Niederösterreichs Geheimfavoritin in Rio

Bei den Olympischen Spielen in London vor vier Jahren galt Corinna Kuhnle im Kanu-Slalom als hohe Favoritin. Der Druck war zu groß, Kuhnle erreichte nur Platz acht. In Rio will Kuhnle diesmal mit Lockerheit zum Erfolg kommen.

Corinna Kuhnle hat in ihrer Karriere schon viel erlebt. Das Gefühl des Triumphs ist der 29-jährigen Wildwasserkajak-Paddlerin nach zwei Weltmeistertiteln bestens bekannt, seit den Olympischen Spielen 2012 in London weiß sie aber auch, wie es sich anfühlt, eine große Enttäuschung hinnehmen zu müssen. Damals war Kuhnle als die große Favoritin gehandelt worden, viele Medien spekulierten nur noch, welche Farbe die Medaille haben würde, die Kuhnle nach dem Wettkampf um den Hals gehängt wird. Doch es kam alles ganz anders - Kuhnle hielt dem großen Druck nicht stand, verpatzte ihren Lauf und belegte am Ende Rang acht. Eine Enttäuschung, die die Wassersportlerin stark geprägt hat.

Corinna Kuhnle

APA/Hans Klaus Techt

Kuhnle: „Es hat sich alles geändert“

Nach dem Rückschlag blieb im Umfeld von Corinna Kuhnle kein Stein auf dem anderen. „Ich habe einen Trainerwechsel gehabt, habe jetzt ein Management, das mich professionell betreut. Ich habe meinen Mentaltrainer, den ich wie den Physiotherapeuten zu Wettkämpfen mitnehmen kann, und das Projekt Rio. Das alles war nach London extrem wichtig. Dass ich ein Team habe, das einen gemeinsamen Weg geht und ein Ziel hat. Das Umfeld ist perfektioniert, dieses kleine, aber feine Team zieht an einem Strang. Jetzt liegt es nur noch an mir." Eine vier Jahre lange Entwicklung soll nun in Rio ihren Höhepunkt erreichen.

Für die Spiele in Rio de Janeiro sieht sich Kuhnle anders als vor vier Jahren in London eher in der Rolle der Jägerin als in jener der Gejagten. „Dadurch, dass so viele extrem starke Leute am Start sind, gehöre ich zwar zum erweiterten Medaillenkreis, bin aber nicht die Top-Favoritin. Es ist für mich leichter, mich selber ein wenig an den Rand zu stellen, was das betrifft. Vor London war sicher der Druck von außen größer, weil ich als Medaillenbank gehandelt wurde. Das haben jetzt die Segler zugeschanzt bekommen. Das ist für mich ganz angenehm und leichter, weil ich mich auf mich selber konzentrieren kann."

Der eigene Polster als Luxusgut

Damit die Chancen auf ein erfolgreicheres Abschneiden als in London so hoch wie möglich sind, wird wirklich nichts dem Zufall überlassen. „Es sind Kleinigkeiten, die in Summe dann den Unterschied ausmachen. Mir ist es zum Beispiel wichtig, meinen eigenen Polster mitzunehmen. Das klingt vielleicht komisch, aber das ist einfach ein Luxus, den ich brauche, um mich im Schlaf perfekt regenerieren zu können“, verrät Kuhnle.

Auf die Frage, ob sie sich manchmal den Gewinn einer Medaille und die damit verbundenen Emotionen vorstellt, meint die in Höflein an der Donau aufgewachsene Kanutin: „Sicher denkt man manchmal daran, aber ich bin jemand, der seine Emotionen nicht so sehr nach außen hin zeigt. Ich bin da eher zurückhaltend.“ Ein spontaner Gefühlsausbruch kann im Fall eines Medaillengewinns in Rio aber wohl trotzdem nicht ganz ausgeschlossen werden.

Johannes Dosek, noe.ORF.at

Links: