Die jüngste Graveurin der „Münze Österreich“

Die 22-jährige Niederösterreicherin Kathrin Kuntner hat einen besonderen Beruf: Sie ist die jüngste Graveurin der „Münze Österreich“. Kuntner entwirft die Vorder- und Rückseiten für Münzen, die künftig auf den Markt kommen.

Der Arbeitsplatz von Kathrin Kuntner ist einer der am besten gesicherten des Landes: Mitten in Wien, neben dem Stadtpark, ist seit dem 18. Jahrhundert der Sitz der „Münze Österreich“. Hier werden die Euro-Münzen, aber auch wertvolle Sammelobjekte wie der „Philharmoniker“ geprägt. Die 22-Jährige ist seit Jänner hier beschäftigt und entwirft die Vorder- und Rückseiten für Münzen, die in den kommenden Jahren auf den Markt kommen werden. Mit noe.ORF.at hat sie über ihren Beruf gesprochen, den sie selbst als „gar nicht so außergewöhnlich“ sieht.

Graveurin Kathrin Kuntner

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Kathrin Kuntner ist die jüngste Graveurin der „Münze Österreich“

noe.ORF.at: Was hat Sie an dieser Arbeit fasziniert, wo liegen die Grundlagen für Ihre Berufswahl?

Kathrin Kuntner: Ich habe schon in meiner Kindheit immer gerne gezeichnet. Es stellte sich dann die Frage, was ich nach der Hauptschule mache. Am Anfang habe ich selbst nicht gewusst, dass es diese Ausbildungsmöglichkeit gibt. Aber dann habe ich einen Schnupperkurs in der HTL in Steyr gemacht. Für mich war schnell klar, dass ich die Ausbildung zur Graveurin mache.

noe.ORF.at: Eine Ausbildung zu machen, ist die eine Seite, die andere jedoch, einen Arbeitsplatz zu finden. Wie rasch ist das gelungen?

Kathrin Kuntner: Der Traum jedes Graveurs ist es, in der „Münze Österreich“ zu arbeiten. Ich habe nach dem Abschluss einige Zeit gesucht, war auch in der Schweiz bei einer Firma, aber aus alldem ist dann doch nichts geworden. Dann habe ich von der Stellenausschreibung im Münzinstitut am Wiener Heumarkt erfahren. Das ist eine einmalige Chance, zum letzten Mal war eine solche Stelle vor mehr als 15 Jahren ausgeschrieben. Nach einem mehrmonatigen Aufnahmeverfahren mit einem künstlerischen Eignungstest habe ich die Stelle dann bekommen.

Graveurin Kathrin Kuntner

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Kathrin Kuntner ist fasziniert von ihrer Arbeit

noe.ORF.at: Gibt es eine Spezialarbeit, mit der Sie derzeit betraut sind?

Kathrin Kuntner: Momentan arbeite ich an der Drei-Euro-Münze, das ist eine Tierserie. Ich bin gerade am Entwerfen und Gestalten. Ein so genannter „Tiertaler“ ist bereits heraußen, jetzt arbeite ich an der nächsten Münze. Ich arbeite zusammen mit einer Kollegin an dieser Serie, wir machen nach den Zeichnungen die Modelle. Von der Marketingabteilung bekommen wir das Thema, das als nächstes zur Ausführung kommen soll. Dann setzen wir Graveure uns zur Beratung zusammen, machen ein Konzept. Jeder einzelne Graveur macht einen ersten Entwurf, aus diesen Entwürfen wird eine Serie ausgesucht, die wir dann anfertigen.

Graveurin Kathrin Kuntner

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Eine Drei-Euro-Münze ist bereits im Umlauf

noe.ORF.at: Ein besonders spannender Teil ist vermutlich die Suche nach den passenden Motiven?

Kathrin Kuntner: Mit der Motivsuche beginnen wir meistens am Computer im Internet, denn das spart Zeit. Steht einmal das Motiv fest, wird alles von Hand nochmals überzeichnet und angepasst, nichts wird direkt aus dem Internet übernommen. Dann machen wir uns ans Modellieren. Zuerst mit einer Knetmasse, danach wird ein Gipsabdruck vom Modell angefertigt. Dann kommt der weiter modellierte und bearbeitete Gipsabdruck in die Werkzeugbaubbteilung, dort wird der Abdruck gescannt, auf Münzgröße umgerechnet und gefräst. Danach wird von weiteren Graveuren eine perfekte Oberfläche ausgearbeitet. Das ist dann die Vorlage für die Stempel, mit denen zum Schluss die Münzen geprägt werden, die in den Verkauf gelangen oder von der Nationalbank in Umlauf gebracht werden.

noe.ORF.at: Wie lange arbeitet man an der Anfertigung einer Münze?

Kathrin Kuntner: Das dauert etwa ein Jahr. Die Münze mit dem Löwenmotiv wird 2017 auf den Markt kommen. Ich freue mich darauf, wenn ich die fertige Münze in der Hand habe. Wir können alle Ideen einbringen - je kreativer, desto besser, man kann sich entfalten. Ich möchte meine Technik durch die Arbeit an der Tierserie weiter verbessern. Ich arbeite darauf hin, dass ich Portraits gut ausarbeiten kann, das ist mein Ziel für die kommenden Jahre.

Das Gespräch führte Karina Fibich, noe.ORF.at