Unverhofft kommt oft: Andrea Mayr läuft in Rio

Eigentlich hatte Andrea Mayr vom SV Schwechat nach dem Marathon in London 2012 mit den Olympischen Spielen abgeschlossen. Ihre tollen Leistungen 2015 haben ihr aber doch den Weg nach Rio zum heutigen Marathon geebnet.

Nach dem London-Marathon, den sie auf Rang 54 beendet hatte, war für Mayr klar, dass dies ihr letzter Auftritt bei Olympischen Spielen war. In den darauf folgenden Jahren konzentrierte sich die Welserin, die für Schwechat startet, auf ihren Beruf als Ärztin, absolvierte aber weiterhin Wettkämpfe. Im April 2015 beendete Mayr den Halbmarathon in 1:11:00 Stunden - und beschäftigte sich daraufhin zum ersten Mal ernsthaft mit dem Gedanken, in Rio an den Start zu gehen.

„Für mich ist es ein Rätsel“

Im Oktober löste die 36-Jährige beim Marathon in Frankfurt endgültig das Ticket für die Spiele und überraschte damit alle: Medien, Trainer - und vor allem sich selbst. „Mir ist es selbst ein Rätsel. Ich dachte, nach London ist es definitiv vorbei, aber es macht mir nach wie vor großen Spaß und der Körper spielt mit. Das freut mich einfach ungemein“, so Mayr, die sich sicher ist, in Rio keinen erneuten Rekord zu laufen. „Nein, das sicher nicht. Rekordverdächtig sind Rennen, bei denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht allzu hoch sind, die Strecke möglichst flach ist und man mit eigenen Tempomachern agieren kann. Das trifft auf den Marathon in Rio alles nicht zu.“

Ein schicksalsträchtiger Tag

Mayr wird aller Voraussicht nach keine Medaille aus Rio mit nach Hause bringen - das ist für sie aber ohnehin zweitrangig. „Ich werde schauen, dass ich zufrieden und mit einem guten Gefühl ins Ziel komme. Das ist das Wichtigste.“ Nach dem Tod ihres Vaters bei einem Bootsunfall im vergangenen August relativierte sich für Mayr Vieles. Ausgerechnet an seinem Todestag wird Mayr in Rio den olympischen Marathon laufen. Daran, dass ihr Vater ihr dabei beistehen wird, hat sie keinen Zweifel.

Die Unfallchirurgin als Olympionikin

Wer sich die Karriere von Andrea Mayr etwas genauer ansieht, stellt sich unweigerlich die Frage nach der Machbarkeit. Wie bringt diese Frau Spitzensport und ihren Job als Unfallchirurgin im Krankenhaus Vöcklabruck unter einen Hut? „Ich setze auf etwas unkonventionelle Methoden. Wo andere Pulsuhr und Messgurte brauchen, laufe ich einfach und versuche auf meinen Körper zu hören. Der Rest ist eiserne Disziplin und gutes Zeitmanagement.“ Um sich an der Spitze etablieren und dort auch dauerhaft bleiben zu können, muss sie das eine oder andere Opfer bringen. Damit hat Mayr aber kein Problem. „Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist das Wehleidigkeit.“

Johannes Dosek, noe.ORF.at

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