Sparbuch trotz Niedrigzinsen beliebt

Österreich und auch Niederösterreich gilt im europäischen Vergleich als Volk der Sparer. Rund um den Weltspartag hatte man als Sparer aber wenig Grund zur Freude. Die Preise steigen, während die Zinsen extrem niedrig sind.

Im EU-Vergleich legen die Österreicher mit 150 Euro pro Monat überdurchschnittlich viel Geld zurück. Das zeigen auch Umfragen, wonach mehr als 90 Prozent der Befragten Sparen für wichtig erachten. Die meisten zahlen überschüssiges Geld deshalb auch weiterhin auf das Sparbuch ein, was laut Experten aufgrund des Nullzinsniveaus aber nicht immer ratsam ist.

„Wir stehen vor einer Situation, die wir bis jetzt noch nicht hatten. Wir reden von Negativzinsen. Vor allem die älteren Generationen können mit diesem Zinsniveau wenig anfangen. Sie sind mit ganz anderen Zinsniveaus groß geworden", sagt Veranlagungsexperte Fleming Eibel von der Hypo Niederösterreich: „Tatsache ist: Man kann Geld nicht nur für zehn Jahre am Sparbuch liegen lassen, wie man es früher gemacht hat.“

2016 Sparbuch Bankkonto Banknoten

APA/Barbara Gindl

Das Sparbuch ist weiterhin beliebt

„Sandwich-Situation“ des Sparers

Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen, sieht den Sparer in einer „Sandwich-Situation“. Auf der einen Seite würden die Preise im kommenden Jahren anziehen, weil es bei den Rohstoffpreisen eine Trendwende gibt, auf der anderen Seite bleiben die Zinsen extrem niedrig. „Auf absehbare Zeit wird die Europäische Zentralbank nicht an der Zinsschraube drehen. Sie hat klar gemacht, dass sie zumindest für die nächsten zwei Jahre das Nullzinsniveau aufrecht erhalten wird. Daher ist kein Hoffnungsschimmer am Horizont für den Sparer“, so Brezinschek gegenüber noe.ORF.at.

Für den Sparer bedeutet das, dass die steigenden Preise die niedrigen Zinsen nicht nur auffressen, sie verursachen sogar Realverluste. Trotz allem sind sich die Experten einig, dass das Sparbuch nicht ausgedient hat. Insbesondere für Menschen, die das Geld kurzfristig benötigen könnten, habe das Sparbuch auch weiterhin eine wichtige Funktion. „Das Sparbuch hat einen ganz großen Vorteil. Es ist eine eiserne Reserve für unvorhergesehene Ausgaben“, erklärt Brezinschek: „Daher ist für kurzfristige Ansparperioden das Sparbuch nicht wegzudenken.“

Bei längerfristiger Geldanlage nicht optimal

Für längerfristige Veranlagungen sollte man vom Sparbuch absehen und sich stattdessen über andere Anlageformen informieren. Laut Eibel kommt es dabei vor allem auf die Risikoneigung des Kunden an. „Wenn er sehr konservativ ist, wird er wahrscheinlich im Bereich des Sparbuches oder der Wohnbauanleihen bleiben. Wenn er ein bisschen mehr Rendite will, muss er auch bereit sein, etwas mehr Risiko einzugehen. Da kommen wir auch sehr schnell in den Bereich von Aktienfonds, Aktiensparplänen, Aktienzertifikaten und Investmentfonds“, so der Veranlagungsexperte der Hypo Niederösterreich.

Bevor man sein Geld neu veranlagt, sollte man sich jedenfalls beim Berater seines Vertrauens umfassend informieren. Laut Umfrage hängt die Risikofreude jedenfalls mit dem Alter zusammen. Während junge Menschen ihr Geld lieber sicher veranlagen, steigt die Risikofreude mit dem Alter. Am mutigsten sind demnach Seniorinnen und Senioren ab einem Alter von 75 Jahren.

Thomas Puchinger, noe.ORF.at

Links: