Medizin und Wissenschaft verknüpfte, lautet: „Der Sport ist nicht dazu da, dass man länger lebt, sondern gesünder stirbt.“