Windkraft: Betonwände als Energiespeicher

Die Produktion von Windenergie unterliegt je nach Wetter großen Schwankungen. Überschüssiger Strom konnte bislang nicht genutzt werden. Mit Hilfe eines Pilotprojekts wird dieser nun in den Betonwänden von Häusern gespeichert.

Produzieren die Windkraftanlagen derzeit zu viel Strom, müssen die Betreiber die Anlagen entweder abschalten oder Strafe zahlen, wenn sie den Strom dennoch ins Netz einspeisen. Künftig soll die überschüssige Energie etwa in Wohnhäusern gespeichert werden. Zwei Jahre lang lief dazu nun ein wissenschaftliches Pilot-Projekt, an dem eine Baufirma aus Göllersdorf (Bezirk Hollabrunn) beteiligt war.

Um die Energie speichern zu können, werden bereits beim Bau - wie bei einer Zentralheizung - hunderte Meter Heizrohre in die Decke, in den Boden oder in die Wände verlegt. „Wir verlegen sie in die Decke, damit wir die Speichermasse des Betons am besten nützen“, sagt Baumeister Helmut Aichinger. Die Decke sei zudem ein Bauteil, der ohnehin benötigt wird: „Wir brauchen eine Bodenplatte, tragende Wände, und diese vorhandenen Teile verwenden wir als Speicher.“ Im Technikraum überwacht dann ein spezieller Sensor die Raumtemperatur und die Auslastung des öffentlichen Stromnetzes.

Beton als Energiespeicher Hausbau Windkraft

Aichinger Hoch- und Tiefbau

Die Heizrohre werden im Boden, in den Wänden oder in der Decke einbetoniert

Speisen die Windräder mehr Strom in das öffentliche Stromnetz ein als benötigt wird, erkennt das der Sensor und die Wärmepumpe wird automatisch aktiviert. Die Flüssigkeit in den Heizrohren wird dadurch bis zur gewünschten Raumtemperatur aufgeheizt. „Die Hülle ist so ausgelegt, dass die Raumtemperatur im Winter ohne zusätzliches Heizen maximal drei Grad pro Woche verliert“, versichert Aichinger.

70 bis 80 Prozent des jährlichen Strombedarfs

Dieser Kreislauf wiederholt sich immer wieder. Sinkt die Raumtemperatur also ab und es gibt überschüssige Energie, so schaltet sich die Wärmepumpe wieder ein. 70 bis 80 Prozent des jährlichen Strombedarfs eines Haushaltes können laut Aichinger damit abgedeckt werden. Erst bei längeren Phasen ohne Überschussenergie wird auf herkömmlichen Strom zurückgegriffen. Weil Überschussenergie wesentlich billiger ist, sollen die Heizkosten damit auf etwa 260 Euro pro Jahr sinken.

Die zusätzlichen Investitionen beim Bau seien hingegen überschaubar, meint Aichinger, denn „das Ziel dieser Kooperation war, die Überschussenergie von der Windkraft in ein Gebäude einzuspeichern ohne großen Zusatzaufwand.“ Deshalb werden die herkömmlichen Bauteile und Haustechnik verwendet. Bislang kommt das System in vier Einfamilienhäusern zum Einsatz, es interessieren sich aber immer mehr Haushalte dafür.

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