Beethoven-Konzerte zum Abschluss in Grafenegg

Der Abschluss der Jubiläumssaison des Grafenegg Festivals stand am Sonntag ganz im Zeichen Ludwig van Beethovens. Rudolf Buchbinder spielte gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern alle fünf Klavierkonzerte Beethovens.

Seit Jahrzehnten setzt sich Rudolf Buchbinder mit Beethoven auseinander, studiert unterschiedliche Werkausgaben und Handschriften. „Er fasziniert mich nicht nur als Komponist, sondern auch als Mensch“, sagt Buchbinder. Nachdem das Grafenegg Festival zum zehnjährigen Jubiläum bereits mit Beethovens 9. Symphonie eröffnet wurde, stand auch der Abschluss der Saison ganz im Zeichen Beethovens.

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Alle Klavierkonzerte an nur einem Tag

Buchbinder agierte nicht nur als Solist, sondern auch als Dirigent. Zu hören ist ein Ausschnitt aus Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr.4.

An nur einem Tag brachte der künstlerische Leiter Rudolf Buchbinder alle fünf Klavierkonzerte Beethovens zur Aufführung. Begonnen wurde am Sonntag mit einer Matinee im Auditorium, wo Buchbinder gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern drei Klavierkonzerte spielte. Die beiden anderen Konzerte waren bei einem Abendkonzert im Wolkenturm zu hören. Eine „Entdeckungsreise“ für das Publikum, sagte Buchbinder.

Beethoven-Matinee

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noe.ORF.at: Herr Buchbinder, Beethovens Musik gilt als unberechenbar, ich möchte nicht sagen schwer, aber doch sehr dramatisch. Warum fasziniert Sie gerade seine Musik so sehr?

Rudolf Buchbinder: Es zahlt sich aus, sich mit Beethoven zu beschäftigen. Er fasziniert mich nicht nur als Komponist, sondern auch als Mensch. Mein Repertoire geht von Bach bis hin zu zeitgenössischer Musik, aber keine Frage, Beethoven ist im Zentrum meines Repertoires und natürlich auch meines Lebens.

noe.ORF.at: Beethoven war - so sagt man - ein Perfektionist, ein akribischer Komponist. Sehen Sie da Parallelen zu sich selbst?

Buchbinder: Ja, die Akribie ist schon etwas Faszinierendes bei Beethoven und ich bin auch irgendwie ein Perfektionist, also ich kann das absolut nachvollziehen. Er war aber auch kompromisslos und auch das finde ich sehr wichtig.

noe.ORF.at: Das Grafenegg Festival fand heuer zum zehnten Mal statt. Wie sieht Ihr Resümee der vergangenen Jahre aus?

Buchbinder: Künstlerisch ist es so, dass wir uns in unseren kühnsten Träumen wohl nicht ausmalen hätten können, welchen Erfolg dieses Festival haben kann. Die ersten Jahre waren nicht so leicht, man musste meine Kolleginnen und Kollegen erst überzeugen, nach Grafenegg zu kommen. Was ich sehr schätze, ist das Vertrauen, das sie mir entgegenbrachten, dass sie sagten „Wenn der Buchbinder einlädt, dann kann man kommen!“. Das war natürlich im ersten Jahr das Schwerste. Mittlerweile hat sich das Festival auch international so gut etabliert, dass die Künstler, die Dirigenten und die Solisten die beste Mundpropaganda liefern. Das ist besser als jede PR-Agentur. „Was? Du warst noch nie in Grafenegg? Höchste Zeit!", heißt es mittlerweile. Und was das größte Kompliment ist: All die Künstler, die in Grafenegg waren, wollen wiederkommen.

Beethoven-Matinee

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noe.ORF.at: Welche Bilanz ziehen Sie nach dem diesjährigen Festival?

Buchbinder: Man muss versuchen, die hohe Qualität, die wir uns zum Ziel gesetzt haben, zu halten. Ich sage immer, es ist nicht schwer hinaufzukommen, es ist schwer oben zu bleiben. Da ist es ganz gleich ob man ein Festival leitet oder Karriere macht. Das Oben Bleiben ist das schwerste. Und wir versuchen diese Qualität zu halten und zu verbessern, wenn das überhaupt möglich ist.

noe.ORF.at: Sie hatten heute einen sehr intensiven Tag mit zwei Konzerten. Wie bereitet man sich denn auf so einen Tag vor?

Buchbinder: Wenn ich einen Klavierabend gebe, ist es mindestens genauso anstrengend, denn da habe ich nicht einmal eine Pause dazwischen, um mich auszuruhen. Diese fünf Klavierkonzerte von Beethoven sind so verschieden, in ihrer Vielfalt, in ihrer Gegensätzlichkeit, man kann keines mit dem anderen vergleichen. Und es ist vor allem für das Publikum eine Entdeckungsreise, diese fünf Konzerte kennenzulernen.

Das Interview führte Barbara Tschandl, noe.ORF.at

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