Moderner Grillparzer im Landestheater

Mit Grillparzers „Das goldene Vlies“ geht es ab Samstag im Landestheater um Macht und Fremdsein. Die Regisseurin Alia Luque bringt die Tragödie kompakt zusammengefasst in einer modernen Version auf die Bühne.

Mit Franz Grillparzer hat Intendantin Marie Rötzer einen der großen österreichischen Schriftsteller auf dem Spielplan des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten und zieht mit dieser Produktion den roten Faden in der heurigen Spielsaison weiter. „Wir haben das Motto ‚Die Welt ist groß‘ und darunter verbergen sich mehrere Themenbereiche. Unter anderem haben wir uns sehr viele Gedanken über die Achse Heimat und Fremde gemacht. Das ist ein Themenbereich, der auch in anderen Stücken vorkommt, die am Spielplan stehen“, sagt Intendantin Maria Rötzer gegenüber noe.ORF.at.

Liebe, Tod und Rache bei Grillparzer

Wie der Titel der antiken Tragödie bereits verrät, steht das goldene Vlies, das Fell eines goldenen Widders, im Vordergrund der Handlung. Sein Besitz verleiht einzigartige Kräfte und zieht zugleich aber Tod, Rache und Verderben nach sich. Als der griechische Heeresführer Phryxus mit dem Vlies, das er aus einem Tempel in Delphi geraubt hat, auf der Insel der Kolcher anlegt, rechnet er nicht mit der Feindschaft der Inselbewohner.

Ihr König, Aietes, tötet den Griechen mithilfe seiner Tochter Medea und setzt sie als Hüterin des magischen Widderfells ein. Als Jason das Vlies zurückzuholen will, verlieben sich Jason und Medea ineinander. Medea stellt sich gegen den Vater und beide fliehen mit dem Vlies. Sie erbitten Asyl in einem Land, in dem Medea immer eine Fremde bleiben wird.

Grillparzer kompakt und modern auf der Bühne

„Das Stück ist heute noch aktuell, weil es eine allumfassende Liebesgeschichte ist, diese Form trifft auch heute noch Menschen. Natürlich hat es auch mit unserer gesellschaftspolitischen Situation zu tun, da heutzutage sehr viele Menschen aus ihrem Land flüchten müssen“, so Rötzer zur Akualität des Stücks. Auch für Michael Scherff, langjähriges Ensemblemitglied im Landestheater Niederösterreich, ist das Thema Fremdsein aktuell: „Wie werden Fremde in der Heimat aufgenommen? Wie benimmt sich ein Fremder? Was muss er machen, damit er akzeptiert wird? Was passiert, wenn er nicht akzeptiert wird?“

Gespielt wird Medea von der Schweizer Schauspielerin Silja Bächli. Die junge katalanische Regisseurin Alia Luque, die zuletzt für das Burgtheater die Uraufführung „die hockenden“ inszenierte, bringt alle drei Teile des Epos – „Der Gastfreund“, „Die Argonauten“ und „Medea“ – in kompakter Besetzung auf die Bühne, die Schauspieler schlüpfen dabei in mehrere Rollen. Mit ihrem reduzierten Bühnenbild und ihrer modernen Inszenierung behandelt Luque die Frage, welche Opfer der Erwerb von Macht verlangt und welchen Preis Menschen bereit sind zu zahlen, um die Macht zu erhalten.

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