Wegwerfen war gestern, Reparieren boomt

Ein durchgeschmortes Bügeleisenkabel oder eine klebrige Computertastatur – immer mehr Menschen haben Skrupel, Elektrogeräte zu entsorgen, die nicht wirklich kaputt sind. Reparaturwerkstätten und auch Repair-Cafes boomen.

Im Internet finden sich mittlerweile zahlreiche Anleitungen, wie man zum Beispiel die alte, schmutzige Computertastatur mit wenigen Handgriffen im Geschirrspüler reinigen kann. Zwar übernimmt niemand die Garantie im Schadensfall, aber frei nach dem Motto „Wegwerfen kann ich sie dann immer noch“ geht der Trend zum Reparieren.

Und auch Repair-Cafes boomen. Dort wird unter fachkundiger Anleitung selbst Hand angelegt. Von Fahrrädern über Kleidung bis zu Elektrogeräten oder Möbeln reicht die Palette. Mitzubringen sind in erster Linie das defekte Gerät sowie ein gewisser Enthusiasmus, was die Reparaturleidenschaft betrifft. Seitens der Wirtschaftskammer sieht man diese Repair-Cafes aber gespalten. Immerhin sei hier niemand tatsächlich mit der Reparatur beauftragt, es gebe keine Gewährleistung für das reparierte Produkt.

Altgeräte Wiederverwertung Recycling

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Nicht alles, was im Müll landet, ist auch tatsächlich kaputt

Reparieren als Geschäftsidee

Aber auch kleinere Gewerbebetriebe spüren den Trend zum Reparieren. Maßschneidereien oder Schuster haben die Reparatur immer schon als Service angeboten. Ein Maßhemd mit schmutzigem Kragen oder abgestoßenen Manschetten lasse sich ebenso leicht wieder in Schuss bringen wie ein durchgelaufener Schuh. Vorausgesetzt, es handle sich um Qualitätsware. Bei billigen Massenprodukten zahle sich der Aufwand meist nicht aus und sei wegen der schlechteren Verarbeitung auch oft unmöglich.

Auch wenn es schwer ist, den Trend zum Reparieren in Zahlen zu fassen - dass es sich um einen Trend handelt, lässt sich nicht mehr leugnen. Auch seitens des Landes Niederösterreich wird Recycling großgeschrieben. Das Land betreibt eine eigene Flohmarktwebsite mit dem Titel „So gut wie neu“. Hier kann man vom Crosstrainer bis zur Fritteuse gebrauchte, aber noch funktionierende Haushaltsgeräte oder Möbel kaufen und verkaufen.

Nicht jeder Abfall ist Mist

Aber auch ein Nussbaum, der zum Fällen angeboten wird, findet auf der Website Platz, ganz nach dem Motto „Was der eine am liebsten entsorgt wissen möchte, kann für einen anderen noch von Wert sein“. Oftmals tauchen auf Flohmarktplattformen sogar lange gesuchte, aber nicht mehr im Verkauf stehende „Ersatzteile“ auf. Ein eigenes Reparaturnetzwerk wie in Wien gibt es in Niederösterreich zwar nicht, weil das Bundesland zu groß und heterogen ist, eine Vielzahl von kleineren Initiativen konzentriert sich aber darauf, Abfall möglichst zu vermeiden.

Dennoch sind viele Angebote auch verschwunden. Messerschleifer oder auch Schmiede fuhren in Niederösterreich bis vor wenigen Jahren noch von Ort zu Ort. Heute gibt es diesen Service kaum noch. Auch die Störhandwerker, Männer oder Frauen, die ihr Handwerk im Haus des Kunden ausführten und oft nur auf der Durchreise in den Ort kamen, gibt es heute kaum noch. Im Waldviertel machten sich im Rahmen des Viertelsfestivals vor zwei Jahren aber immerhin „Störschneiderinnen“ auf den Weg.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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