Semmering: Mineure graben sich durch den Berg

Seit einigen Wochen laufen die Arbeiten am Semmering-Bahntunnel auf Hochtouren. 1.200 Arbeiter graben sich Stück für Stück durch den Berg. Aufgrund der Geologie konnten bisher keine Tunnelbohrmaschinen eingesetzt werden.

Insgesamt 27 Kilometer lang sollen die Tunnelröhren des Semmering-Bahntunnels werden. Für die Mineure sind die Grabungen eine besondere Herausforderung. Einen Kilometer konnten sie mittlerweile in den Berg vorstoßen und arbeiten sich dort jeden Tag im Akkord weiter voran. Ein Mineurstrupp besteht aus fünf Personen, die zehn Tage lang im Dreischichtbetrieb arbeiten und dann vier Tage frei haben. Für sie gilt es, extremen Arbeitsbedingungen standzuhalten.

Geld und Gefahr als Anreiz für Mineure

„Vorrangig ist wahrscheinlich das Geld“, erzählt der Mineur Karl Sailer aus Kärnten. Sailer war auch beim Bau des St. Gottharttunnels in der Schweiz beschäftigt: „Dazu kommt, dass es kein alltäglicher Job ist. Die Gefahr ist eigentlich der Reiz.“ Wegen der Geologie des Berges wird im sogenannten Sprengvortrieb gearbeitet. Die Mineure sprechen dabei von Abschlag. Gemeint ist jene Distanz, die in einem Arbeitschritt pro Schicht bewältigt werden kann.

„Derzeit fahren wir mit einem Meter Abschlag, weil das Gebirge derzeit eine Störungszone beinhaltet und daher ausgebrochen und gesichert werden muss, etwa mit einer intensiveren Ankerung oder auch 25 Zentimetern Spritzbeton. Wenn das Gebirge besser wird, geht man mit der Abschlagslänge auf bis zu 2,2 Meter“, erklärt Johannes Lackner von der Bauaufsicht. Im Durchschnitt schaffen die Vortriebsmannschaften auf diese Weise fünf Meter am Tag.

Gereinigtes Bergwasser fließt in die Schwarza

Das abgebaute Material wird dann mit Muldenkippern aus der Röhre gefahren, gleichzeitig muss jeder Kubikmeter Spezialbeton von draußen hereingeschafft werden. Das anfallende Bergwasser wird noch im Tunnel gesammelt und über Rohrleitungen in ein Aufbereitungsbecken am Tunnelportal geleitet. „Dort wird das Wasser entsprechend aufbereitet und gereinigt“, sagt Projektleiter Gerhard Gobiet: „Erst wenn es komplett gereinigt ist und die richtige Temperatur hat, wird es in die Schwarza eingeleitet.“

Um den Fischbestand nicht zu gefährden, darf der Temperaturunterschied zur Schwarza maximal eineinhalb Grad betragen. Aber nicht nur das Wasser, auch das abgebaute Gestein wird vor dem Abtransport ständig auf Schadstoffe kontrolliert. „Wir haben nicht nur unsere eigenen Prüforgane, sondern wir werden auch von den behördlichen Bauaufsichten aus den Ministerien ständig kontrolliert. Daher können wir nachweisen, dass wir alle Auflagen einhalten“, so Gobiet.

Ab dem kommenden Jahr soll auch von der Mitte des geplanten Tunnels sowie von der steirischen Seite aus gegraben werden. 2022 soll der Tunneldurchschlag erfolgen, 2026 sollen die ersten Züge durch den Semmeringtunnel fahren. Die Gesamtkosten für den Tunnel belaufen sich auf 3,3 Milliarden Euro.

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