Grafenegg: Fulminanter Auftakt mit Beethoven

Zum Auftakt des zehnjährigen Jubiläums des Grafenegg Festivals hat das Tonkünstler-Orchester mit Beethovens 9. Symphonie ein fulminantes Eröffnungskonzert geboten. Bis 11. September gastieren namhafte Künstler in Grafenegg.

Eröffnet wurde das Festkonzert zum Zehn-Jahr-Jubiläum am Freitagabend mit der „Fanfare für 9 Blechbläser“, der Uraufführung des Auftragswerks von Christian Jost, dem diesjährigen Composer in Residence. Er komponierte sie für vier Hörner, zwei Trompeten und drei Posaunen.

Es folgte Ludwig van Beethovens Coriolan-Ouvertüre, danach war mit Josts neuem Werk eine weitere Uraufführung zu hören, die ebenfalls Beethoven in den Mittelpunkt rückte. Er bettete das Lied „An die Hoffnung“ in seine ureigene, moderne Klangwelt ein und verband auf diese Weise die Vergangenheit mit dem Heute.

Beethovens 9. Symphonie als Höhepunkt

Beethovens letzte Symphonie, die 9. in monumentaler Besetzung mit Chor, Solisten und Orchester, bildete den Höhepunkt des Eröffnungsabends. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind dabei die zentralen Werte des Werks, die Ludwig van Beethoven wie kaum ein anderer verstand, musikalisch zu übersetzen.

Gemeinsam mit den Tonkünstlern spielten 24 Alumni des European Union Youth Orchestra (EUYO), unter der Leitung des Stardirigenten Yutaka Sado. Als Solisten überzeugten die finnische Sopranistin Camilla Nylund, Mezzospopranistin Elena Zhidkova aus Russland, der deutsche Tenor Klaus Florian Vogt und Bassist René Pape, der zu den bedeutendsten Bassisten seiner Generation zählt. Gemeinsam mit dem Wiener Singverein stimmten sie im Finalsatz die berühmte „Ode an die Freude“ an.

Chefdirigent Yutaka Sado verlängerte seinen Vertrag

Anlässlich der Jubiläumssaison bot das Festival bereits vor dem fulminanten Eröffnungskonzert erste Highlights: Zunächst unterzeichnete Yutaka Sado, Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Tonkünstler-Orchesters, feierlich am Balkon des Auditoriums seinen Vertrag. Der 55-jährige Japaner leitet den Klangkörper seit einem Jahr und verlängerte damit seinen zunächst auf drei Jahre befristeten Vertrag um weitere vier Jahre bis zum Ende der Konzertsaison 2021/22.

Yutaka Sados Vertragsunterzeichnung

Lukas Beck

Chefdirigent Sado mit Rudolf Buchbinder bei der Vertragsunterzeichnung

„Wir empfinden große Freude über die Bereitschaft, den Vertrag zu verlängern“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bei der Vertragsunterzeichnung. „Es ist sehr wichtig für die kulturpolitische Arbeit, da der Vertrag eine mittel- und längerfristige Planung ermöglicht und dies ist eine ganz wesentliche Grundlage für den Erfolg“, so Pröll.

Multimediale Performance zum Jubiläum

Anschließend gab es anstelle eines Festaktes mit offiziellen Reden zum zehnjährigen Jubiläum des Festivals eine Multimedia-Performance von Regisseur Michael Sturminger. Mit den Mitteln von Schauspiel, Gesang, Sprache, Musik und projizierten Bildern schickte er das Publikum auf eine Zeitreise von der Renaissance bis in die Gegenwart. Ausgehend von Shakespeares 66. Sonett inszenierte er mit der Burgschauspielerin Caroline Peters, dem Bassbariton Florian Boesch und Andreas Schett sowie der Musikgruppe Franui eine multimediale Performance.

Festakt

Lukas Beck

Regisseur Michael Sturminger präsentierte eine multimediale Performance

„In Grafenegg ist ein Traum wahr geworden“

Kuchen und Sekt anlässlich des Jubiläums waren am Ende ebenso Teil der Performance. „In Grafenegg ist ein Traum wahr geworden, das macht mich als Musiker sehr glücklich“, sagte der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder, der sich in einer Rede bei der Treue seines Publikums bedankte und stolz auf zehn Jahre Grafenegg zurückblickte. „Die Bühne ist für mich ein in Architektur gegossener Klang.“

Auch Landeshauptmann Erwin Pröll zog Bilanz über zehn erfolgreiche Jahre in Grafenegg: „Die kulturpolitische Mission für Grafenegg war, das Festival in der Region zu verankern. Wir waren überzeugt, dass wenn etwas wachsen soll, es tiefe Wurzeln haben muss, und diese zehn Jahre sind die beste Bestätigung dafür“. Mit Grafenegg ist laut Pröll ein „Ruck“ durch die niederösterreichische Kulturszenerie gegangen und er nannte beim Festakt auch konkrete Zukunftspläne. So soll Grafenegg zu einem Campus für alle Musikfelder Niederösterreichs werden und das European Youth Orchestra soll in Grafenegg beheimatet werden.

Cleveland Orchestra am Wochenende zu Gast

Bereits am frühen Abend strömten Besucherinnen und Besucher in den Park und stimmten sich an dem lauen Sommerabend auf ihren Decken mit mitgebrachten Picknick-Körben auf das Eröffnungskonzert ein. Auch zahlreiche Vertreter aus der österreichischen Politik, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben sind am Freitagabend nach Grafenegg gekommen. Darunter auch viel Prominenz, wie etwa Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer und die Schauspielerin Elfriede Ott.

Die Eröffnung des Festivals wurde live zeitversetzt auf ORF2 übertragen. Auf ORF III ist das Konzert am 4. September zu sehen, und Radio Niederösterreich überträgt die Eröffnung am 21. August. Bis 11. September verspricht das Grafenegg Festival weltweit führende Orchester und internationale Künstler. Am Wochenende folgen zwei Konzerte des Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst mit den Solistinnen Leila Josefowicz (20. August) und Luba Orgonasova (21. August). In der Matinee am 21. August ist Solist Klaus Florian Vogt mit Schuberts „Die schöne Müllerin“ zu hören.

Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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