„Abenteuer Wirklichkeit“ im Forum Frohner

Im Forum Frohner in Krems wird am Samstag die neue Ausstellung mit dem Titel „Das Abenteuer Wirklichkeit“ eröffnet. Die Schau folgt der Realismusdebatte und spürt dem Wandel im Zugang zum Realen nach.

„Das Abenteuer Wirklichkeit“ stellt eine zentrale kulturtheoretische Frage in den Mittelpunkt: Wie zeigt sich die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Darstellung im Bild und wie verändert sich damit auch das Verhältnis von Kunstwerk, Wirklichkeit und Betrachter? Kuratorin der Ausstellung ist Elisabeth Voggeneder.

Akualität durch Handymanie und globale Netzwerke

Bereits in den 1960er-Jahren hatte der Kunstkritiker Pierre Restany das Ende der traditionellen Malerei und Bildhauerei erklärt und stattdessen vom „erregende[n] Abenteuer einer Wahrnehmung der Wirklichkeit an sich“ gesprochen. Damit wurde das reale Objekt an die Stelle der illusionistischen Darstellung gesetzt. Mit der Veränderung des täglichen Lebens durch virtuelle Realitäten – Stichwort: Handymanie, Selfie und globale Netzwerke – erlangte die Fragestellung neue Aktualität. Die Wirklichkeit wurde zur dematerialisierten Konstruktion.

Ausgangspunkt der Betrachtungen ist das plastische Werk Adolf Frohners, für den die Begegnung mit der von Pierre Restany begründeten Gruppe der Nouveaux Réalistes im Paris der frühen 1960er-Jahre einen entscheidenden Einschnitt in seinem Schaffen bedeutete. Daraus eröffnet sich ein Dialog von unterschiedlichen Ansätzen, der vom Spiel mit der Augentäuschung über den Gebrauch von Fundstücken und der Umdeutung realer Alltagsmaterialien bis zur Genese virtueller Realitäten und der Inszenierung neuer Wirklichkeitsräume reicht.

Werke von Frohner, Stimm und Wurm

Mit dem „ersten Hackbild“ 1962 wendet sich auch Frohner gegen den Illusionismus des Tafelbildes, indem er die Bildfläche zerstört. Er entwickelt in der Folge einen Zugang zum Realen, der vom Spiel mit Materialien geprägt ist und einen ironisch-kritischen Grundton hat.

Auch im Werk von Oswald Stimm steht die Arbeit mit gefundenem Material im Zentrum. Anders als Frohner geht Stimm jedoch vom konstruktiven Umdeuten der Form aus und weitet diese zu heiteren Erzählungen menschlicher Grundfragen wie mit der Arbeit „Janus“ (1970 bis 1993) aus, bei der er die Doppelgesichtigkeit des Menschen thematisiert.

Mit dem Fokus auf die plastische Qualität des alltäglichen Gegenstandes erweitert Erwin Wurm den Skulpturenbegriff auf vielfältige Weise. Ausgehend von der Konstruktion figurativer Arbeiten aus Materialien wie Holzlatten, etwa bei der „Badenden“ in den 1980er-Jahren, wendet er sich bald der Verwendung von Kleidung als Ausgangsstoff einer Umdeutung der Form zu, mit der er die Wahrnehmung der Realität grundlegend hinterfragt und slapstickhaft überzeichnet.

Computergenerierte Räume von Johannes Deutsch

Computergenerierte Räume bilden schließlich ein bewegtes Abbild möglicher mentaler Bildwelten in den „Gesichtsräumen“ (1998 bis 2002) von Johannes Deutsch. Das für die ars electronica entwickelte Konzept ermöglicht dem Betrachter einen virtuellen Raum zu betreten und durch Bewegungen des eignen Körpers die umgebenden Bildwelten und -töne zu bestimmen.

Der reale Raum wird auch bei Alfredo Barsuglia zur Projektionsfläche des Inszenatorischen, ein Ansatz, der aus der Auseinandersetzung mit der sozialen Codierung von räumlichen Situationen hervorgebracht wurde. Die für das Forum Frohner in Szene gesetzte installative Objektarbeit verbindet Gefundenes, Täuschung und digitale Welten zu Spielräumen des Betrachters.

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