Ältester Kirtag Österreichs feiert Jubiläum

Etwa 300 Aussteller und 30.000 Besucher machen den Kollmitzberger Kirtag (Bezirk Amstetten) zu einem der größten in ganz Österreich. Er ist aber auch der älteste: Die erste urkundliche Erwähnung liegt genau 500 Jahre zurück.

Bis vor zwei Jahren ging man noch davon aus, dass man heuer, im Jahr 2016, den 430. Kollmitzberger Kirtag feiern wird. Ein Dokumentenfund des Historikers Heimo Cerny im Archiv des Schlosses Seisenegg änderte jedoch die Kirtagszeitrechnung. Er entdeckte ein Dokument aus dem Jahr 1516, in dem die Aufteilung des Landgeldes für den Kirtag zwischen dem Probst von Ardagger und dem Landrichter von Seisenegg festgeschrieben wurde. Vor 500 Jahren dürfte der Kirtag rund um die der Heiligen Ottilia geweihten Kirche damit schon in voller Blüte gestanden sein, sagt Cerny.

Vom „Schusterkirtag“ zum größten Kirtag Österreichs

Wann der Kirtag genau gegründet wurde, ist bis heute unbekannt. Was man weiß ist jedoch, dass der Kirtag stets im Herbst stattgefunden haben soll. „Das hat dazu gedient, dass sich die Bauern vor dem Winter mit notwendigen Dingen eindecken konnten, mit Kleidung und Schuhen“, sagt Cerny. Und auch als Hochzeitsmarkt war der Kirtag beliebter Treffpunkt.

Urkunde Kollmitzberger Kirtag

NÖ Landesarchiv

Die erste urkundliche Erwähnung des Kirtags im Jahr 1516

Lange Zeit war der Kirtag vor allem als „Schusterkirtag“ bekannt, was auf die Franzosenkriege zurück geht, wie der Historiker weiß. Als die Franzosen den Kollmitzberg erstürmten, sollen sie die Kirchenbesucher, die gerade von der Messe heimgingen, überfallen und ihnen die Stiefel und Schuhe ausgezogen haben. „Sie haben alle Höfe rundherum geplündert und man kann sich vorstellen, dass sich die Bauern noch Jahre später mit dem Schuhwerk eingedeckt haben, das sie einmal gehabt hatten“, so Cerny.

Auch im 20. Jahrhundert waren Schuhe noch beliebte Kirtagsware. Heute bilden sie eher die Ausnahme. Stattdessen findet man Waren aller Art, von Kleinigkeiten wie Schmuck, Spielzeug oder Handwerkskunst über Schnäpse und Schaumrollen bis hin zu teuren Anschaffungen wie Autos oder Traktoren. Insgesamt bieten noch bis Sonntag um die 300 Aussteller ihre Waren an.

Ein Ort im Ausnahmezustand

Etwa 30.000 Besucher versetzen den kleinen Ort Kollmitzberg, eine Katastralgemeinde von Adagger mit etwa 800 Einwohnern, Jahr für Jahr in Ausnahmezustand. Hier ist man einerseits stolz auf den bekannten Kirtag und andererseits hilft auch jeder mit, sagt Bürgermeister Johannes Pressl (ÖVP): „Das macht letztlich auch diesen Kirtag aus, dass wirklich alle zusammen helfen und der ganze Ort einfach läuft.“

Kollmitzberger Kirtag

Gemeinde Ardagger

Nicht zuletzt sorgt der Kirtag auch für eine Belebung der Region. Die Kirtagsbesucher sind vor allem Ausflugsgäste, aber die Aussteller, die aus ganz Österreich oder auch Deutschland anreisen, treiben die Nächtigungszahlen nach oben. Sie sind in der ganzen Region untergebracht, weiß der Bürgermeister, der überzeugt davon ist, dass der Kirtag trotz Online-Versand und Co. auch die nächsten 500 Jahre bestehen bleiben wird. „Es zählen einfach die direkten Kontakte. Wir erleben das jetzt, dass viele Gewerbebetriebe bewusst wieder hier her kommen, weil sie sagen, ich will den Kontakt zu den Menschen. Sie schauen natürlich im Internet meine Produkte an. Vielleicht bestellen sie sogar im Internet. Aber sie müssen einmal wissen, wer ich bin, und dann läuft es auch im Internet besser. Und das kann der Kirtag auch noch in 500 Jahren.“

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