Millionen für Weihnachtsbeleuchtung

Es funkelt, glitzert und blinkt wieder im ganzen Land. Die Weihnachtsbeleuchtung wird, so scheint es, jedes Jahr mehr und aufwändiger. Alleine in Niederösterreich werden dafür jährlich etwa zwei Million Euro ausgegeben.

Vor 30 Jahren war eine Fahrt durchs nächtliche Waldviertel im Advent noch aufregend. Eifrig zählten die Kinder im Fonds damals die Lichterbäume entlang der Straße. Einen Punkt bekam, wer vor seinen Geschwistern einen Lichterbaum entdeckte. Während einer halbstündigen Fahrt waren es 20 bis 30 Lichterbäume, die man zählen konnte.

Heute finden sich ähnlich viele Bäume in einem einzigen Straßenzug, dazu kommen blinkende Rentiere, Eiszapfengirlanden am Dachfirst, Lichterschläuche am Gartenzaun oder leuchtende Weihnachtsmänner auf der Regenrinne. Ob diese Vielfalt schöner ist als früher, bleibt Geschmackssache. Tatsache ist aber, dass sich angesichts der Fülle an Lichterdekorationen kaum noch einzelne ausnehmen lassen.

Haus in Weihnachtsbeleutung, Bad Hall, Moosweg

ORF

Stromverbrauch einer ganzen Ortschaft

Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur Niederösterreich, rechnet vor: „In den wenigen Wochen vor Weihnachten verbrauchen die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher so viel Strom wie ein Ort mit 2.000 Haushalten im ganzen Jahr“. Ein anderes Rechenbeispiel: „Der Stromverbrauch durch die Weihnachtsbeleuchtung entspricht der Leistung eines großen Windrades“, sagt Greisberger. Er empfiehlt, auf LED-Lichterketten umzusteigen und rät zu einer Zeitschaltuhr, damit die Lichterketten nicht die ganze Nacht hindurch brennen.

Es sei ein natürlicher Reflex, die langen Nächte in der Winterzeit mit Lichtern erhellen zu wollen, berichten Psychologen. Und auch seitens der Wirtschaft wird gerne betont: „Die Weihnachtsbeleuchtung in den Einkaufsstraßen weckt die Kauflaune der Kunden besser als jedes Sonderangebot.“ Es gibt aber auch schon erste Fälle aus Deutschland oder der Schweiz, wo sich Nachbarn von allzu üppigem Lichterglanz in der Nachtruhe gestört fühlen. Lichtverschmutzung nennt man dieses Phänomen, unter dem auch Tiere leiden.

Haus in Weihnachtsbeleutung, Bad Hall, Moosweg

ORF

Fehlen der Nacht irritiert Mensch und Tier

Viele Tiere reagieren auf den nächtlichen Lichterschein verwirrt. Dazu zählt etwa der Igel, der seinen Winterschlaf unterbricht, aber auch tagaktive Tiere, die die Finsternis für ihre Ruhephasen benötigen, fühlen sich durch Beleuchtung gestört. Und auch Sterngucker haben bei zu viel Weihnachtsbeleuchtung keine Chance. In Innenstädten sind nur noch ein paar Dutzend Sterne mit freiem Auge erkennbar, am Land wenige Hundert. Unter heutigen Voraussetzungen hätten die Heiligen drei Könige dem Stern folgend das Jesuskind wohl niemals gefunden.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

Links: