Weniger Arbeitslose als erwartet

Im Juli waren in Österreich 380.000 Menschen arbeitslos oder in Schulungen, eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent. In Niederösterreich stieg die Zahl um 2,4 Prozent. Laut AMS fiel der Anstieg geringer aus als erwartet.

In keinem anderen Bundesland stieg die Arbeitslosigkeit prozentuell so stark wie in Niederösterreich. Trotz dieses düsteren Vergleichs zeigte man sich beim Arbeitsmark-Service Niederösterreich (AMS) sogar leicht optimistisch. Ein Grund dafür war, dass die Zahl der Arbeitslosen im ersten Halbjahr 2015 noch um durchschnittlich 9,2 Prozent gestiegen war. In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres betrug das Plus bei den Arbeitslosen 2,2 Prozent - und das sei damit deutlich weniger als erwartet.

Wirtschaftsentwicklung noch zu schwach für Umkehr

Ein anderer Grund für den vorsichtigen Optimismus sei, dass gleichzeitig nicht nur die Zahl der Beschäftigten, sondern auch die Zahl der offenen Stellen in Niederösterreich steigt. Laut dem Chef des AMS Niederösterreich, Karl Fakler, könnte das auf eine leichte Verbesserung der Wirtschaftslage in Niederösterreich hindeuten. Der Wehrmutstropfen dabei sei, so Fakler, dass diese Entwicklung zu schwach sei, um den Trend der steigenden Arbeitslosigkeit umzudrehen.

Umso wichtiger sei der Anfang Juli geschlossene Beschäftigungspakt für den niederösterreichischen Arbeitsmarkt, betonte Landeshauptmann-Stellvertreterin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Man investiere heuer und im nächsten Jahr über 580 Millionen Euro in den Arbeitsmarkt, und da vor allem in den Bereich Bildung und Weiterbildung.

Rückgang bei inländischen Arbeitssuchenden

AMS-Chef Johannes Kopf kommentierte die jüngsten Zahlen so: Der Anstieg der Gesamtarbeitslosigkeit um 0,8 Prozent sei der bisher niedrigste Anstieg im Jahresvergleich. Auffallend sei, dass die dabei betroffenen inländischen Arbeitssuchenden mit -6.496 bzw. 2,3 Prozent rückläufig sind, die Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft jedoch mit einem Plus von 9.643 bzw. 9,8 Prozent deutlich ansteigen. Diese Entwicklung sei vor allem auf die neu auf den Arbeitsmarkt gekommenen geflüchteten Personen zurückzuführen.

Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit in Wien (+3,2 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (+2,4 Prozent), Oberösterreich (+1,0 Prozent) und dem Burgenland (+0,9 Prozent). In den westlichen Bundesländern ergab sich aufgrund der positiven Tourismuszahlen ein Rückgang. Am stärksten fiel er in Tirol aus (-7 Prozent).

Kompetenzchecks für Asylberechtigte

Für Asylberechtigte werden in Niederösterreich jetzt Kompetenzchecks durchgeführt, um zu prüfen, über welche Fähigkeiten sie verfügen und wie man ihnen am besten weiterhelfen kann. Im Auftrag des AMS werden derzeit etwa 100 Männer, großteils aus Syrien, betreut. Beim Kompetenzcheck wird ermittelt, welche Ausbildung die Asylberechtigten haben, wie gut ihre Deutschkenntnisse sind und welche Qualifikationen sie erwerben können. Zusätzlich gibt es auch Deutschkurse.

Das Argument, dass durch Asylberechtigte der Druck auf den heimischen Arbeitsmarkt größer wird, weist Karl Fakler, Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, zurück: „Die steigende Arbeitslosigkeit kommt nicht von den Asylberechtigten. Der Anstieg ist merkbar, aber von Monat zu Monat nur ungefähr 150 mehr. Derzeit haben wir knapp 2.500 Asylberechtigte, das ist bei 55.000 Arbeitslosen, wie man sieht, ein verschwindender Anteil.“ Für heuer und nächstes Jahr rechnet Fakler damit, dass etwa 20.400 Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt in Niederösterreich drängen - aus allen EU-Staaten, etwa zehn Prozent werden Asylberechtigte sein.

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