Hannes Ziselsberger: Neuer Caritas-Direktor

Die Caritas in der Diözese St. Pölten hat seit Donnerstag einen neuen Direktor. Bischof Klaus Küng ernannte bereits im März den 46-jährigen Herzogenburger Hannes Ziselsberger. Er löste nun den langjährigen Direktor Friedrich Schuhböck ab.

Ziselsberger war seit 2008 Geschäftsführer im „Verein Wohnen“ in St. Pölten. Zuvor war er für die Caritas tätig - von 1995 bis 2001 als wirtschaftlicher Assistent bei der Caritas der Diözese St. Pölten und von 2001 bis 2008 in der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Retz der Caritas der Erzdiözese Wien.

noe.ORF.at: Herr Ziselsberger, Sie haben sich einen Monat lang in die Position des Caritas-Direktors der Diözese St. Pölten eingearbeitet und so einen Einblick in Ihre künftigen Aufgaben bekommen. Welche Herausforderungen werden in den nächsten Jahren besonders groß sein?

Hannes Ziselsberger: Die großen Herausforderungen sehe ich nicht so sehr innerhalb der Caritas St. Pölten, sondern im gesellschaftspolitischen Umfeld. Wenn man die Berichte der letzten Monate verfolgt, dann habe ich den Eindruck, dass vieles von dem, was unsere Gesellschaft so erfolgreich gemacht hat an sozialen Bemühungen, an sozialer Wohlfahrt, in Frage gestellt wird. Wir müssen in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich diskutieren, welche sozialen Mindeststandards wir im Land behalten können und wollen und wo wir Dinge neu denken müssen. Ich befürchte, dass das gesellschaftliche Klima hier rauer wird.

noe.ORF.at: Heißt das, Sie wollen sich in politischen Diskussionen als Direktor der Caritas St. Pölten zu Wort melden?

Ziselsberger: Ich glaube schon, dass es auch eine Aufgabe des Direktors der Caritas St. Pölten sein wird, sich zu gesellschaftlichen Fragen zu Wort zu melden. Die Tagespolitik ist nicht die Aufgabe der Caritas, aber gesellschaftspolitische Grundsatzfragen und die Frage von fairen Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben sehr wohl. Dort werde ich mich sicherlich das eine oder andere Mal einbringen wollen.

Hannes Ziselsberger

Caritas

Hannes Ziselsberger übernahm am Donnerstag die Führung der Caritas der Diözese St. Pölten

noe.ORF.at: Es wird immer wieder kritisiert, dass sich die Caritas zu sehr auf Flüchtlingsarbeit konzentrieren und andere Bereiche vernachlässigen würde. Wie entgegnen Sie dieser Kritik?

Ziselsberger: Die Kritik, dass wir uns in der Caritas St. Pölten zu sehr mit der Flüchtlingsarbeit beschäftigen, kann man sehr leicht entkräften. Von unseren etwa 2.200 Mitarbeitern sind circa zehn bis 15 in der Arbeit für Flüchtlinge tätig. Der Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeitet im Land im Bereich der Hauskrankenpflege, im Bereich der Menschen mit Behinderungen, im Bereich für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Nichtsdestotrotz wird es eine wichtige Aufgabe sein, die Integration der jetzt zugezogenen Menschen zu fördern. Nur wenn wir das gut machen, können wir Spannungen, die sonst vielleicht unseren Kindern begegnen, im Keim ersticken.

noe.ORF.at: Ehrenamtliche Tätigkeit ist ein wichtiger Teil der Caritas-Arbeit. Wie groß ist derzeit der Rückhalt in der Bevölkerung?

Ziselsberger: In der Caritas erleben wir einen sehr großen Rückhalt. Wir haben viele tausend Ehrenamtliche. Wir haben auch im Bereich der Arbeit für Flüchtlinge ganz neue Menschen kennen gelernt, die helfen und sich engagieren wollen, obwohl sie der Kirche sonst vielleicht gar nicht so nahe sind. Außerdem haben wir über die youngCaritas versucht, junge Leute anzusprechen. Es gelingt uns immer wieder, mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen, die dann in weiterer Folge die Caritas-Arbeit ehrenamtlich unterstützen wollen.

Das Gespräch führte Felix Novak, noe.ORF.at

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