Buchleitner: „Geld macht keine Medaillen“

Der frühere Spitzenleichtathlet Michael Buchleitner hat den ersten Halbmarathon in der Wachau 1998 gewonnen, nun organisiert er den Event. Mit noe.ORF.at sprach er über den Laufsport und übt Kritik an der Sportförderung.

noe.ORF.at: Beim Wachau-Mrathon werden 8.000 Teilnehmer erwartet. Sie organsieren ihn zum zehnten Mal. Wann beginnt man eigentlich mit den Vorbereitungen ?

Michael Buchleitner: Nach dem Motto „Nach dem Lauf ist vor dem Lauf“ gibt es eine Analyse, und dann geht es eigentlich gleich in die Planung für das nächste Jahr.

Michael Buchleitner

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Michael Buchleitner (r.) im Gespräch mit ORF-Niederösterreich-Redakteur Robert Friess (l.)

noe.ORF.at: Was sind die optimalen Wetterbedingungen für einen Marathonlauf?

Buchleitner: Für die Läufer sind zehn bis 15 Grad die besten Temperaturen, in der Wachau wünscht man sich immer einen leichten Westwind, manche Läufer mögen einen leichten Nieselregen, für die Mitarbeiter an der Strecke ist es besser, wenn es trocken ist. Niedrige Temperaturen unter 20 Grad sind definitiv perfekt.

noe.ORF.at: Sie waren lange Zeit als Läufer aktiv, zuerst als Hürdenläufer, dann haben Sie sich auf die Marathon- und die Halbmarathondistanz spezialisiert. Was war für Sie die Motivation für den Spitzensport?

Buchleitner: Ich habe von meinen Eltern die Möglichkeit bekommen, Sport auszuprobieren. Ich wollte eigentlich Fußballer werden, habe aber selbst gesehen, dass dafür das Talent nicht reicht. Ich bin durch Zufall zum Laufen gekommen. Früher hat es am 26. Oktober immer die Fitläufe gegeben. Ich habe einen solchen Lauf überlegen gewonnen, und mein Vater hat gemeint, wenn dir das Spaß macht, probieren wir das. Ich bin ins Bundesportzentrum Südstadt zum Verein gekommen und dort eigentlich nicht mehr weggekommen.

noe.ORF.at: Es waren soeben die Olympischen Spiele in Rio und es gab genau eine Medaille der Segler, eine magere Ausbeute. Was ist falsch an der Sportförderung, wenn die Leichtathletik so sehr im Hintergrund steht und man weit von Erfolgen entfernt ist?

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Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona startete Buchleitner über 3.000-Meter-Hindernis, fiel aber im Vorlauf aus

Buchleitner: Geld macht keine Medaillen. Ich glaube nicht, dass es in Österreich zu wenig Geld gibt, sondern ich glaube, dass wir ein riesengroßes strukurelles Problem an der Basis haben. Es gelingt heute überhaupt nicht, Eltern zum Sport zu bringen, es gelingt auch nicht, die Kinder für den Sport zu begeistern. Wir haben zwar ein paar Stars in Österreich, die Idole sind, wie Dominik Thiem, wie früher Thomas Muster. Aber wir haben ein riesiges Problem in Österreich, Leistungsport zu verankern.

noe.ORF.at: Aber Sportminister Doskozil hat angekündigt, die Sportförderung zu reformieren. Er will eine eigene Gesellschaft gründen, die einerseits von den Ministerien ausgelagert ist, andererseits von Experten geführt werden soll.

Buchleitner: Ich glaube, es ist ein Grundproblem, dass sich die Politik über eine Linie einig sein muss - das Bildungsministerium, das Sportministerium und natürlich auch das Verteidigungsministerium. Wenn es darum geht, politisch zu agieren, müssen diese einzelnen Ministerien zusammenspielen. Es reicht nicht das Bekenntnis zur täglichen Turnstunde aus, wenn die Infrastruktur dafür nicht vorhanden ist. Wenn wir wirkich wollen, müssen wir einen langen Prozess einleiten, der dahin führt, Sport in Österreich zu institutionalisieren.

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noe.ORF.at: Sie sind Sportmanager und Familienvater, wie entspannt Michael Buchleitner am besten? Lassen Sie mich raten... beim Laufen?

Buchleitner: Definitiv, wenn ich den Kopf freibekommen möchte, dann gehe ich raus in die freie Natur. Ich bin keiner, der am Laufband läuft, ich bin auch keiner, der sehr gerne mit vielen Menschen läuft. Ich bin im Wienerwald aufgewachsen und laufe dort wirklich gern, man genießt die Natur und hört die Vögel zwitschen. Das ist es!

Das Gespräch mit Michael Buchleitner führte Robert Friess, noe.ORF.at.

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