Müller-Marienburg: „Angst vor Vielfalt nehmen“

Der neue Superintendent der Evangelischen Kirche in Niederösterreich, Lars Müller-Marienburg, hat sich am Mittwoch erstmals zu seinen Plänen geäußert: „Ich sehe es als unsere Aufgabe, anderen die Angst vor Vielfalt zu nehmen.“

Müller-Marienburg wird am 15. Oktober von Bischof Michael Bünker in Wiener Neustadt feierlich in sein Amt eingeführt. Sein Wirken hat nach der Wahl vom 18. Juni aber bereits am 1. September begonnen. „Niederösterreich lerne ich erst kennen“, sagte der gebürtige Deutsche am Mittwoch in einem Pressegespräch in St. Pölten.

„Möchte gutes Miteinander pflegen“

Als Superintendent wolle er „das gute Miteinander pflegen und fortsetzen“, das in den Jahren unter seinem verstorbenen Vorgänger Paul Weiland innerkirchlich selbstverständlich geworden sei. Seinen persönlichen Glaubensweg bezeichnete der 39-Jährige als „geprägt von der Suche nach dem Miteinander von Frommsein und Freiheit“. Ansbach in Mittelfranken, woher er stammt, sei „urevangelisches Land“. In Niederösterreich mit 40.000 Evangelischen in 28 Pfarrgemeinden gibt es für Müller-Marienburg nach etwas mehr als einem Monat im Amt „noch sehr viel mehr zu entdecken“.

Kirche sei weder Selbstzweck noch sei sie ein Traditionsverein, sagte Müller-Marienburg in seiner Antrittspressekonferenz. „Vielfalt prägt unsere Evangelische Kirche. Vielfalt wird aber immer mehr auch ein Thema in unserer Gesellschaft werden. Ich sehe es als unsere Aufgabe an, anderen die Angst vor Vielfalt zu nehmen. Und wir wollen gemeinsam mit anderen Minderheiten und Religionen einen Beitrag zum Frieden und zu einem guten Miteinander in der Gesellschaft leisten“, so der 39-Jährige.

Lars Müller-Marienburg

edp / Uschmann

Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, Superintendent Lars Müller-Marienburg und Bischof Michael Bünker (v.l.)

Als Superintendent verstehe er sich als „eine gleichberechtigte Stimme unter mehreren Stimmen“. Zugleich obliegt es ihm jedoch in dieser Funktion, für einen geordneten Ablauf in den Pfarren zu sorgen, er verfügt über ein Supervisionsrecht und ist für den Religionsunterricht zuständig. Genauso wie sein Vorgänger will Müller-Marienburg nicht nur innerkirchlich wirken, sondern auch die Kontakte zum öffentlichen Leben pflegen.

Evangelische Kirche feiert „500 Jahre Reformation“

Der neue Superintendent werde „mit Kompetenz, Engagement und Einsatz seine Akzente setzen“, gab sich der Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich, Michael Bünker, überzeugt. Gleichzeitig verwies er darauf, dass auch Müller-Marienburg in die Vorbereitungen auf das Jubiläum „500 Jahre Reformation“, das 2017 begangen wird, einsteigen „darf und muss“.

Den Auftakt bildet bereits am 8. und 9. November in Eisenstadt eine Klausur („500 Jahre Reformation - Vom Gegeneinander zum Miteinander“) der römisch-katholischen Bischofskonferenz mit Vertretern der drei evangelischen Kirchen in Österreich - laut Bünker „eine Premiere“. Zudem merkte der Bischof an, dass es mit St. Pölten und Waidhofen a.d. Ybbs auch zwei niederösterreichische Städte unter den derzeit mehr als 70 „European Cities of Reformation“ gebe, die den Reformationsgedanken nach außen tragen sollen. Das Jubiläum werde nicht eine historische Rückschau sein, es werde vielmehr um Impulse der Reformation gehen.

Gisela Malekpour, Superintendentialkuratorin und somit weltliches Oberhaupt der Diözese Niederösterreich, blickte auf „ein schweres Jahr“ zurück. Nach dem Tod Weilands und bis zur erst im zweiten Anlauf erfolgten Wahl des neuen Superintendenten sei die Leitung in den Händen des Superintendentialausschusses gelegen. Müller-Marienburg ist - wie auch alle anderen Personen in Leitungsfunktionen in der Evangelischen Kirche - für zwölf Jahre bestellt, eine anschließende Wiederwahl ist möglich.

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