Wr. Neustadt setzt auf Integration

Mit 10,7 Prozent hat Wr. Neustadt die höchste Arbeitslosenrate in Niederösterreich, knapp 40 Prozent der Arbeitslosen haben Migrationshintergrund. Die Stadt Wr. Neustadt setzt nun als Gegenmaßnahme langfristig auf Integration.

Mit diesen Maßnahmen soll einerseits die wachsende Arbeitslosigkeit bekämpft werden, andererseits will man damit der Ghettobildung entgegenwirken. In Wr. Neustadt gibt es 19 Volksschulen. Für 84 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Otto-Glöckel-Volksschule ist Deutsch nicht die Muttersprache, das ist der höchste Anteil unter allen Volksschulen der Stadt.

Lesepaten sollen helfen, Sprachbarrieren abzubauen

Im November 2015 startete man an den Schulen das Projekt „Lesepaten“ gegen Sprachbarrieren. „Lesepaten sind Freiwillige, die an Volkschulen und an einigen Mittelschulen im Deutschunterricht unterstützend mitwirken. Sie lesen mit den Kindern individuell oder in kleinen Gruppen, sie achten auf die Lesekompetenz und schauen, dass die Sprachförderung zustandekommt“, erklärt Onur Yavuz, der Projektleiter der „Lesepaten“.

Otto Glöckel Volksschule in Wiener Neustadt

ORF

Otto-Glöckel-Schule in Wr. Neustadt

Dieses Projekt soll einerseits die Integration fördern, andererseits langfristig die Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen. „Die Sprache ist deswegen wichtig, weil sie der Schlüssel für den Weg in die Zukunft der Kinder ist, sei es in Richtung Ausbildung oder Lehre, die Sprache spielt dabei die Hauptrolle“, so Onur Yavuz.

Wie in vielen anderen größeren Städten gibt es auch in Wr. Neustadt Stadteile, in denen der Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund besonders hoch ist. Es ist eine Art Ghettoisierung, es gibt eigene Supermärkte und Lokale. „Da man sich untereinander sehr wohl fühlt, geht man eben öfters zum eigenen Frisör und spricht die eigene Sprache“ (Yavuz).

Schneeberger: „Wir haben ein enormes Wachstum“

In Wr. Neustadt werden nun Maßnahmen dagegen sofort umgesetzt. „Wir können es so lösen, dass wir bei Wohnungsneubauten eine Sperre in der Größenordnung von 15 Prozent Migrationsanteil einsetzen. Ich habe aber das Problem, dass in den Häusern, in denen der Migrantenanteil 80 bis 90 Prozent beträgt, ein Wohnungswechsel mit Österreichern nahezu unmöglich ist“, erläutert Klaus Schneeberger (ÖVP), Bürgermeister von Wr. Neustadt.

Das Konzept soll langfristig auch in die Stadtentwicklung einfließen: „Wir haben ein enormes Wachstum, Wr. Neustadt wächst jährlich um 700 Einwohner. Das heißt, wir sind hier gefordert. Durch das schnelle Wachstum können wir auch schon schneller helfen, als wenn wir langsam wachsen würden“, so Schneebeger. In Wr. Neustadt sieht man darin ein langfristiges Projekt, das erst in den nächsten zehn bis 15 Jahren seine Auswirkungen zeigen soll.

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