Schulbeginn: Rekord an Taferlklasslern

Exakt 16.283 Schülerinnen und Schüler haben am Montag in Niederösterreich ihren ersten Schultag. Das sind so viele Taferlklassler, wie schon lange nicht mehr. Zurückzuführen ist das auch auf die steigende Zahl an Flüchtlingskindern.

In Niederösterreich beginnt am Montag für so viele Taferlklassler der Schulalltag, wie schon seit Jahren nicht mehr. Die Gründe dafür sind einerseits eine leicht steigende Geburtenbilanz im Bundesland, andererseits aber auch eine steigende Zahl an Flüchtlingskindern. Vor dem Schulbeginn zeigt man sich aufgrund der Erfahrungswerte generell gerüstet, Lehrer fehlen aber trotzdem - mehr dazu in Zu wenige Lehrer für Flüchtlinge (noe.ORF.at; 29.8.2016).

Ressourcen für Deutschkurse würden fehlen

Wie viele Flüchtlingskinder sich genau unter den Taferlklasslern befinden, steht derzeit noch nicht exakt fest. Aus der Erfahrung des letzten Schuljahres zeigt sich aber, dass 150 Lehrerinnen und Lehrer für deren Betreuung fehlen. Für den Präsidenten des niederösterreichischen Landesschulrats, Johann Heuras, liegt das nicht daran, dass es zu wenig ausgebildetes Lehrpersonal geben würde, sondern daran, dass der Bund über den Finanzausgleich die notwendigen Mittel nicht bereitstellen würde.

Schulung der Lehrerinnen und Lehrer

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Im vorigen Schuljahr habe man sich mit Freiwilligen beholfen, die zum Beispiel aus der Pension zurückgekommen sind. „Sich längere Zeit auf Freiwillige einstellen zu können, halte ich nicht für den richtigen Weg. Irgendwann ist das enden wollend. Das Engagement wird irgendwann auch einmal abnehmen. Daher können sich der Staat und der Steuerzahler nicht aus der Verantwortung entziehen, hier die entsprechenden Ressourcen für Deutschkurse zur Verfügung zu stellen. Diese Kurse fehlen nämlich auch“, sagt Heuras. Diese Kurse wären letztendlich für mehr als 3.000 Flüchtlingskinder an den niederösterreichischen Schulen entscheidend für einen erfolgreichen Abschluss.

Landesschulratspräsident macht Druck auf Bund

Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) warnt auch davor, dass man den Flüchtlingskindern keine Perspektiven gibt. „Wenn wir alle diese Schüler irgendwie durch das Schulsystem durchziehen und am Ende scheitert es daran, dass sie die Sprache nicht ganz gut gelernt haben und sie bekommen keinen vernünftigen Abschluss, dann haben wir wieder eine ganze Menge an jungen Menschen ohne Perspektive. Eigentlich wollen wir ihnen eine Perspektive geben“, sagt Schwarz.

Landesschulratspräsident Johann Heuras

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Landesschulratspräsident Johann Heuras

Der Landesschulratspräsident macht in dieser Hinsicht Druck auf den Bund. „Wenn wir unseren Flüchtlingskindern nicht entsprechende Bildung zuführen, sie nicht fit machen für den Arbeitsmarkt, dann bekommen wir wirklich ein veritables soziales Problem“, sagt Heuras. Er fordert, dass bei den anstehenden Verhandlungen zum Finanzausgleich die Mittel für die Schulen hinsichtlich der Betreuung der Flüchtlingskinder an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden.

Sprachförderkurse auch in weiterführenden Schulen

Im Regelfall kommen Flüchtlingskinder in eine Volksschule beziehungsweise Neue Mittelschule. Sie können ihre Schulpflicht allerdings auch an AHS-Unterstufen erfüllen. Diese müssen allerdings keine außerordentlichen Schüler aufnehmen, die mangels Deutschkenntnisse dem Unterricht nur sehr eingeschränkt folgen können. Die Entscheidung über eine AHS-Aufnahme trifft der jeweilige Direktor, der beurteilen muss, ob aufgrund der jeweiligen Vorbildung die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Besuch der AHS gegeben sind.

Konnten bisher Flüchtlingskinder nur an den Pflichtschulen und AHS-Unterstufen Sprachförderkurse besuchen, gibt es dieses Angebot mit dem neuen Schuljahr erstmals auch in den weiterführenden Schulen. Damit können künftig auch Jugendliche, die nicht mehr schulpflichtig sind, ihr Deutsch verbessern. Seit vergangenem November gibt es außerdem für jugendliche Flüchtlinge ohne Deutschkenntnisse sogenannte Übergangsstufen an den BMHS, in denen sie auf einen möglichen späteren Besuch einer berufsbildenden Schule oder eine Lehre vorbereitet werden.

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