„Gut, aber tot“: Rossmanns neuer Krimi

Eva Rossmann nimmt in ihrem neuen Krimi „Gut, aber tot“ die aktuellen Essenstrends aufs Korn. In dem soeben präsentierten Buch der Weinviertlerin geraten militante Veganer und rabiate Schweinezüchter aneinander, mit mörderischen Folgen.

Im 18. Mira-Valensky-Krimi geht es um die Frage Veganismus oder Fleischverzehr. In Rossmanns Buch wird ein mörderischer Glaubenskrieg ohne Spielraum für Toleranz beschrieben. „Dann wird ein junger Bauer erschossen. Und eine Berliner Kabarettistin verschwindet spurlos. Im Bekennerschreiben steht: ‚Die Schweine rächen sich.‘ Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krainer erfahren Mörderisches über den Umgang mit Menschen und Tieren“, heißt es in der Verlagsankündigung.

600.000 Bücher der Valensky-Serie verkaufte Rossmann laut Verlagsauskunft bisher. Alljährlich erscheint eine neue Ausgabe. Den Krimi „Gut, aber tot“ präsentierte die Autorin am Mittwochabend bei einem Fest mit Lesung, Wein und köstlichen Gerichten in ihrem Heimatort Auersthal (Bezirk Gänserndorf).

Eva Rossmann

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Eva Rossmann beim Interview mit noe.ORF.at anlässlich der Buchpräsentation

noe.ORF.at: Rund um den neuen Trend der veganen Ernährung gibt es zurzeit wahre Grabenkämpfe. Sie als leidenschaftliche Köchin haben vermutlich damit Ihre Erfahrungen gemacht?

Eva Rossmann: Die einen essen vegan und glauben, sie sind die besseren Menschen, indem sie auch Tierleid verhindern. Die anderen sagen, das Schweinsbratl hat immer schon zu uns gehört, das lassen wir uns nicht nehmen. Sind sie aber deshalb Schweine, das ist die große Frage! Das wird in dem neuen Buch abgehandelt, und dass es hoffentlich auch Zwischenpositionen gibt. Ich denke mir, gerade beim Essen sollte es möglich sein, etwas Toleranz walten zu lassen, das wäre doch eine einfache Übung.

noe.ORF.at: Es verwundert, dass es gerade bei so etwas Gemütlichem und Genüsslichem wie dem Essen bald einmal mit der Toleranz vorbei ist.

Rossmann: Es ist ganz seltsam mit der Toleranz und dem Essen. Ich glaube, das Essen ist etwas, das so unmittelbar zu uns gehört, und dass man sich darüber besonders gut streiten kann, weil es um das ganz Eigene geht. Natürlich ist es lächerlich, denn man könnte sagen, jeder sollte das essen, was ihm schmeckt.

Aber so ist es eben nicht. Es geht bei den Auseinandersetzungen immer um alle anderen. Es gilt dann sehr schnell, die dann zu missionieren. Das tun aber nicht nur Veganer, sondern auch die klassischen Schweinsbratlesser, die den Veganern dann erklären, wie ungesund und einseitig sie sich ernähren.

noe.ORF.at: Im Buch wird der Begriff der Toleranz dann weiter ausgebaut.

Rossmann: Ich habe das Thema deswegen genommen, weil ich es so faszinierend finde, dass es dabei so konträre Positionen gibt. Und andererseits ist es so interessant, was dahintersteckt - nämlich die Frage nach der Toleranz in unserer Gesellschaft. Ich habe das Gefühl, dass sie immer weniger und weniger wird.

Deshalb spielt in den Weinviertel-Sequenzen dieses Buches die erste Flüchtlingswelle hinein. Ich denke mir, wir streiten darüber, was wir jetzt essen und ob wir dann gut oder böse sind, und andere müssen überhaupt um einen Platz kämpfen, wo sie sein können. Ohne das zu dramatisieren, hat das in meinem Krimi auch etwas verloren.

Eva Rossmann Buchtitel

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noe.ORF.at: Ein wichtiger Punkt, den sie im Buch auch herausstreichen, ist, dass immer jemand im Hintergrund sehr gut verdient - sei es bei der Massentierhaltung, sei es die Futtermittel- oder die Lebensmittelindustrie.

Rossmann: Bei dem Thema vegane oder traditionelle Ernährung gibt es immer welche, die da ganz kräftig dabei an uns verdienen, und zwar auf allen Seiten, das muss man betonen. Einerseits gibt es jetzt vegane Produkte in jedem Supermarkt. Da muss man einmal schauen, wie viele Zusatzstoffe drinnen sind, bis hin zum Calciumchlorid, das eigentlich zur Luftentfeuchtung eingesetzt wurde. Diesem Trend folgen viele, weil ihre Celebrities in Amerika schön, schlank und vegan sind und sie auch so sein möchten.

Und auf der anderen Seite haben wir die Massentierhaltung und Industriekonzerne, die unseren Bauern sagen, du musst noch größer und noch effizienter werden. Außerdem kommen in meinem Buch auch noch diese Gnadenhöfe als Spenden-Marketing-Maschinerie vor. Ich habe sehr viel übrig für Tiere, aber die Relationen passen da einfach nicht mehr.

noe.ORF.at: Welche Erfahrungen haben Sie als Köchin mit der veganen Küche gemacht?

Rossmann: Als Köchin ist es für mich eine Herausforderung. Ich glaube, dass man nämlich mit Gemüse und Obst sehr gute Sachen machen kann, ohne jedwedes tierische Produkt. Aber diese nachgemachten Dinge finde ich schrecklich: Warum muss ich eine Ente essen, die aus Tofu gemacht ist? Das finde ich schwachsinnig.

Im Buch gibt es vegane Rezepte, damit die Leser und Leserinnen das ausprobieren können. Ich glaube, weniger Fleisch zu essen und vor allem darauf aufzupassen, welches Fleisch mit welcher Qualität wir essen und wie das Tier davor tatsächlich gehalten wurde, wäre sinnvoll. Das täte den Tieren gut, das täte auch uns gut, der Ernährung und der Ökologie obendrein.

Das Gespräch mit Eva Rossmann führte Hannes Steindl, noe.ORF.at.

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