Coworking: Gemeinsames Arbeiten liegt im Trend

Coworking - das gemeinsame Arbeiten von Einpersonenunternehmern oder Selbstständigen in einer Räumlichkeit - kommt aus den USA und wird in Niederösterreich immer mehr zu einem Thema für die Wirtschaft.

Grafikdesigner, Bauingenieure, Architekten oder Studenten - in Niederösterreichs Coworking-Zentren sind sie alle unter einem Dach zu finden. Die Idee hinter diesen Einrichtungen: Die Infrastruktur - von Schreibtisch, Drucker und Kopierer bis hin zu Küche und Besprechungsräumen - steht zur Verfügung. Interessierte müssen nur ihren eigenen Laptop mitbringen und können sich für den gewünschten Zeitraum im Zentrum einmieten, das mit 250 Euro monatlich meist kostengünstiger ist als die fixe Anmietung eines Büros.

Die Vorteile? „Ruhe, Infrastruktur, Netzwerke“

In Niederösterreich hat der Ziviltechniker Matthias Nolz vor drei Jahren mit dieBOX in St. Pölten das erste Coworking-Zentrum eröffnet. Der Auslöser? „Die Idee ist damals eigentlich aus der Not heraus entstanden. Ich bin selbstständig und hatte immer Probleme, wann und wo man sich für Termine trifft“, so Nolz. Auf der Suche nach einem größeren Büro fand er dann dieBOX, auf fast 500 Quadratmetern schuf er 24 Arbeitsplätze. Die Auslastung sei mittlerweile gut, „anfangs war es schwierig, den Begriff zu etablieren, derzeit sind aber nur vier Arbeitsplätze frei“, sagte Nolz.

Coworking in Sankt Pölten

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DieBOX in St. Pölten

Stephanie Mayer ist Studentin und schreibt derzeit Seminararbeiten im Coworking-Zentrum in St. Pölten: „Es ist für mich ganz toll, weil ich hier Ruhe und eine super Infrastruktur habe. Und ich kann mit den vielen Unternehmerinnen und Unternehmern hier gut netzwerken.“ Davon profitieren auch die Unternehmer. Christian Jungmeier sagte: „Die Vorteile, die ich sehe, sind das tägliche Netzwerken mit den anderen Mietern hier in der BOX und die allgemein gute Atmosphäre.“

Mittlerweile gibt es fast 20 Coworking-Einrichtungen in Niederösterreich. „Zuerst waren diese Coworking Spaces ganz stark in den urbanen Gebieten, also in den großen Städten, verortet“, sagte Wolfgang Schwärzler von der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Wir merken und spüren jetzt eine Tendenz, dass immer mehr Anbieter auch im ländlichen Bereich Coworking-Angebote schaffen, und dass es dort auch zu einer steigenden Anfrage seitens der Unternehmerschaft kommt.“

Anlaufschwierigkeiten in ländlichen Regionen

Auch wenn die Angebote in den ländlichen Regionen des Landes steigen, so gibt es dort noch Anlaufschwierigkeiten. Dieter Fritz etwa gründete das Coworking-Zentrum am Wagram „Die Mühle“ in Engelmannsbrunn (Bezirk Tulln). Von sechs Arbeitsplätzen sind aber nur drei besetzt - und auch diese nur von der eigenen Firma.

Coworking Büro im Bezirk Tulln

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Die Mühle in Engelmannsbrunn

„Es gibt schon immer wieder Nachfragen. Die Thematik ist aber sicher, dass das im ländlichen Raum noch nicht so bekannt ist und die Begrifflichkeit sicher auch eine Befremdung hervorruft“, so Fritz. „Es braucht sicher einmal das Bewusstsein der Leute, und was es im ländlichen Bereich auch immer sehr stark braucht, ist Zeit.“

Das sieht auch Joseph Hofmarcher, Leiter des Coworking-Zentrums Eisenstraße in Scheibbs, so: „Im ländlichen Bereich ist das eine große Herausforderung, aber der Bedarf ist da.“ Die Angebote steigen jedenfalls weiter. In Waidhofen an der Ybbs und in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) sind weitere Eisenstraße-Coworking-Zentren in Planung.

Pia Seiser, noe.ORF.at

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