Drogenprozess: Befragungen ab Donnerstag

Der Prozess um organisierten Suchtgifthandel hat am Mittwoch im Landesgericht Wiener Neustadt begonnen. Die 13 Angeklagten, die jahrelang mit Suchtgift gehandelt haben sollen, werden ab Donnerstag gesondert befragt.

Im Landesgericht Wiener Neustadt hat am Mittwoch der erste von insgesamt sechs Prozesstagen um den organisierten Drogenhandel begonnen. Zwei Jahre lang soll die serbische Täterbande Plantagen in Häusern betrieben und das produzierte Canabis verkauft haben - mehr dazu in 13 Angeklagte in mehrtägigem Drogenprozess (noe.ORF.at; 16.8.2016)

Laut Anklageschrift wurden die „Geschäfte“ unter der Leitung der befreundeten Erst- und Viertangeklagten abgewickelt. Der 38-jährige ungarische Staatsbürger serbischer Herkunft, von Beruf Hundetrainer und Immobilienmakler, und der Serbe, ein Lkw-Unternehmer, hätten 2014 beschlossen, ihre finanzielle Situation aufzubessern, und auch das „Personal“ für die Betreuung der Plantagen in Niederösterreich, der Steiermark und im Burgenland organisiert.

Cannabispflanzen

LPD

Die Plantagen wurden professionell betrieben

Häuser mit gefälschten Reisepässen gemietet

Die erste Plantage wurde in Matzendorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land) betrieben. Die Häuser wurden zum Teil mithilfe gefälschter Reisepässe gemietet oder gekauft und die Stromversorger durch Manipulation der Stromzähler um knapp 200.000 Euro betrogen. An den einzelnen der sechs Standorte konnten bis zu 852 Pflanzen gleichzeitig gezüchtet und geerntet werden.

Der Ungar, der sich mit dem Verdienst aus dem Drogenhandel teure Reisen und Luxusgüter geleistet haben soll, habe 13 Mobiltelefone genutzt. Die Überwachung der Handys habe enge Verflechtungen der Mitglieder der Organisation ergeben.

Angeklagte bekannten sich nur teilweise schuldig

Als Suchtgiftfahnder die Plantagen im Vorjahr aushoben und zehn Verdächtige antrafen, stellten sie insgesamt 2.258 Cannabispflanzen, etwa 81 Kilo Cannabiskraut, 10.346 Euro Bargeld, 18 Mobiltelefone, drei Autos sowie diverses Equipment (542 Lampen, 492 Vorschaltgeräte, 44 Großfilter, Verpackungsmaschinen, Waagen) sicher.

Staatsanwalt Markus Bauer wandte sich gegen eine Verharmlosung von Marihuana und beleuchtete die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der „klassischen“, leicht erhältlichen Einstiegsdroge. Hinter der Erzeugung stehe ein „riesenwirtschaftlicher Faktor“ und die entsprechende Organisation mit Personal und Infrastruktur.

Die Verteidigerriege stellte eine Bandenbildung - wodurch der Strafrahmen deutlich höher liegt - in Abrede. Die Angeklagten bekannten sich nur teilweise schuldig, nämlich einzelner Handlungen bei der Pflanzenaufzucht.

Drei Verhandlungstage für Vernehmungen

Der Erstangeklagte sei „kein großer Capo“ gewesen, sondern auf eine „saublöde“ Idee gekommen, um seine finanzielle Situation aufzubessern, sagte Anwalt Wolfgang Blaschitz. Sein Kollege Elmar Kresbach verwies auf Diskussionen um die Freigabe von Cannabis nicht nur in Europa, während in diesem Verfahren mit Kanonen auf Spatzen geschossen werde. Der Viertangeklagte habe nichts mit Organisation, Aufbau oder Planung des Ganzen zu tun gehabt und sei da als kleiner Beitragstäter hineingerutscht. Richter Gerald Grafl am Donnerstag mit der abgesonderten Vernehmung der Angeklagten beginnen. Seinem Fahrplan nach sind für diese Befragungen drei Verhandlungstage vorgesehen.

Link: