Daniela Fally: „Alles hat einen neuen Wert“

Die aus Pottenstein (Bezirk Baden) stammende Sopranistin Daniela Fally, international bekannter Bühnenstar, kehrt nach ihrer Babypause zurück auf die Bühne. Am Wochenende war sie in „Die lustige Witwe“ in Grafenegg zu hören.

Seit der Geburt ihrer Tochter Sophie im Dezember des vergangenen Jahres widmete sich die Sängerin ihren neuen Aufgaben als Mutter. Im Grafenegger Wolkenturm gab sie am Wochenende in Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“ ihr Rollendebut als Valencienne, der Politikergattin mit Neigung zum Flirt. Am Pult stand bei der konzertanten Aufführung des Tonkünstler-Orchesters Chefdirigent Yutaka Sado. Im Gespräch mit noe.ORF.at erzählt Fally über ihre Rolle als Mutter und über den Auftritt.

Daniela Fally

APA / Georg Hochmuth

Daniela Fally ist zurück auf der Bühne

noe.ORF.at: Wie finden Sie die konzertante Aufführung einer Operette?

Daniela Fally: Ich freue mich, dass ich in dieser Rolle hier debütieren durfte, ich habe die Valencienne noch nie gesungen. Konzertant finde ich nicht immer schlecht. Wir haben auch eine szenische Begleitung durch die Regisseurin Susanne Sommer. Es liegt an uns Sängern, die Geschichte zu erzählen, das ist manchmal auch ganz ohne Regie schön.

Ich versuche, auch ein bisschen szenisch zu agieren und zu tanzen. Ich finde es sehr angenehm, wenn der Dirigent gleich neben und das Orchester hinter einem ist, da kann man gleich mitsingen, es gibt keine große Distanz. Es hat alles Vor- und Nachteile, aber ich genieße das alles.

noe.ORF.at: Wie gelingt es Ihnen, Beruf und Familie zu vereinen?

Fally: Ganz gut. Durch das Kind hab ich einen neuen Schub bekommen, was die Arbeit betrifft. Ich gehe total gern arbeiten, lege mich in die Maske, werde hübsch gemacht und lasse die Mutterrolle zu Hause. Und umgekehrt funktioniert das auch, ich gehe wahnsinnig gerne nach den Konzerten sofort nach Hause und freue mich, meine Kleine im Arm zu halten.

noe.ORF.at: Hat sich durch die Schwangerschaft und die Geburt Ihre Stimme verändert?

Fally: Die Frage nach der Stimme kann ich noch nicht wirklich beantworten, die wurde mir schon ein paar Mal gestellt. Ich finde es noch ein bisschen zu früh, eine Antwort darauf zu geben. Ich bin am Weg, alles wieder in die alte Kondition zu bringen, wie es war. Und ich bin sehr gespannt, wenn die berühmten neun Monate nach der Geburt vergangen sind, was sich in Zukunft vielleicht zeigen mag.

Daniela Fally

APA / Herbert Oczeret

Peter Matiic, Daniela Fally und Norbert Ernst (v.l.)

noe.ORF.at: Hat sich Ihr Leben durch das Baby verändert?

Fally: Durch das Kind hat mein Leben wahrscheinlich die größte Erfüllung bekommen, die ich jemals hatte. Es ist das absolut Schönste im Leben, Sophie ist ein absolutes Wunschkind. Alles bekommt einen neuen Wert, und gleichzeitig sind natürlich auch die wahren Werte im Leben wieder zurechtgerückt. Ich liebe die Kleine über alles. Hätte ich gewusst, wie schön das ist, hätte ich vielleicht viel früher Kinder gehabt.

noe.ORF.at: Setzen Sie heute andere Prioritäten als noch vor einem Jahr?

Fally: Ich glaube, ich hatte die Prioritäten im Leben hoffentlich immer richtig im Blick. Ich muss jedoch sagen, wenn man einen so kleinen Menschen heranwachsen sieht, merke ich wirklich, dass die wertvollste Aufgabe, die ein Menschen im Leben erfüllen kann, wahrscheinlich ist, Mutter oder Vater zu sein. Wenn man sieht, wie sich so ein kleines Wesen entwickelt, gibt es für mich keine größere Aufgabe im Leben, als diesen kleinen Menschen auf seinem Weg zu einem gesunden, selbstsicheren Erwachsenen begleiten zu dürfen, ihn erziehen zu dürfen.

noe.ORF.at: Gibt es auch Momente, die nicht so angenehm sind?

Fally: Die Nächte sind so ein Thema. Ich habe aber Unterstützung aus der Familie und habe den Luxus, dass ich auch sagen darf, könnt ihr mal heute diese Nacht übernehmen? Die Nacht vor dem Konzert konnte ich schlafen. Es war ein Traum diese Nacht, ich glaube, seit vielen Monaten die erste Nacht, in der ich wirklich durchgeschlafen habe. Natürlich gibt es auch die Momente, die einen fordern, aber das gehört dazu.

Daniela Fally

APA / Herbert Oczeret

Daniela Fally als Zerbinetta während einer Fotoprobe zur Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ in der Wiener Staatsoper

noe.ORF.at: Was planen Sie in den nächsten Monaten an Auftritten?

Fally: Ich gehe es langsam an. Als meine Kleine vier Monate war, habe ich eine Opernproduktion abgesagt, weil ich es mir nicht vorstellen konnte, acht Stunden am Tag fünf Wochen lang von meiner Tochter weg zu sein. Es hat für mich nicht gestimmt. Ich habe im ersten Jahr hauptsächlich Konzerte und Reisen, die zwei Wochen dauern, da kommt sie natürlich mit, mit Betreuungspersonen. Alles Weitere wird sich weisen. Das Kind hat absolute Priorität, sein Wohl steht im Vordergrund.

noe.ORF.at: Das Festival in Grafenegg und auch der Wolkenturm feiern das zehnjährige Bestehen. Was bedeutet das für Sie?

Fally: Für mich als Niederösterreicherin hat es eine Bedeutung, weil ich es faszinierend finde, dass hier mit ganz großem Aufwand und großer Liebe ein absolutes Top-Festival platziert worden ist. Ich finde es eine großartige Klangkulisse, ich finde es insgesamt großartig. Es ist hier eine absolute Internationalität gegeben. Die Organisation ist wirklich top. Alle Wünsche, die ein Künstler nur haben kann, werden hier erfüllt, wir haben sogar ein Fahrservice von den Garderoben im Auditorium zum Wolkenturm.

Das Gespräch mit Daniela Fally führte Karina Fibich, noe.ORF.at.

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