Grafenegg: Ovationen für Cleveland Orchestra

Tags zuvor noch bei den Salzburger Festspielen umjubelt, hat sich das Cleveland Orchestra unter der Leitung von Franz Welser-Möst auch beim Musikfestival Grafenegg veritable Ovationen erworben.

Im sommerlichen Open-Air-Ambiente des Wolkenturms entfalteten sich sowohl die beiden Werke von Thomas Ades als auch die „Symphonia domestica“ von Richard Strauss sehr effektvoll. Es ist ja doch bemerkenswert, dass sich das Festival offenbar zunehmend auch zeitgenössischen Komponisten öffnet, und das über die traditionelle Praxis des Composers in Residence hinaus.

Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra

Roger Mastroianni

Franz Welser-Möst und das Cleveland Orchestra

Das Gastspiel der Amerikaner lieferte mit drei Tänzen aus der Ades’schen Kammeroper mit dem pikanten Titel „Powder Her Face“ sowie dem Violinkonzert „Concentric Patchs“ entsprechenden Input.

Verruchte Revue-Atmosphäre im Schlosspark

Ades kann handwerklich auf einen großen Fundus an Versatzstücken zurückgreifen und macht davon auch regen Gebrauch. Ouverture, Walzer und Finale bringen scheibchenweise verruchte Revue-Atmosphäre in den Schlosspark, das Violinkonzert findet in Leila Josefovicz eine ideale Interpretin für den überaus anspruchsvollen, hochexpressiven und in jugendlich cooler Selbstinszenierung realisierten Solopart. Und die subtile Klangschwadenwelt dieser Musik kommt auch im Freien gut zur Geltung, auch wenn man bisweilen kurz verunsichert ist, ob gerade die tiefen Streicher oder doch das entfernte Motorbrummen eines Flugzeugs vernehmbar sind.

Symphonisches Schwelgen im turbulenten häuslichen Leben von Richard Strauss bildete den dramaturgischen Höhepunkt, Welser-Möst am Pult fungierte als energisch engagierter Familiencoach, die famosen Clevelander liefen zur Höchstform auf. Begeisterter Schlussapplaus.

Ewald Baringer, Austria Presse Agentur

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