Die kleinste Weinstadt Österreichs

Schrattenthal (Bezirk Hollabrunn) ist mit 862 Einwohnern die kleinste Weinstadt Österreichs. Das war allerdings nicht immer so. Vor 50 Jahren lebten in der Stadtgemeinde im Weinviertel noch um die 1.500 Menschen.

Der zunehmende Mangel an Arbeitsplätzen ließ viele Menschen abwandern. Durch den Bau von Reihenhaussiedlungen versucht man nun, wieder neue Bewohner nach Schrattenthal zu locken. Barbara Tschandl hat sich für „Im Blickpunkt“ diese Entwicklung angesehen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Zwischen Feldern und Weingärten

Schrattenthal führt die Bezeichnung der kleinsten Weinstadt Österreichs. Die Stadtgemeinde umfasst auch Obermarkersdorf und Waitzendorf.

Die drei Ortschaften, die zur Stadtgemeinde Schrattenthal zusammengeschlossen wurden, liegen eingebettet zwischen Feldern und Weingärten: Die kleinste Weinstadt Österreichs, Schrattenthal, Obermarkersdorf und Waitzendorf - allesamt nicht mehr als drei Kilometer voneinander entfernt. 862 Menschen wohnen hier, es gibt zwei Kindergärten, in die Schule wird zum Beispiel mit dem Postbus nach Pulkau gependelt. Für eine eigene Volks - oder Neue Mittelschule gibt es zu wenig Kinder.

Vor dem Stadtamt von Obermarkersdorf, der Hauptgemeinde von Schrattenthal, herrscht schon am Freitagvormittag unseres Besuches reges Treiben. Das Kürbisfest wird vorbereitet, ein Fixpunkt in der Gemeinde. Bürgermeister Alfred Schuster (ÖVP) empfängt uns trotz des Trubels in seinem Büro, um uns zu erzählen, wie es sich in einer der kleinsten Stadtgemeinden Österreichs lebt. „Je kleiner die Strukturen sind, desto besser kann man sich mit einer Gemeinde identifizieren“, sagt er, während er vom Fenster aus die Arbeiten zum Kürbisfest beobachtet „Das halte ich für sehr wichtig.“ Man kenne sich untereinander, das sei schon von Vorteil. Die vielen Vereine in den Ortschaften würden den Zusammenhalt zusätzlich fördern.

Schrattenthal

ORF

Die Bevölkerungsentwicklung von Schrattenthal

Arbeiten in Wien, wohnen in Schrattenthal

Dass sich die Einwohnerzahl in den vergangenen 50 Jahren halbierte, erklärt sich Schuster mit einem massiven Mangel an Arbeitsplätzen. „Früher hatten wir einige Kleinbetriebe. Die haben jeweils 20 bis 25 Leute beschäftigt und in Schrattenthal gab es durch den großen landwirtschaftlichen Betrieb viele Saisonarbeiter. Das ist alles nach und nach weggebrochen“, erzählt er.

Die jungen Leute seien dann zum Arbeiten nach Wien gegangen und letztlich weggezogen, nach und nach sei die Bevölkerung immer älter geworden. Ein typisches Phänomen, die Landflucht. Stolz ist der Bürgermeister auf seine „Stammeinwohner“, wie er sie fast liebevoll nennt. Und mittlerweile gebe es auch immer mehr junge Familien, die sich entscheiden würden, hier zu bleiben. „Da wird dann eben nach Wien gependelt zum Arbeiten“, so Schuster „aber wohnen wollen sie hier.“

Vorarlberger und Steirer werden sesshaft

Um das zu fördern, wurden in den vergangenen Jahren und werden auch jetzt neue Reihenhaussiedlungen gebaut und Grundstücke zum Verkauf angeboten. Stolz erzählt Schuster, dass selbst Steirer und Vorarlberger zu ihnen nach Schrattenthal gezogen sind. Und die Integration der „Zuwanderer“ aus den anderen Bundesländern? Die funktioniere gut, sagt er. Man müsse sich in den Vereinen eben auch einmal blicken lassen und sich zu den Einheimischen setzen. Dann komme man ins Gespräch und sei schnell ein Teil der Schrattenthaler. „Ich frage diese Leute auch oft, warum sie gerade zu uns gezogen sind, hierher ins Weinviertel“ lacht der Bürgermeister „und sie antworten: Weil es bei euch einfach so schön ist.“

Link: